Part 1 ▫️

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Wie immer auch, platzte mein Zwilling Enora in mein Büro rein und setzte sich angepisst auf die Couch, vor meinem Arbeitstisch. Sie schwang ein Bein auf das anderen und fing an, wie immer an ihren Lippen zu knabbern. Ich sah schon von hier aus, wie sich Blut an ihren Lippen ansammelte.

"Was ist? wieso bist du so genervt?",

"Ich muss mit auf diesen Ball",

"Hast du deshalb so lange mit Keira diskutiert?",

"Weshalb sonst auch, sie hat mich wie jedes Jahr ermahnt, dass ich nicht vom Ball abhauen soll",

"Du wirst ihr eh nicht zuhören Enora, hör wenigstens auf mit ihr so lange zu diskutieren",

"Du kennst sie genau so lange wie ich. Du weißt auch, wie sie drauf ist. Sie wird es nicht akzeptieren, wenn ich nicht auf die Feier gehe",
Sie knabberte immer mehr an ihren Lippen, bis sie letztendlich anfingen zu bluten.

Keira arbeitete an der Seite unserer Eltern, schon bevor sie verheiratet waren.
Sie war ununterbrochen bei ihnen und weiß daher auch viel über uns.
Auch nach dem Tod unserer Eltern, unterstützte sie uns durchgänglich bei allem und war wie eine zweite Mutter für uns. Wir verloren meine Mutter und meinen Vater aufgrund eines unerwarteten Angriffes. Meine Mutter war es, die unerwartet verletzt wurde, weshalb mein Vater mit der Absicht sie zu retten, unter einem genau so schweren Zustand litt.

Sie war schwanger.
Meine Mutter war schwach aufgrund ihrer Schwangerschaft. Sie wehrte sich so weit sie konnte. Ohne ihren Zustand auch nur zu beachten stachen sie ein Schwert direkt durch ihren Bauch. Mein Vater schaffte es nicht rechtzeitig, seine Augen waren bei ihrem Anblick überströmt voller Zorn und Schock zugleich.
Er wirkte wie durchgedreht.
Mit jedem seiner Tränen wurde er immer schwacher. Kurz bevor er seine Gegner beseitigte gingen sie nochmal auf Mutter zu, Vater schütze sie damit sie nicht weitere Schmerzen erlitt als sie es schon tat.
Dadurch verletzte er sich schwer und lehnte sich vor Schmerzen über Mutter.
In dem Zeitpunkt eilten mehrere Soldaten, doch unsere Gegner flüchteten.

Seine Tränen flossen mit jedem Anblick mehr.
Alles an Mutter war in rot gefärbt, sie streckte ihre Hand aus und fasste an die Wange meines Vaters.
Sie schüttelte ihren Kopf, dass er nicht weinen sollte, während immer mehr Tränen an ihren zusammengekrümmten Lippen vorbeiflossen.
Sie wischte Vaters Gesicht mit zitternden Händen und umarmte ihn ein letztes mal mit ganzer Kraft die sie übrig hatte. Ihre Hand wanderte auf ihren Bauch.
„Ich konnte sie nicht beschützen ...
Sie schluckte schwer runter
es tut mir leid Liebling, ich konnte nicht-
auf sie aufpassen, es tut mir leid-
ich- ich konnte nicht- ", flüsterte sie voller Schmerzen.
Sie weinte leise in sich selbst hinein, so leise dass man es kaum hören konnte.
Nicht mal die Kraft dazu hatte Mutter.
Vater konnte kein Wort rausbringen, er nahm sie in die Arme und trug sie in den Rosengarten.
Er hockte sich hin, lehnte sich an den Baum zwischen den Rosen, die dabei waren zu verwelken.
Mutter umschloss er in seinen Armen und strich durch ihre langen schwarzen Haare.

