Sofia
Ich liege auf dem Rücken und starre an die Decke. Es ist dunkel und nur der Schein des Mondes erhellt das Zimmer. Neben mir höre ich das gleichmäßige Atmen von Marina, meiner Mitbewohnerin und ich schätze mal so etwas, wie meiner neuen Freundin. Wir haben uns vor ein paar Tagen bei den Einführungsveranstaltungen kennen gelernt und dann erfahren, dass wir zusammen auf einem Zimmer sind. Ich mag sie sehr. Trotzdem fühle ich mich hier, in diesem Bett, in diesem Zimmer so unglaublich einsam.
Heute war mein erster Tag in diesem Haus, in dieser Uni, in diesem Zimmer. Es sollte der Beginn meines neuen Lebens sein, doch es fühlt sich an wie der nächste Horrortrip. Ich habe solche Angst vor dem, was auf mich zukommt, was die nächsten Tage und Wochen hier passieren wird. Wir wollten das hier zusammen machen und unser Leben von nun an für immer gemeinsam verbringen. Er hat es mir versprochen. Aber jetzt ist alles anders gekommen.
Mein Hals fühlt sich wie zugeschnürt an. Ich muss nach Luft schnappen, damit ich nicht ersticke und die Angst mich übernimmt. Jeder Tag ist eine Qual, jede Sekunde muss ich an ihn denken. Trotzdem verliere ich ihn dabei immer mehr.
Manchmal vergesse ich, wie wunderbar tief und rau seine Stimme klingt, wie warm mir dabei immer ums Herz wurde. Aber das will ich nicht, ich will ihn nicht so vergessen. Ich drehte mich zur Seite und probiere meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Das hier werde ich schaffen. Für ihn, für meine Familie. Irgendwann merkte ich, wie mir langsam die Augen zu fallen.
Die warmen Sonnenstrahlen fallen langsam auf mein Gesicht und umhüllen mich mit einer angenehmen Wärme. Ich murre und strecke mich. Vorsichtig blinzel ich und öffne dann langsam meine Augen. Das Zimmer ist bereits hell erleuchtet und Marina steht vor ihrem Kleiderschrank. Verzweifelt wühlt sie sich durch ihre Klamotten, von denen die hälfte auf dem Teppich, ihrem Bett und der Kommode verteilt ist.
„Guten Morgen," murmele ich lachend. "Was ist denn hier passiert?" Sie steckt ihren Kopf aus dem Schrank und schaut mich gequält an.
„Morgen," seufzt sie. "Ich weiß nicht was ich anziehen soll. Es ist der erste Tag, alles muss perfekt sein. Und meine erste Vorlesung geht in ..." Sie schaut auf ihr Handy, welches zwischen ihren Klamotten liegt "... 15 Minuten los." Sie reißt die Augen auf und ihr Kopf verschwindet wieder zwischen ihren Regalen. Ich lache und lasse mich wieder zurück in die weichen Kissen fallen.
"Treffen wir uns in der Mittagspause? Dann kann ich dir noch Mateo und Damian vorstellen." Ich murmele ein zustimmendes Geräusch, weil ich bereits wieder meine Augen geschlossen habe und kurz davor bin wieder im Land der Träume zu versinken.
"Sofia, du Schlafmütze, steh auf! Unser erster Tag unseres neuen, phänomenalen Lebens beginnt genau jetzt!" Bevor ich etwas erwidern kann spüre ich wie mir die Decke weggezogen wird. Ich reiße meine Augen auf.
"mierda! Marina ich hasse dich!" Sie lacht jedoch nur und streckt mir die Zunge heraus, während sie sich ihre Tasche umhängt. Ich frage mich ernsthaft, was sie da alles drin hat.
"Ich hab dich auch lieb. Ich verlasse dich jetzt. Vergiss nicht deinen sexy Hintern in der Mittagspause in die Mensa zu schwingen." Schmunzelnd verdrehe ich die Augen. "Vergesse ich nicht." Sie zieht eine Augenbraue hoch, als würde sie mir nicht glauben, aber sagt nichts und winkt nur noch einmal zum Abschied, ehe sie das Zimmer verlässt.
Adrian
Ich schleppe mich langsam die Treppe hoch und ächze. Seit gestern morgen bin ich unterwegs und langsam wird der große Wanderrucksack auf meinem Rücken wirklich schwer. „Hey Mann," sagte Miguel, der im Türrahmen seiner Wohnung steht. Ich blicke auf.
„Du siehst ja ... fertig aus. Hast du die letzten Nächte durchgemacht?"
Er kommt mir entgegen und nimmt mir meinen Rucksack ab. Ich seufze erleichtert.
„Nein ich war bis gestern noch in einem Hostel, dann bin ich durch die Berge zum Bahnhof gewandert. Die ganze Nacht saß ich im Zug und heute morgen habe ich dann die Fähre hier her genommen."
„Du hast dich echt verändert," sagt er kopfschüttelnd. „Jetzt komm erstmal rein. Willst du einen Kaffee?"
Er stellt meinen Rucksack neben das Sofa und läuft einfach weiter in die Küche. Ich schließe die Tür hinter mir und folge ihm. Erstaunt bleibe ich im Wohnzimmer stehen. Vor Monaten war ich das letzte Mal hier und es hat sich einiges verändert. Das Zimmer ist in dunklen blautönen gestaltet und es gibt drei weitere Holztüren im Zimmer. Alles ist sehr spärlich und provisorisch eingerichtet. Auch das Surfbrett welches als Esstisch dient, lässt die Möbel noch zusammengewürfelter wirken. Es gibt nicht vieles, dass Miguel liebt, aber das Surfen gehört definitiv dazu.
Ich lasse mich auf das braune Ledersofa fallen. „Ja ein Kaffee klingt gut."
„Ich habe mir heute extra frei genommen für dich und alle meine Surfstunden abgesagt. Du hast also den ganzen Tag Zeit, um mich wieder auf den neuesten Stand zu bringen," schallte es aus der Küche. „Da fühle ich mich aber geehrt, aber glaub mir so viel Neues gibt es nicht."
„Das sagst du immer. Heute Abend habe ich auch schon etwas für uns geplant. Hier in der Nähe ist die Montalbán Universität, da ist heute Abend eine Party. Die Feiern dort sind legendär und es gibt so einige heiße Studentinnen. Die würden sich alle nur allzu gerne in die Arme von Adrian Sanchez werfen, glaube mir." Ich verdrehe die Augen.
„Vielleicht ist da aber wirklich Mal wieder jemand für dich dabei. Wie lange ist das mit Claire nochmal her?" Ich antworte nicht. Es ist schon lange her. Gott sei Dank. Diese Zeit und diese Frau wünsche ich mir definitiv nicht zurück.
"Jedenfalls schon lange und es wird Mal wieder Zeit, Kumpel. Die Frauen reißen sich um dich. Du musst sie nur mal ranlassen."
„Na, wenn du das meinst," ich schmunzele. Vielleicht hat er Recht. Ich muss mal wieder Spaß haben. Und zwar mit jemandem.
„Wie läuft es eigentlich mit deinen Eltern?" fragte mich Miguel. „Beschissen." Seufze ich. „Ich habe das letzte Mal vor 3 Monaten von meinem Dad gehört." Ich beiße mir auf die Lippen. Verdammt ich erinnere mich noch genau an den Tag.
Mein Dad und ich hatten uns gestritten. Wie immer ging es um das Schwimmen. Meinem Vater bedeutet es alles. Für ihn stand schon immer fest, dass ich einmal die olympischen Spiele gewinnen würde. Er hat alles dafür getan, doch ich bin Schuld, dass dieser Traum geplatzt ist. Und das wird er mir nie verzeihen!
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Mi cielo
Teen FictionSofia ist neu auf der Montalbán Universität. Bereits in den ersten Tagen lernt sie tolle Freunde kennen und wird auf die beliebtesten Partys eingeladen. Von außen scheint sie ein perfektes Leben zu führen, doch die Vergangenheit lässt sie nicht los...