Schüler drängten sich stürmisch an mir vorbei, rempelten mich an, drückten sich nach vorne, so als könnten sie es womöglich nicht mehr rechtzeitig zum Unterricht schaffen obwohl die Zeiger der Uhr noch lange nicht nahe der Acht standen. Kichernde Mädchen stolzierten mit ihren kleinen Cliquen die Treppe nach oben, fantasierten womöglich über irgendwelche Beziehungen die sie niemals haben würden, oder lästerten über wehrlose Klassenkameraden. Grölende Jungs schubsten sich gegenseitig an, versuchten wahrscheinlich gerade jemanden zu finden bei dem sie die Hausaufgaben abschreiben konnten. Es war jeden Tag das Gleiche. Gruppen fanden sich zusammen; trennten sich wieder.
Ein leises, und monotones 'Tch' entkam mir, während ich mit erhobenem Blick den Flur entlang lief, die Hände in den Taschen meiner dunklen Jeans vergraben. Ich versuchte mir für einen Moment einzureden, dass ich gar nicht hier war. Ich hasste diese Schule, ich hasste dieses verdreckte Dorf in dem sie stand, und ich hasste die abgrundtief falschen, und begriffsstutzigen Gestalten, die sie besuchten. Ich wusste einfach nichts mit der Oberflächlichkeit, und den kindischen Spielereien meiner Mitmenschen anzufangen. Es konnte natürlich auch einfach an meiner Einstellung gegenüber der gesamten Gesellschaft liegen, und vielleicht war ich deshalb fester Überzeugung, dass man die Menschliche Spezies immer mit mindestens 3 Meter Sicherheitsabstand umgehen sollte, aber wer wusste das schon so genau. Für mich galt dass vermeiden größerer Konversationen; und wenn es doch Mal eine sein musste, dann nur Eine die mir von Nutzen war. Die Meisten hatten sich mittlerweile daran gewöhnt.
Desinteressiert wie eh und je pfefferte ich ein paar Bücher in meinen aufgeräumten Spind, kramte andere hervor, und schlug daraufhin wieder mürrisch die kleine Metalltür zu. Meine Laune war nun schon nach 5 Minuten am Tiefpunkt, und der Tag hatte gerade erst angefangen. Ich wusste nicht wo ich hingehen sollte, es schien als hätte mich die Dummheit umzingelt. Wenn ich schon wieder sah wie diese kleinen Scheißer von 5 Klässler, in der gesamten Schule, den Vertretungsplan herum schrien, bekam ich solche Aggressionen. Danke lieber 5 Klässler, der du gerade neben mir angefangen hattest zu brüllen, aber ich kann selbst lesen, und es ist auch nicht wirklich so als würde mich dein Schicksal sonderlich interessieren.
Genervt fuhr ich mir durch meine schwarzen Haare, während sich unbekannte Blicke in meinen Rücken bohrten, und ich die Treppen zum zweiten Stockwerk hinauf lief. Ich hatte das mulmige Gefühl dass es nicht mein Tag werden würde. Und auf mein Bauchgefühl konnte ich mich eigentlich immer verlassen.
♥
'Alaska Grey.' Stellte unser Klassenlehrer das Mädchen, dass neben ihm an der Tafel stand grimmig vor, und zeigte leicht mit der Hand auf das braunhaarige Mädchen. Er war einer der wenigen die wie ich, nicht viel von dem ganzen hier hielten, was ihn für mich umso sympathischer machte. Doch hörte ich ihm kaum zu während er ihren Namen sagte, weil es mir einfach herzlichst egal war, ob die Neue nun Alaska, Westfalia, Virginia oder Mississippi hieß. Solange sie mir nicht auf die Nerven ging, konnte sie sein wer sie wollte. Generell verstand ich das Prinzip des Ganzen 'zur Schau stellens' nicht wirklich, und es war mir auch sonderlich egal derweil es keinerlei Einfluss auf mich hatte.
Selbstbewusst lächelte sie in die Klasse, strahlte uns mit ihren braunen Augen an. Strähnen ihrer glatten Haare fielen ihr ins Gesicht, und sie strich sie sich locker nach hinten. Sie schien überhaupt nicht aufgeregt zu sein, so als wäre es völlig normal, tagtäglich die Schule zu wechseln. Vielleicht war es für sie auch völlig normal. Ich kannte sie schließlich nicht, und ich hatte auch nicht vor sie irgendwann kennen zu lernen. Sie war wahrscheinlich einfach nur der übliche Typ von Null-Acht-Fünfzehn-Schüler, der mir im Weg stand, die Schlange vor dem Sekretäriat verlängerte oder eben das tat was jeder tat: Mich nerven. Sie war also absolut keinen einzigen Gedanken wert.

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Einer da oben hasst mich.
FanfictionLevi Ackermann, ein introvertierter, mürrischer und dauerdesinteressierter Weltuntergangsberfürworter, hatte sich jahrelang ein schönes misanthropisches Leben aufgebaut, indem niemand, aber auch wirklich niemand außer er Platz haben sollte. Doch als...