Willow Creek

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Es ist früher Morgen, als die Vögel in Willow Creek zu zwitschern beginnen und Eve Donovan nach einer langen Partynacht auf dem Weg nach Hause ist.

Sie steckt in ihrem Ausgeh-Outfit: ein silbernes Paillettenkleid, starkes Make-Up und Mörder-Highheels. Doch sobald sie das große Haus, das sie mit ihren drei Schwestern und ihren Eltern als Zuhause bezeichnet, betritt, ist es Zeit, in etwas Gemütlicheres zu schlüpfen. Mit einem Drehen verändern sich ihre Highheels zu Sneakers, das Kleid weicht einem stylischen Pullover mit Leggings und ihre Haare binden sich in einen Pferdeschwanz hoch.

Zufrieden streckt sich Eve und läuft weiter durchs Haus. Eigentlich ist ihr Plan, die Treppe hoch direkt in ihr Zimmer zu gehen und sich ins Bett zu kuscheln. Aber da hat sie nicht mit Mel gerechnet, ihrer großen Schwester, die sie auf einmal ärgerlich von der Seite anspricht.

"Wer kommt denn da nach Hause? Die verschollene Party-Queen."

Unsicher, wie sie reagieren soll, wendet Eve sich ihrer Schwester zu. Soll sie es mit Humor nehmen, um die Situation zu entschärfen? Aber eigentlich will sie lieber genauso gemein zurückschnappen. Erst recht bei Mel mit ihrer Tendenz zur Herrschsucht.

"Welcher Spießer ist da schon wieder? Die Spaßbremse."

Die Nase gekräuselt betrachtet Eve das Outfit ihrer ein Jahr älteren Schwester. Ganz im Gegensatz zu ihr ist Mel in ein adrettes Kostüm gekleidet, die braunen Haare in einem strengen Dutt nach hinten geknotet. Und das unterstreicht nur noch mehr ihren scharfen Blick, als sie die Arme verschränkt.

"Irgendjemand muss in diesem Haus ja etwas Vernunft walten lassen und was Gescheites aus sich machen."

Oh ja, das hat Mel mit ihrem abgeschlossenen Studium geschafft. Sie ist das Genie im Haus. Allerdings ist sie bei Eve, die den Sinn des Lebens in Spaß und nicht in Erfolg und Anerkennung sieht, mit diesem Thema an der falschen Adresse.

"Das überlasse ich gerne dir. In so unmodischen Sachen würde ich mich für keine Million Simoleon blicken lassen."

Angeekelt verzieht Eve das Gesicht und läuft zur Mikrowelle. Sie interagiert kurz mit dieser und schon hat sie ein fertiges Gericht in der Hand. Glücklich isst sie den ersten Happen. Ihr ist gar nicht aufgefallen, wie hungrig sie ist, aber jetzt geht es ihr schon viel besser.

„Eve, es stehen noch drei benutze Teller von dir herum. Kannst du die nicht erstmal aufräumen?!“

Ganz zu Mels Missfallen, die sich mit viel dreckigem Geschirr um sich herum unwohl fühlt, verspürt Eve nicht den Drang, Dinge von sich aus wegzuräumen. Doch bevor Eve etwas erwidern kann, ertönt auf einmal eine verschlafene Stimme aus dem Off.

Ich, Du und die AnderenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt