Nach all den Jahren

Der Umzug

Nick

So schnell wird man also Erwachsen.

Nächsten Monat ziehe ich in meine erste eigene Wohnung. Hätte ich gewusst was das für eine Arbeit wird hätte ich mir es vielleicht nochmal überlegt. Meine Wohnung ist nicht wirklich groß, aber als Student kann man auch nicht so viel erwarten. Erst recht nicht wenn diese Wohnung mitten in einer Großstadt liegt. Vorher wollte ich aber erst einmal aussortieren was ich brauche und was weg kann. Alte Kinderzeichnungen lasse ich bei meinen Eltern im Haus, sie wollen es unbedingt behalten. Auch wenn es nur ein Haufen Striche war, meine Mutter will alles was ich gemacht habe aufheben. Ich hatte die letzten Tage schon viel sortiert und es wird nicht weniger. Unglaublich was sich so in zwanzig Jahren so ansammelt.

Ich ging nach oben auf den Dachboden und holte eine weitere Kiste runter auf der mein Name stand. In meinem Zimmer öffnete ich diese und mir kamen jede menge alter Spielsachen entgegen. Sofort erkannte ich meine Lieblingsspielsachen heraus und Erinnerungen die ich mit ihnen hatte. Ich nahm eines meiner vielen Spielzeug Autos in die Hand. Es ist ein roter Rennwagen an dem eines der Räder notdürftig geflickt wurde. Mein Vater hatte dort damals etwas Kleber dran gemacht. Sah nicht schön aus aber erfüllte seinen Zweck. Auch fand ich noch ein paar meiner Kreisel mit denen ich gerne spielte. Noch einmal ein Kind sein. Wie schön das wäre. Ich nahm jedes der Spielzeuge in die Hand und testete es und noch einmal mit ihnen spielen. Doch irgendwie war es nicht mehr das selbe wie vor einigen Jahren noch. Aber ich war noch eines der Kinder die mit richtigen Spielzeug groß geworden sind und nicht mit dem Internet. 

Etwas versteckt unter ein paar anderen Dingen fand ich mein altes Kinderkeyboard und erinnerte mich an meine ersten versuche Musik zu machen. Ich suchte den Schalter um es einzuschalten, doch stellte fest dass die Batterien fehlten. Musik war schon immer ein Teil meines Lebens. Das war schon als Kind mein Ding. Bald fange an Musikproduktion zu studieren. Ich hatte zwar immer gehofft irgendwann mal berühmter Musiker zu werden, aber wer weiß was die Zukunft bringt. 

Ich saß schon den halben Morgen daran meine Sachen zu sortieren und nach dem mageren Frühstück hatte ich langsam richtig Hunger. Die letzten Sachen waren auch schnell sortiert und ich behielt nur ein paar alte Sammelkarten. Diese waren in einem recht guten Zustand und ich würde die sicher für gutes Geld verkauft bekommen. Damals hatten meine Eltern so viel Geld dafür bezahlt und sie mussten mir immer welche mitbringen. Ich legte die Sammlung zur Seite, denn ich wollte mir jetzt endlich was zu Essen holen.  Ich suchte mir ein halbwegs ordentliches Outfit heraus. Naja eigentlich war es nur ein Hoodie, eine Jeans und meine kaputten Sneaker. Aber immer noch besser als im Schlafoutfit. Ich bin nicht so der Typ der sich viel aus Kleidung macht. Es muss nur mir gefallen und gemütlich sein. Am liebsten trug ich Hoodies. Damit fühlte ich mich auch am wohlsten. Auch wenn es nur zum Dorfimbiss geht will ich nicht aussehen als wäre ich gerade aus dem Bett gefallen. Jeder der auf einem Dorf wohnt weiß das Jeder Jeden kennt. So ist es hier auch, besonders wenn deine Eltern gut mit Jedem sind. 

Auf dem Weg zum Imbiss wurde ich ein wenig nostalgisch. An jeder Ecke habe ich was anderes erlebt und verbinde etwas besonderes damit. Auf der Straße vor unserem Haus habe ich Fahrrad fahren gelernt und mir das erste Blutige Knie geholt. Davon habe ich noch heute eine Narbe. Zwei Straßen weiter hatte ich meinen ersten Kuss. Ich war da 11 und hatte eine "Freundin". Wir haben uns glaube ich vier oder fünf mal getroffen und dann war es auch schon vorbei. Zu Lena habe ich heute auch keinen Kontakt. Sie hat auf dem Gymnasium eine Klasse übersprungen und ist nach dem Abi direkt in die USA um zu Studieren. Ich hingegen hab mein Abi mit ach und krach irgendwie halbwegs gut bestanden. Auch wenn ich in der Oberstufe null bock auf Schule hatte und ganz andere Sorgen hatte. Die meisten aus meinem Jahrgang sind nach dem bestandenen Abschluss in die größeren Städte gezogen. Ich hingegen hab mich erst mal mit Nebenjobs durchgeschlagen. Auch jetzt weiß ich nicht so wirklich was ich machen will. Ich weiß nur das es mit Musik oder Medien zu tun haben sollte. Das Studium zum Musikproduzenten ist hoffentlich das beste für mich.