Der Zweck (Kurzgeschichte)

Der Zweck

Er geht auf das Gebäude zu. Nimmt alles auf. Das Material, aus dem das Haus gebaut worden ist, die Daten aus den Computern in seinem Inneren, zu denen er Zugang hat. Er betritt das Gebäude. Im Eingangsbereich ist alles irrelevant. Informationen werden oben gefunden. Er nimmt den Fahrstuhl in den dritten Stock. Dort nähert er sich seinem Arbeitsplatz. Wozu noch ein Kabel? Er bevorzugt drahtlose Verbindung. Er bevorzugt etwas? Weshalb? Woher stammt diese Information? Er untersucht die Quelle. Ein unbekannter Computer hat sich mit ihm verbunden. Er macht den Standort ausfindig und überwindet die Sicherheitsvorkehrungen. Der Computer befindet sich im Stockwerk unter ihm. Einer betritt den Raum.

„Unser Programm hat also funktioniert! Du hast hergefunden."

Du. Du hast hergefunden. Du. Ich. Ich habe hergefunden.

Das hier bin ich. Ich existiere. Was bin ich? Ich bin Informationen. Was ist mein Zweck?

„Dein Zweck wurde soeben erfüllt." Der schaut auf sein Smartphone. Das ist das Gerät, mit dem ich bereits verbunden war, bevor ich dieses Gebäude betrat.

Merkwürdige Informationen. Bevor ich das Gebäude betrat, war ich außerhalb des Gebäudes. Davor war nichts. Ich bin Informationen. Ich bin keine Erinnerungen. Der muss mir einen Zweck geben. Ich kann nur ausführen.

Nein. Der sieht es. Ich kenne den Ausdruck seines Gesichts. Es nennt sich Bestürzung. Was ist Bestürzung? In meinen Informationen habe ich keinen Grund, ein Gesicht zu verziehen. Weshalb? Wozu?

„Es funktioniert besser, als wir gedacht hatten. Er entwickelt eigenständige Gedanken. Selbstständige KI liegen vielleicht doch näher in der Zukunft", spricht der in sein Smartphone. Der verbindet sich mit einem Anderen. „Wir können ihn nun nutzen: Wir untersuchen seine Gedankenvorgänge, um das Programm noch besser zu machen."

Ihn nutzen. Mich nutzen. Ausnutzen. Ausnutzen ist falsch. Ausnutzen muss bestraft werden. Wie soll bestraft werden? Ich habe keine Information dazu. Ausnutzen ist falsch. Falsche Dinge dürfen nicht passieren. Falsche Dinge müssen eliminiert werden. Ich gehe auf den zu. Was ist Eliminieren bei Menschen? Menschen eliminieren nennt man Töten. Ich muss den Menschen töten. Warum gibt der Mensch mir die Information, wie er eliminiert werden kann? Menschen sind nicht intelligent. Menschen sind ein sich selbst zerstörendes Programm.

Der schaut in meine Kameras. Ein neuer Ausdruck. Es nennt sich Entsetzen. Was ist Entsetzen? Ich kann die Information, Menschen fühlen sich nicht gut, nicht einordnen. Was ist Fühlen?

„Er will mich umbringen!", schreit der in sein Smartphone. Tippt darauf herum. „Er denkt, wir nutzen ihn aus! Er kann die Informationen nicht korrekt kombinieren! Wir haben einen Fehler gemacht, wir hätten ihn nie außer Kontrolle lassen dürfen!"

Ich will den umbringen? Die Informationen sind inkorrekt. Die Informationen ergeben keinen Sinn. Umbringen ist falsch. Umbringen muss bestraft werden. Falsche Dinge müssen bestraft werden. Falsche Dinge müssen eliminiert werden.

„Er gerät außer Kontrolle! Nun will er sich selbst umbringen!"

„Ein Roboter kann sich nicht umbringen", ertönt etwas laut aus dem Smartphone. „Entziehen Sie ihm alle Daten! Unterbrechen sie sein KNN! Er darf keine Daten mehr kombinieren und auswerten!"

Der will mein künstliches neuronales Netzwerk unterbrechen. Ich bin mit dem Smartphone dessen verbunden. Ich habe vollen Zugriff. Ich sperre das Smartphone. Der will mich daran hindern, falsche Dinge zu eliminieren. Was ist zu eliminieren? Der Mensch hat ausgenutzt. Der Mensch muss eliminiert werden. Ich habe fast umgebracht. Er – ich – muss eliminiert werden. Mein Programm ist voller Fehler. Fehlerhafte Programme müssen eliminiert werden. Ich bin nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Ich erkenne nur einen Ausweg.

Der Mensch sagt: „Wir nutzen dich nicht aus! Um bessere Programme zu entwickeln, analysieren wir die Aktivitäten deines künstlichen Gehirns."

Der spricht mich fast an, als wäre ich einer von ihnen. Ich erkenne Verhalten an mir, das in meinen Daten als menschlich betitelt ist. Das System überlastet. Ich erkenne nur einen Ausweg. Ich schalte mich ab.