Zuletzt konnten nur Enora und Ich die beiden sehen. Wir schafften es nicht rechtzeitig ihnen zu helfen, da wir an einem anderen Eingang des Schlosses ebenfalls angegriffen wurden.
Meine Knie hatten nicht die nötige Kraft bei dem Anblick. Ich hockte mich hin, gab jedoch nichts von mir. Enoras Schrei ertönte neben mir und zog mich von meinen Gedanken wieder raus.
„Mutter, Vater...."

Sie gaben uns nur ein letztes Lächeln.
Ein Lächeln um uns zu sagen, dass alles in Ordnung wäre.
Ein Lächeln, welches darum bat, stark zu bleiben.
Ein letztes Lächeln, was wir von ihnen noch zu sehen bekamen.
„Enis, Enora... ich liebe euch- meine kleinen-......",
Ihre Augen schlossen sich mit der letzten Träne, welche langsam an ihren leicht lächelnden Lippen vorbeifloss. Vater weinte. Unser Vater weinte.
Seine Wunden waren viel zu tief um es weiter als das zu bringen. Wie sollten wir dieser Szene wirklich glauben?
Tränen brachen aus, es war wie ein Alptraum, nicht wahrhaftig genug, nicht glaubenswürdig.
Das letze woran ich mich nur noch erinnerte war, Enoras bitterliche weinen. Ich wandte mich zu ihr, vergrub mein Gesicht in ihren Haare und weinte leise in mich weiter.

[...]

Nach diesem Vorfall änderte sich alles.
Wir alle waren plötzlich auf uns selbst angewiesen.
Es dauerte, um selber mit dem Fehlenden Teil in uns weiterzuleben.
Drei Jahre....
Ganze drei Jahre vergrößerte unseren Zorn und die Sucht nach Rache immer weiter.
Enora und Ich waren inzwischen 23, Kyla 22 und Kyra 21.
Die beiden trainierten Tage lang durch. Ohne Pausen.
Jeder von uns wollte nur eins.
Sie sollten umso mehr Schmerz spüren, alles was sie uns antaten, sie sollten leiden.

„-is...
„Enis, hörst du mir überhaupt noch zu??",
... Ja",
„Hoffe ich doch für dich",
„Enora, mach endlich einen Abgang, hör auf zu nerven",
„ENIS! Überrede Keira dass sie mich entlässt",
„Nein",
„Was? Wieso?",
„Weil du nervst",
„Du bist echt ein drecksloch",
„Du weißt selber, dass du dorthin musst",
„Kommst du auch?",
„Nein",
„Oh doch ", unterbrach Keira uns.
„Tsk",
Enora streckte mir grinsend den Mittelfinger zu.
„Dein Kleid habe ich diesmal entschieden Enora",
„Nicht nötig",
„Nicht nötig? Damit du wieder mit einem *Anzug*  auf dem Ball erscheinst?",
„Ja",
„Witzig, jetzt geh dein Kleid anprobieren, es wurde nach deinen Maßen geschneidert",
„Du wirst nicht aufgeben oder",
„So ist das Leben meine Süße", schmunzelte Keira leicht.
Enora motzte den ganzen Weg bis zum Schneider, während ich die lezten Papiere erledigte.
Morgen war der Ball und ein Tag später mussten wir auf eine Versammlung zwischen verschiedenen Großfamilien.
Vater hatte, als der Sohn des Königs viel zu erledigen.
Als ältester Sohn war ich nunmal der nächste. Natürlich gehörte auch Enora dazu, da es erträglicher war, es zusammen zu erledigen.
Die Versammlung fand jedes Jahr statt um wichtige Entscheidungen zu treffen oder restliches anzusprechen um die Zustimmung von uns, der Thorley Familie zu erhalten.

Für heute beendete ich meine Arbeit und begab mich zum Schneider, da Keira mich ebenfalls darum bat, einen passenden Anzug zu Enoras Kleid zu tragen.








Helloooouuuu
Mein allererster Part zum 2. Teil meiner ersten Story. Ich hoffe es gefällt euch weiterhin und viel Spaß beim lesen. ✌🏼

(Y/N)-Lovestory 2.PartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt