Kapitel 3 Die Brückenallianz

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Amalia blieb noch einen Moment stehen um dem Schwindler zu lauschen.
„... Verpasst nicht diese Gelegenheit. Denkt an all die Schmerzen vor denen euch dieser Trank bewahren kann. Euer Körper wird es euch danken"; beendete er seine ausschweifende Rede.
Ein leises Raunen ging durch die schaulustige Menge. Sofort hob sich die Hand eines Bürgers. „Ich nehme einen! Nein was sag ich da. Ich nehme zwei!"
Der alte Mann hinter dem Holzstand lächelte. Weitere Stimmen erhoben sich, die Menge drängten sich dichter an den Stand heran. Ein wildes Schubsen und Schieben entstand, jeder wollte der erste sein.
„Das ist ohne Zweifel unser Mann", bemerkte Kurt.
„Er ist ein gewandter Redner. Ich habe große Lust ihm auch etwas abzukaufen", erwiderte Amalia und seufzte. Je geschickter der Redner, desto mehr Ärger bedeutete er.
Die beiden schoben sich durch die Menge. Sie mussten einige Ellenbogen austeilen um die gierigen Massen beiseite zu schieben.
Der Alchemist entdeckte sie, kaum dass sie etwas näher gekommen waren, bzw. kaum das sie sich etwas näher geschoben hatten.
„Ah, seid ihr endlich in Versuchung geraten?", sagte er laut und sah Amalia direkt an. Leise konnte sie ihn flüstern hören. „Es wird ja auch mal Zeit, dass die feine Gesellschaft sich für meine Tränke interessiert!"
Die Menge wich ehrfürchtig zur Seite und ließ Amalia ungehindert passieren, leises Gemurmel war zu hören.
Amalia setzte ein höfliches Lächeln auf. „Um ehrlich zu sein bin ich mir noch nicht sicher", gab sie ihm zur Antwort. „Ich möchte sichergehen, dass es sich bei euch um keinen Quacksalber handelt." Während sie sprach musterte sie ihn genau. Der alte Mann erwiderte unbeeindruckt ihren Blick, seine Augen strahlten vor Stolz und Selbstbewusstsein.
„Ich kann es euch nicht verübeln in diesen Zeiten." Er lächelte freundlich, auf Amalia wirkte es jedoch eher etwas aufgeblasen.
Sie stützte sich mit einer Hand auf die Ablage und lehnte sich näher zu dem Alchemisten.
„Gibt es denn irgendwelche üblen Nebenwirkungen bei eurem Trank?"
„Nein. Ihr werdet Euch einfach nur wohlfühlen!"
Amalia lächelte bei seiner Aussage. „Würdet ihr dann einen eurer eigenen Tränke trinken, um guten Willen zu beweisen", fragte sie.
Der Alchemist sah sie ungerührt an, doch Amalia bemerkte den Ausdruck des Schreckens, der kurz über sein Gesicht huschte.
„Natürlich, ich trinke jeden Morgen einen Schluck. Doch da ich mich bester Gesundheit erfreue werdet ihr kaum eine Wirkung sehen. Wenn es euch beruhigt, dann nehme ich einen zu mir. Einen Moment bitte." Der Mann bückte sich, dabei ließ er sich viel Zeit. Amalia reckte den Kopf um besser sehen zu können. Der Mann hatte sich etwas von ihr abgewandt. Schließlich richtete er sich mit einer Flasche wieder auf. Er entkorkte diese und trank ohne zu zögern. Doch Amalia ließ sich nicht täuschen. Sie lachte.
„Kommt schon, ich habe gesehen, dass ihr die Phiole aus der Taschen gezogen habt. Es gibt keine Beweis, dafür, dass es sich um den selben Trank handelt, den ihr hier verkauft."
Die Menge hinter ihr wurde unruhig. Das Raunen wurde lauter.
Der Alchemist räusperte sich und sah sie verärgert an. „Als Mann der Wissenschaft halte ich Skepsis für eine bewundernswerte Eigenschaft. Aber in eurem Fall handelt es sich um Blindheit. Und ohne weitere Beweise könnt ihr mir nichts anlasten. Nun zieht eurer Wege Milady. Ihr ruiniert mir noch das Geschäft", stieß er hervor.
Amalia ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie lächelte freundlich.
Wir sehen uns wieder", sagte sie gelassen. Sie schob sich durch die Menge gefolgt von Kurt. Die Lücke schloss sich augenblicklich wieder hinter ihr.
„Meine Damen und Herren lassen sie sich nicht verunsichern! Dieser Trank ist absolut harmlos", hörte sie ihn in die Ansammlung der neugierigen Mitbürger rufen.
Die beiden überquerten den kleinen Platz und blieben am Rande stehen. Amalia musterte den musterte den Alchemisten aus der Ferne.
Kurt folgte ihrem Blick missgestimmt. „Dieser Sture Bock", sagte er.
Amalia lachte. „Wir werden schon einen Weg finden, den alten Fuchs dingfest zu machen. Wir brauche nur noch einen Plan."
Kurts Blick wanderte von dem Alchemisten zu seinen Fläschchen.
„Wir müssen einen Weg finden einen seiner Tränke zu stehlen und ihn zwingen diesen zu trinken", murmelte Kurt
Amalia wandte ihm überrascht den Kopf zu.
„Das ist es" rief sie aus. Aufmerksam betrachtete sie die Umgebung.
Der Stand des Alchemisten stand am Rande eines Hauses, am Ende des Platzes. Direkt daneben führte eine Mauer entlang in Richtung des nächsten Hauses, und trennte den Platz von der Gasse dahinter ab. Zwischen der Mauer und dem nächsten Gebäude befand sich eine kleine Lücke. Und in eben diesem Freiraum stand ein hölzerner Karren. Amalia grinste. „Da ist er, der Karren des Schwindlers. Die Lage ist Ideal. Der große Karren und die Mauer versperren die Sicht. Wir können uns ungesehen von hinten an den Wagen schleichen und eine Trank stehlen!", erklärte sie Kurt.
Kurt sah sie wenig begeistert an. „Ich halte das für keine gute Idee in deiner Position."
Sie zuckte mit den Schultern. „Immerhin bin ich in wichtiger Mission unterwegs", entgegnete Amalia. Sie umrundete den Stand in weitem Bogen. Der Alchemist bemerkte sie nicht. Er war damit beschäftigt weitere Tränke zu verteilen und den Leuten gut zu zureden, was seit Amalias Auftreten nicht mehr so einfach war.
Amalia bog nach links ab und verschwand hinter dem Haus, Kurt folgte ihr nur zögerlich. Er schien nicht besonders glücklich, obwohl es sein Vorschlag gewesen war.
Wie vorhergesagt fand Amalia eine kleine Gasse, die hinter dem Wagen entlang ging, abgetrennt durch ein Eisengitter. Üblicher Weise wurde die Gasse von dem Händler im Gebäude neben an genutzt. Die Lücke in dem der Karren jetzt stand, hatte vorher ein Holzzaun abgesperrt. Vermutlich hatte der Alchemist mit dem Händler eine Abmachung getroffen um den Stand und die Gasse nutzen zu können.
Amalia rüttelte am Gitter, es war abgeschlossen, natürlich!
Bevor Kurt protestieren konnte, hatte sie einen Dietrich aus ihrer Tasche gezogen und in das Schloss gesteckt. Sie sah auf die leere Straße dann begann sie mit dem Dietrich im Schloss herum zu stochern. Nach einer halben Ewigkeit hörte sie endlich das ersehnte Klicken und das Eisentor schwang auf. Amalia grinste zufrieden.
„Ich möchte nicht wissen wo ihr dies schon wieder gelernt hat", sagte Kurt seufzten.
Sie lachte nur.
„Aber wie du siehst kommt es uns jetzt zu gute."
Kurt seufzte erneut.
Gemeinsam schlichen sie hinter dem Haus entlang zum Karren. An der Mauer und der Hauswand standen einige Kisten aufeinander gestapelt. Durch einige schmale Lücken konnten sie zum Stand des Alchemisten sehen. Dieser war so beschäftigt, dass er sie nicht bemerkte. Hastig duckte sie sich hinter der Mauer ab. Diese war gut 7 Fuß hoch, so dass sie bequem aufrecht gehen konnten. Über die Mauer hinweg drangen laut die Lobpreisungen des Alchemisten, der nun etwas verzweifelter versuchte seine Tränke los zu werden.
Sie schlich zu einer der Kisten und hob den Deckel an. Darunter kamen jede Menge Phiolen, wie jene auf der Auslage zum Vorschein. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr, welche sie für einen Moment ablenkte. Ein Stück Papier flatterte sanft zu Boden. Neugierig bückte sie sich und hob es auf. Es handelte sich um einen Brief. Beim Aufsammeln überflog sie den Brief. Sie hatte ihn nur auflesen wollen, doch etwas erregte Ihre Aufmerksamkeit.
Kurt sah sie warnend an und Amalia legte den Zettel beiseite. Hastig griff sie in die Kiste und zog eine Flasche heraus.
„Das hätten wir", sagte sie mit gesenkter Stimme. Die beiden kehrten zum Tor zurück und bogen dann um die Ecke zurück auf den Platz und zum Stand des Alchemisten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17, 2021 ⏰

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