Wieder zu Hause!

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Langsam machte ich meine Augen auf. Die Sonne schien in mein Zimmer hinein. Schnell hüpfte ich auf und öffnete das Fenster. „Ah! ... Frische Luft!", hauchte ich. „Mum!", schrie ich lauthals. „Was ist denn mein Schatz?", hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter von unten. „Es ist endlich so weit!", schrie ich, sprintete zu meinem Kasten, zog mich hastig um und lief nach unten.

Meine Mutter stand am Tisch und bereitete das Frühstück vor. Wir nahmen unsere Plätze ein. Gierig stopfte ich mir ein Butterbrot in den Mund. „Na na Lina! Nur langsam essen. Warum so aufgeregt?", fragte mich meine Mutter, während sie mich verblüffend anstarrte. „Mmmh...hast du es schon vergessen?", gab ich mit vollgestopftem Mund zurück, „Ab heute sind wir wieder bei unserem Rudel!" Das Gesicht meiner Mutter fing an zu strahlen: „Wie konnte ich das Vergessen! Genau! Aber Lina. Ich habe noch ein paar Dinge die ich hier im Haus erledigen muss, bevor wir wieder zwei Monate weg sind. Also sag bitte den andere, dass ich später komme. Und wenn du willst, kannst du jetzt dann schon losgehen und musst nicht auf mich warte." Ich freute mich so sehr, dass ich aufstand und meine Mutter umarmte. „Danke Mama! Dann geh ich jetzt!" „Gut. Ich komme später nach! Bis später und viel Spaß! Grüß alle von mir herzlich!", rief sie mir noch nach. „Ja mach ich!"

Ich zog mir meine Jacke und meine Turnschuhe an. Und rannte los.

Schnell war ich am Waldrand angelangt. Ich blieb stehen, atmete einmal tief durch, lächelte und setzte meinen Weg fort. Wie ein wildes Tier hüpfte ich über Stock und Stein. Bei einer dicken Wurzel eines alten Baumes sprang ich darüber hinweg und verwandelte mich. Ich spürte es. Mein Fell. Endlich! Ich hatte es wieder. Ich spürte es ganz genau, wie es im Wind wehte.

Nach ein paar Minuten war ich dort angelangt. Es war ein Platz mitten im Wald, wo sich unser Rudel eingenistet hatte. Mit Freuden lief ich zu meiner Höhle. Als ich hinein schritt, war es dunkel. Nur ein heller Schimmer leuchtete hinein. Alles war so wie wir es verlassen hatten. Langsam marschierte ich wieder hinaus und machte mich auf dem Weg zu der Höhle unseres Anführers. Sie war die größte Höhle die es hier in unserem Territorium gab. „Hallo? Schwarzfell bist du hier?" „Lina! Die kleine Lina! Wie du gewachsen bist!", Schwarzfells Fell tauchte auf einmal vor meiner Nase auf. „Wie schön es ist dich wieder zu sehen!", ich sprang vor Freude mit meinen Beiden Vorderpfoten auf. „Mir ist es ebenfalls eine Freude. Ist deine Mutter auch hier?", fragte er. „Nein die kommt erst später. Sie hat noch zu tun.", antwortete ich ihm. „Wer ist denn schon hier?", hechelte ich aufgeregt. Schwarzfell stapfte hinaus und ich folgte ihm. Plötzlich heulte er laut. Seit den letzten Ferien hatte ich ihn schon nicht mehr heulen gehört. Es drückte Stärke und Mut aus. Ganz schnell kamen fünf andere Wölfe aus dem Gebüsch hervor. Es waren Silberfell, Graupfote mit einem kleinen Wolf daneben, den ich nicht kannte, und die Beiden Zwillinge Danny und Denise.

Silberfell, war ein älterer Wolf dessen Fell eigentlich grau war, aber wenn er in der Sonne stand schien es immer Silber zu sein. Er war der engste Vertraute und Berater von Schwarzfell. Silberfell hatte schon zwei Kinder gemeinsam mit Graupfote. Graupfote war eine ältere Wölfin. Sie hatte sich mit meiner Mutter angefreundet. Graupfote hatte ein helles Fell mit grauen Pfoten, die aussahen wie Schuhe. Die Beiden Zwillinge Danny und Denise. Sie hatten weißes Fell mit grau bis schwarzen Flecken. Sie wurden erst diesen Sommer aufgenommen. Dass wusste ich, weil sich meine Mutter mit den anderen getroffen hatte und dort beschlossen wurde ob sie zu unserem Rudel durften oder nicht. Ich konnte nicht verstehen warum die Zwei aufgenommen wurden. Meine Mutter hatte mir berichtet, dass die Beiden arrogant, stur und rechthaberisch waren, jedoch waren sie Elternlos. Und ohne Hilfe konnten sie in der Wildnis nicht überleben. Wen ich noch nicht kannte, war das kleine Wolfjunges, das so fröhlich auf mich zu hüpfte. Es hatte grau-weißes Fell.

„Hallo!", rief ich allen zu. Das kleine Wolfjunges begrüßte mich, indem es um mich herum hüpfte. Silberfell und Graupfote trotteten auf mich zu. „Schön dich zu sehen!", hörte ich Graupfotes helle Stimme. „Auch schön euch wieder zu sehen!", gab ich zurück und schaute nach unten, wo das Wolfjunges noch immer herum hüpfte, wie ein kleiner Ziegenbock. „Nachwuchs. Mein Junge.", sprach Silberfell und sah mich mit einem fröhlichen, aber auch ernsten Blick an. „Wow!", staunte ich, „Herzlichen Glückwunsch!"

Während ich mich über den kleinen Nachwuchs freute, war ich skeptisch. Denn die einzigen, die mich nicht begrüßt hatten, waren Danny und Denise. Die Beiden standen nur hinten bei den Bäumen, schauten ab und zu hier her und tuschelten herum.

Plötzlich ertönte ein Laut. Ein Wolfsheulen. Laut, stark, mutig. Fast das gleiche Heulen wie Schwarzfell. Nur etwas anders. Ich kannte es ganz genau. Braunfell.

Er war der Sohn unseres Anführers. Seine Mutter war leider beim letzten größeren Kampf vor drei Jahren gestorben. Braunfell sollte einmal den Platz von Schwarzfell einnehmen. Er war genau so mutig, stolz, freundlich und stark wie sein Vater. Und nebenbei war Braunfell so alt wie ich und mein bester Freund.

Schnell heulte ich zurück. Und wie ich damit fertig war, rannte ich los. Ich konnte noch Schwarzfells Stimme hören: „Typisch bei den Beiden" Doch es kümmerte mich nicht. Ich wollte nur noch Braunfell sehen. Schnell wie der Wind hüpfte ich über einen alten umgefallenen Baum, der mir fast den Weg versperrte. Ich blieb stehen. „In welche Richtung muss ich jetzt?", fragte ich mich leise. Auf einmal sprang eine Gestalt über den großen Felsen, der vor mir stand und riss mich zu Boden. „Hey Weißpelz!", lachte Braunfell. (Weißpelz war mein Name als Wolf, aber trotzdem nannten mich die meisten Lina) „Braunfell!", freute ich mich, „Was für eine tolle Begrüßung!" Als wir uns wieder aufgerappelt hatten, ließ Braunfell seine Nase an meine an stupsen. Das machte er öfters.

Mein bester Freund hüpfte und wedelte mit seinem Schwanz wie verrückt. „Weißt du was passiert ist Weißpelz?" „Nein was denn?", fragte ich ungeduldig. „Ich bin ab heuer Schüler meines Vater.", sprach er letztendlich und hob seine Nase stolz hinauf. „Na das ist ja super!" Ich freute mich für Braunfell. Er senkte seine Nase wieder und sah mich mit seinen Bernstein braunen Augen an: „Und wenn du dich heuer anstrengst, dann ernenne ich dich zu meiner Leibwache, wenn ich Anführer des Rudels bin!", seine Nase hob sich wieder. „Achja? Glaubst du ich bin nur als Leibwächter gut genug?", fragte ich spaßig. „Natürlich. Meine beste Kriegerin wirst du auf jeden Fall nicht" „Bist du dir sicher?", ich setzte zum Sprung an, „Dann zeig mal was du drauf hast!" Ich sprang ihm entgegen und riss ihn zu Boden. Wir spielten oft so mit einander. Braunfell und ich hatten oft Spaß. Nach zirka zehn Minuten hörten wir Schwarzfells heulen. Allerdings war es nur für mich und Braunfell gedacht. Schnell waren wir mit dem Raufen fertig und rappelten uns auf. „Was Vater wohl will?", sagte Braunfell leise.

Von einer Minute auf die andere saßen wir Beide vor Schwarzfells Höhle. Und warteten. Nach zirka zwei Minuten kam er dann endlich heraus. „Weißpelz, Braunfell. Ich habe euch etwas zu sagen.", seine Stimme machte mir ein wenig Angst, da sie sehr ernst klang, „Ihr habt mir doch einmal berichtet, das ihr einen Traum habt. Und den werden ich euch ab heuer erfüllen. Weißpelz, Braunfell. Ich gebe euch Unterricht im Verteidigen und Kämpfen! Dazu ernenne ich dich, Braunfell, zu meinem Schüler und so zusagen Anführer des Rudels, falls ich von euch gehen sollte oder einmal nicht da bin." Wir sprangen auf vor Freude. Unterricht bei Schwarzfell im Verteidigen und im Kämpfen haben Braunfell und ich uns schon immer gewünscht. „Achja und Weißpelz" Schnell stoppte ich meine Freudensprünge: „Ja Schwarzfell?" Er lachte kurz: „Deine Mutter ist da. Sie wartet auf dich in eurer Höhle." „Danke Schwarzfell. Bis später!", ich verabschiedete mich von unserem Anführer und von Braunfell und lief so schnell ich konnte zu meiner Mutter, um ihr die Neuigkeit zu überbringen.

Wölfe unter uns *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt