Kapitel 1

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Wie immer fuhr der Mann in seinem silbernen Mercedes die Straße entlang und bog wie gewöhnlich in die Einfahrt ein, die zu einem größeren Gebäude führte. Er stellte den Wagen ab, griff nach seiner Aktentasche und stieg aus. Für ihn war es bisher ein ganz normaler Tag, jedoch ahnte er nicht, dass sich dies gleich schlagartig ändern würde.
Er ging zum Eingang und schloss die Tür auf, um sich Zutritt zu verschaffen. Nach einem Gang durch den kleinen Eingangsbereich durchquerte er eine weitere Tür, die sich mit einem Knarren hinter ihm Schloss. Gerade, als er die Schlüssel weg stecken wollte, vernahm er hinter sich plötzlich Schritte und schließlich eine ihm fremde Männerstimme. "Herr Staatsanwalt?", hörte er denjenigen fragen. Sofort drehte er sich um. "Ja?", fragte er, allerdings kam auf einmal ein weiterer Mann von der Seite und dieser Schlug ihn gewaltsam zu Boden.
Zunächst außer Gefecht gesetzt gelang es den beiden Fremden, den Anwalt in sein Büro zu zerren und dort wartete bereits ein dritter Mann, der den Staatsanwalt aufmerksam musterte. Dieser saß auf seinem Bürostuhl und knetete sich den schmerzenden Nacken. "Herr Doktor, schön sie zu sehen.", sagte der dritte Komplize. "Und.. wer sind sie?", verlangte der Anwalt zu wissen und versuchte dabei möglichst gleichgültig zu klingen. "Wir erwarten, dass sie mit uns kooperieren.", stellte der Mann klar und in seiner Stimme lag ein auffälliger russischer Akzent. Die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt trat er nun an den Schreibtisch heran und blieb unmittelbar vor diesem stehen. "Wir suchen Doktor Lüdwitz.", stellte der offenbare Anführer der Bande klar und wie auf Kommando holte einer seiner Verbündeten ein Bild hervor, um es dem Staatsanwalt zu zeigen.
Dieser versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er genau wusste, von wem sie sprachen. Die Hände im Schoß gefaltet, sah er sich das Bild von dem gesuchten Mann an und schüttelte nur den Kopf. "Kenn ich nicht.", leugnete er und nun erhob der Mann vor dem Schreibtisch wieder das Wort. Er beugte sich dafür ein über den Schreibtisch hinweg.
"Wir wissen, dass sie ihn im Zeugenschutz im Ausland versteckt halten und wir wissen auch, dass sie der einzige sind der mit ihm in Kontakt treten kann. Wir möchten, dass er nach Deutschland zurückkehrt.", stellte der Mann unmissverständlich klar, jedoch hatte der Staatsanwalt nicht die Absicht seinen Klienten zu verraten,
"Machen sie mit mir was sie wollen, aber das tue ich nicht!" Der Mann ihm gegenüber grinste finster. "Mutig, mutig, Herr Staatsanwalt.", kommentierte er. "Und?", wollte der Anwalt wissen. "Was jetzt?" Der Mann vor dem Schreibtisch blickte zu seinem Komplizen hinüber, der hinter dem Anwalt stand. Dieser kapierte sofort, was zu tun war.
"Nette Kinder haben sie da.", sagte er plötzlich und der Staatsanwalt musste schlucken. "Max und Tanja.", redete der Typ vor ihm nun weiter. "Max hat doch übermorgen Geburtstag, nicht wahr?", erkundigte er sich scheinheilig und danach nickte er nun seinem anderen Anhänger zu.
Dieser hob nun seine Waffe und schoss damit auf eines der Bilder, die auf dem Schreibtisch standen. Das Bild des Mädchens zersplitterte in unzählige Teile und fiel klirrend zu Boden. Der Staatsanwalt stand auf. "Halten sie meine Familie da raus!", schrie er und wurde von den beiden Männern hinter ihm gepackt, während deren Anführer erneut das Wort erhob. "Das liegt allein an ihnen!", stellte er klar und dem Anwalt blieb keine andere  Wahl, als zu kapitulieren. "Ich wusste, dass sie ein vernünftiger Mann sind.", meinte der Mann vor ihm zufrieden. "Rufen sie ihn an!", forderte er dann. "Ich hab nur die E-Mail Adresse.", lautete die Antwort seiner Geißel. "Noch besser.", erwiderte der Anführer der Bande. "Schreiben sie." Und daraufhin wurde der Staatsanwalt von den beiden Komplizen zu seinem Laptop hin gedreht. Die Waffe wurde ihm dabei in den Nacken gedrückt.
"Revisionsverfahren läuft.", diktierte der Mann vor dem Schreibtisch. Wir brauchen sie für eine direkte Gegenüberstellung. Bitte kommen sie so schnell wie möglich. Und genau das tippte der Staatsanwalt schließlich in das Textfeld ein, das auf dem Bildschirm angezeigt wurde. Schweren Herzens sendete der die Nachricht nach ein paar Augenblicken ab.
Es dauerte auch nicht lange, bis eine Antwort kam. "User is online.", ertönte die weibliche Computerstimme und es erschien tatsächlich eine Nachricht auf dem Bildschirm. Sie lautete: 'Nachricht erhalten. Ich komme. L.'
Die Männer grinsten zufrieden. "Danke, Herr Staatsanwalt." sagte der Anführer und die drei Verbrecher wandten sich zur Tür um. Kurz, bevor er die Schwelle übertrat, wandte sich das Oberhaupt jedoch nochmal um. "Keine Sorge..", setzte er an. "Ihrer Familie wird nichts geschehen." Und daraufhin zog er seine Waffe, zielte auf den Staatsanwalt und tötete diesen mit einem gezielten Kopfschuss. Danach folgte der Schütze seinen Männern nach draußen.

Für dich geh' ich sogar durchs Feuer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt