Nach all den Jahren wieder hier zu sein, tut doch mehr weh als ich gedacht hätte. Alle Erinnerungen die ich mit diesem Ort verbinde kommen wieder hoch, dabei habe ich sie doch so gut verdrängt gehabt, zumindest dachte ich es. Langsam steige ich aus meinem Auto aus und laufe die Einfahrt hoch Richtung Haustür, meine Hände zittern; ich höre das Klimpern der Schlüssel. Dieses mal wird mir keiner die Haustür öffnen, ich werde sie das erste mal aufschließen. Keiner wird mich liebevoll empfangen und herzlich in die Arme nehmen, denn es ist keiner mehr da. Ich stecke den Schlüssel ins Loch und drehe ihn um, ein komisches Gefühl macht sich in mir breit, ich mache die Tür vorsichtig auf und schaue in den Flur, es sieht noch alles wie früher aus, man könnte denken das dieses Haus noch bewohnt ist. Hatte ich ernsthaft was anderes erwartet? Bis vor 2 Tagen wurde dieses Haus auch noch bewohnt und jetzt muss ich mich drum kümmern, solange bis es verkauft ist, morgen kommen Leute einer Möbelfirma für Sozialschwache denen ich das ganze Inventar geschenkt habe, ich kann es schlecht mit zu mir nehmen und das Haus will ich ohne Möbel verkaufen, so kommt es laut dem Makler besser an. Ich schreite den Flur entlang ins Wohnzimmer meine Finger streifen über die Kommode an der Wand, ich war zu lange nicht mehr hier und gleichzeitig fühlt es sich so geborgen an. Die Bilderhängen immer noch an ihrem gewohnten Platz und ich erwische mich, bei dem Anblick, lächeln zu müssen. Behutsam nehme ich ein Bild nach dem anderen von der Wand und lege sie bei Seite, Bilder und persönliche Dinge werde ich mit nehmen, als andenken. Erinnerungen kann man nie genug haben, dass weiß ich jetzt auch. Mein Blickwandert Richtung Küche, normalerweise würde mich der Geruch vom frischen Essen direkt dorthin locken, nur diesmal ist da kein Geruch, es ist einfach die Gewohnheit die mich zwingt dahin zusehen. Im ganzen Haus ist es Still, keine Geräusche sind zu hören außer die von mir, mein Atem, meine Fußtritte die auf dem alten Holzboden ab und zu ein knatschen verursachen aber mehr auch nicht. Ich wische mir die Träne von der Wange und atme tief durch. Ich hoffe das der Makler, sein versprechen von einem schnellen Verkauf einhalten kann, ich möchte so schnell es geht wieder nach Berlin zurück. Mein Weg bahnt sich wieder zurück in den Flur, von dort aus schaue ich den Treppenaufgang hoch, mein Fuß berührt gerade die erste Stufe als ich erschrocken zurück weiche. Seine Stimme durchdringt mich noch genauso wie damals „Oh Gott du bist es, ich dachte erst hier sei jemand eingebrochen", ich schaue ihn an oder eher gesagt starre ich ihn an. Was macht er bitte in dem Haus meiner Eltern, er wohnt nicht mal in dieser Straße und wieso zur Hölle geht er hier einfach rein, ich merke wie die Wut in mir aufsteigt doch bevor ich etwas sagen kann, fängt er an sich zu erklären. „Okay ganz ruhig, atme bitte kurz ein und aus. Ich möchte hier gerne lebend rauskommen. Ich wohne inzwischen im Haus nebenan, ich habe es dem Peter abgekauft als er in seine Wohnheimgruppe zog, ich habe viel mit deinen Eltern...". „Es reicht Leon! Hör auf ! Hör auf zu reden! Geh aus dem Haus und lass dich hier nie wieder blicken!" eigentlich wollte ich mich zurückhalten aber nachdem er meine Eltern erwähnt hatte ging es nicht mehr, ich schrie zwar nicht aber meine Stimmlage war auch nicht wirklich freundlich. „Ava.. ich will dir doch nichts böses. Deine Eltern und ich haben uns ab und zu getroffen über alte Zeitengeredet und zusammen gegessen. Wieso machst du daraus so ein großes Problem? Ja unsere Beziehung ist gescheitert aber ich mochte deine Eltern immer und sie mich doch auch.." Leon versuchte trotz allem freundlich zu bleiben aber seine Erklärungen waren mir mehr als nur egal. Ich atmete tief ein und aus bevor ich mich entschloss ihm zu antworten, „Ja unsere Beziehung ist gescheitert aber frag dich mal wieso. Bin ich fremdgegangen oder warst du das? Und du wunderst dich immer noch das ich es nicht für gut halte, wenn du dich in meine Familie einschleimst? Ich wusste zwar, dass du zu meine Elternkontakt pflegst, sie haben es mir nie verheimlicht aber ich will dich nicht mehr sehen müssen, leb dein Leben so wie du es willst aber ich will mit dir nichts mehr zutun haben." ich klang wahrscheinlich netter als er vermutet hatte, denn seine Miene hellte sich auf, was mir gar nicht gefiel, sein Lächeln war damals meine größte Schwäche und ich weiß nicht, ob es heute nicht noch genauso ist. Ich wandte meinen Blick auf den Boden und als ich nach ein paar Sekunden wieder hochschaute war er weg. Ich atmete erleichtert aus und schloss die Haustür, ich hatte kein Interesse an weiteren Leuten, im Haus meiner Eltern, weil sie dachten jemand sei Eingebrochen, totaler Schwachsinn, wer bricht denn am helllichten Tag ein und lässt sein Auto in der Einfahrt stehen?! Mein Fuß trat nun wieder auf die erste Stufe der Treppe und nach weiteren 12 Schritten stand ich im oberen Flur. Ich ging durch jedes einzelne Zimmer und ließ mich schlussendlich auf dem Bett, was in meinem früheren Kinderzimmer stand nieder. Ich hörte das Ticken der Uhr und durch ein Blick erfuhr ich das es schon 16 Uhr war, ich stand wieder auf, nahm einen Umzugskarton und schaute mich verloren um. In welches Zimmer soll ich als erstes? Oder soll ich vielleicht unten anfangen ?Meine Beine gingen wie von selbst in das Schlafzimmer meiner Eltern, ich faltete den Karton, die ersten Bilder fanden ihren Weg rein. Mir graute es davor alle Schränke und Kommoden öffnen zu müssen, um die Dinge die ich mitnehmen möchte rauszuholen und alles andere wegzuschmeißen. Ich schaffe das alles doch niemals bis morgen, ich griff nach meinem Handy und rief in der Firma an die morgen kommen wollte, nach einem kurzen Gespräch einigten wir uns, das ich mich melde sobald die Sachen zu Abholung bereit wären. Es erleichterte mich, dass ich mich heute nicht mit allem konfrontieren muss und Zeit gewonnen habe. Die Bilder von den Wänden waren schnell abgenommen und ordentlich verstaut, nachdem ich dann auch die Bettkommoden durchgeschaut und auf dem Bett sortiert hatte, brauchte ich eine Auszeit. Ich verließ das Zimmer ging runter und aus dem Haus raus, ich setzte mich in mein Auto und fuhr durch die Straßen, ich kam vordem Hügel, der zum Teufelstopf führte zum stehen. Meine ganze Kindheit hatte ich hier verbracht, wie oft kam ich zu spät nachhause weil die Jungs und ich noch am trainieren waren. Lächelnd stieg ich aus meinem Auto und schritt den Hügel hinauf, oben angekommen schaute ich herunter, es sah noch genauso wie früher aus, es trainierten sogar Kinder auf dem Platz. Unsere alte Fahne mit dem Logo wehte im Wind und warte.. ist das etwa Willi, steht da Willi am Kiosk und schaut den kleinen zu? Doch etwas anderes erregte meine Aufmerksamkeit, wer war der junge Mann, der die neuen Kinder trainierte. Für die Wilden Kerle war der Traum damals geplatzt, ja auch für mich. Nach der Trennung von Leon und mir, ist die ganze Mannschaft zerbrochen und kurz darauf bin ich weg. Ganz weit weg, nach Berlin, um neu anzufangen und all das hinter mir zulassen. Ich entschied mich den kleinen Hügel hinunter zu gehen und schritt durch das Holztor, ich ging an der Feldlinie entlang zum Kiosk, „Eine Apfelschorle bitte" lächelte ich Willi entgegen, dieser traute wohl seinen Augen nicht. „Ava? Träume ich etwa oder bist du es wirklich, kleine?" er legte seine Hand auf meine um sicher zu gehen das ich wirklich vor ihm stehe. „Komm her Willi" lachte ich ihm entgegen und schloss ihn in meine Arme. Ich genoss die Umarmung gerade sehr, es fühlte sich so an als ob ich all meine Last gerade loswerden konnte und einfach wieder die kleine Ava war, die her kam um Frust und Wut beim Fußballspielen los zu werden. „Omg Ava, es tut mit so leid mit deinen Eltern. Wenn du Hilfe brauchst oder irgendwas anderes, ich bin immer für dich da" seine Worte berührten mich, er kannte meine Eltern nicht wirklich gut und sie hielten damals nicht viel von ihm, und obwohl ich abgehauen bin ohne mich von ihm zu verabschieden würde er immer noch alles für mich tun. Ich nickte nur in die Umarmung hinein und versuchte meine Tränen zurück zuhalten. Willi löste sich langsam von mir und kurz darauf verstand ich auch wieso, ich spürte eine Hand an meiner Schulter, langsam drehte ich mich um, und sah dem Jungen Mann der die Kinder trainierte in die Augen. Seine Augen waren Braun, sie waren dunkel und doch so klar, ich hatte das Gefühl er könne in meine Seele gucken, seine Blonden Haare waren ein bisschen zerzaust und dann erblickte ich die Narbe auf der Stirn. „Markus..." mehr als seinen Namen bekam ich nicht raus, er zog mich sanft zu sich ran und schloss mich in eine feste Umarmung. Ich war total Perplex, von oben hatte ich ihn nicht erkannt, was mir jetzt total unangenehm war, schließlich ist.. naja war er mein Bester Freund gewesen, wir teilten jeden Schmerz unser Kindheit und Jugend zusammen, bis ich weggegangen bin. Ich habe ihn genauso verlassen wie Willi. „Hey Kleine, mein Beileid...ich hatte gehofft das wir uns wiedersehen aber natürlich nicht aus so einem Grund." Seine Stimme hatte was beruhigendes, es zog sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper und nun schloss auch ich meine Arme fest um ihn, ich atmete seinen Duft ein und kuschelte mich regelrecht gegen seine Brust, ich spürte seine Finger über meine Rücken gleiten und so verharrten wir einige Minuten lang.
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I'll never stop needing you
FanfictionAls Ava nach 4 Jahren zurück in ihre Heimat muss, war ihr Plan so schnell wie möglich das Haus ihrer verstorbenen Eltern zu verkaufen, um dann wieder zurück nach Berlin zu können. Doch der Verkauf gestaltet sich schwieriger als gedacht, doch Problem...