Runaway

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Ein Junge, geschätzte 8 Jahre, starrte das Mädchen ungeniert an. Er beobachtete jede ihrer Bewegungen. Er fand sie faszinierend. Er sah ihr den ganzen Tag zu, ohne sich zu langweilen. Seit fast Drei Stunden übte sie nun schon ein Drehung. Wahrscheinlich sollte am Ende eine geschmeidige Bewegung aus einem Spagat entstehen. Und sie kam dem gewünschten Ergebnis auch schon immer näher. Tag für Tag sah er dem Mädchen zu, aber er traute sich nie sie anzusprechen, obwohl er zu gerne wissen wollte wer das Mädchen war. Über Jahre hinweg sah er das Mädchen an der Promenade. Jeden Tag ging er zu der Bank neben dem Springbrunnen, setzte sich hin und bewunderte die Unbekannte in der Sonne Colchesters. Jahr für Jahr verbesserte sie sich und die Drehung konnte sie nun perfekt. Einfache Schritte waren es inzwischen für sie.

Doch eines Tages sollte es anders sein, sie wirkte traurig. Der inzwischen 10 Jährige schaute sie verwundert an, und das Mädchen setzte sich einfach neben ihn. Einfach so! Er fand es nicht unhöflich oder so etwas in der Art, er war nur verwundert warum sie sich genau jetzt neben ihn setzte. "Ich bin Luna, und wie heißt du?" Fragte sie ihn neugierig. "Ich bin Luc." Stellte er sich schüchtern vor. "Hallo Luc. Bitte komm nicht mehr hierher, ich werde auch nicht mehr kommen und du sollst diese Promenade nicht ohne mich sehen." Sie winkte noch mit ihrer kleinen Hand bevor sie die Promenade verließ. Verwirrt und traurig ging der kleine Junge nach Hause.

Am nächsten Tag wollte er nicht glauben, dass Luna einfach weg war, also ging er wieder zur Promenade, an den Springbrunnen, aber sie war nicht da. Auch am nächsten nicht. Und am übernächsten Tag auch nicht. Er sah Luna niewieder. Das kleine Mädchen, mit den langen blonden Haaren und den strahlend grünen Augen. Er kannte sie eigentlich nicht, aber er vermisste sie. Die Jahre zogen vorüber, und Luc fand sie langsam damit ab, dass er Luna niewieder sehen würde, aber er kam nie über sie hinweg. Er ist niewieder zu der Promenade gegangen. Er hätte die Erinnerungen nicht ausgehalten. Selbst manchmal, wenn er schlief, träumte er von dem Mädchen wie sie tanzte. Er versuchte so oft wie möglich von Luna zu träumen, damit er ihr Gesicht nicht vergaß, aber er konnte seine Träume natürlich nicht beeinflussen.

5 Jahre sind vergangen. Luc ist gebrochen. Er vermisst das unbekannte Mädchen. Er würde alles tun um sie noch einmal zu sehen. Aber er konnte sie nirgends finden. Er verstand selber nicht, warum sie so wichtig für ihn war, aber sie war es und das bereitete ihm Albträume.

Dann, eines Nachts wachte er schweißgebadet auf. Ein Albtraum von Luna. Schonwieder. Er hielt es nicht mehr aus und schlüpfte aus seinem Bett. Er wollte nocheinmal zur Promenade, er wollte nocheinmal zum Springbrunnen, nocheinmal den leeren Platz anstarren. Also schlich er sich aus dem Haus um 10 Minuten später an der Bank anzukommen. Er ließ sich nieder, bedächtig, und schloss die Augen. "Hallo du!" Die Stimme verfolgte ihm in seinen Albträumen und in seinen Tagträumen. Er riss die Augen auf um in strahlend grüne zu gucken. Lunas Augen. Er starrte sie schonwieder ungeniert an, wie am ersten Tag. "Wo warst du?" Er sollte hallo sagen, sich freuen, lächeln. Aber er war einfach nur erschrocken. "Es tut mir leid, ich musste fortlaufen, ich konnte nicht hierbleiben." Sie guckte ihn schuldbewusst an. "Ich habe dich vermisst Luna." Gestand Luc. "Ich habe dich auch vermisst Luc. Ganz schrecklich vermisst habe ich dich." Sie zitterte leicht. "Tanz mit mir." Forderte sie ihn auf. "Aber nein, ich kann nicht tanzen. Ich habe noch nie getanzt" Versuchte er sich rauszureden. "Doch natürlich, nur nicht körperlich. Du hast mir all die Jahre zugesehen. Komm." Sie hielt ihm ihre Hand hin. Und er nahm sie zögernd. So kam es dass Luc und Luna mitten in der Nacht an der Promenade tanzten.

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