Louis Tomlinson wird auf meiner Hochzeit singen

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Als ich einige Wochen später von der Schule nach Hause kam und gerade dabei war, die schöne, alte weiße Haustür aus Eichenholz aufzuschließen, hörte ich von draußen bereits Gemma herum schreien. Ich konnte nicht wirklich verstehen um was es ging und sofort machte ich mir Sorgen, dass etwas passiert war. Schnell schlüpfte ich in das alte Backsteinhaus, in dem ich mit meiner Familie lebte, seit dem ich ein Baby war und zog die Tür eilig hinter mir ins Schloss. Als ich gerade dabei war, mir meine braunen Boots auszuziehen, kam meine große Schwester mir auch schon entgegen gerannt.

»Harreeeeh« rief sie laut bevor sie mir in die Arme fiel und mich so sehr an sich drückte und aufgedreht herumwirbelte, als wäre ich nicht um einiges schwerer als sie, dass nicht mehr viel fehlte und ich keine Luft mehr bekommen hätte, wenn ich sie nicht vorsichtig von mir geschoben hätte. »Gem ist alles okay bei dir? Du wirkst... ziemlich durch den Wind« Halb besorgt, halb belustigt sah ich meine Schwester an.

»Oh Gott, Ja, mehr als das« quietschte diese und hätte ich nicht gewusst, dass sie eigentlich schon 25 Jahre alt war, hätte sie in diesem Moment glatt wieder als 12 durchgehen können. Nachdem sie auf meine Aufforderung hin noch einmal tief durchgeatmet hatte, sah sie mich mit ihren glänzenden grünen Augen an.

»Louis Tomlinson wird auf meiner Hochzeit singen. Live. Extra für mich. Ich werde ihn persönlich treffen! Oh mein Gott, Harry, das ist so wahnsinnig aufregend!«

Vor lauter Aufregung hatte meine Schwester schon rote Flecken am Hals und auf den Wangen. Ihre braunen Haare waren zerzaust und flogen ihr unbändig ins Gesicht, während sie aufgedreht mit mir redete- wobei, reden traf es nicht ganz, es war eher eine Mischung aus hysterischem Gekreische und Freudenschreien- und dabei wilde Gesten mit ihren Händen machte. Ihr Atem ging schnell und vor lauter Aufregung hatte sie Schluckauf bekommen.

»Oh mein Gott, Harry, ich -hicks- freue mich so! -hicks-« Wieder umarmte mich Gemma stürmisch und fing dann an in unserem Wohnzimmer herumzuspringen. Auch meine Eltern, die im Türrahmen standen und uns beobachteten, folgten dem Geschehen mit einem belustigten Blick. »Wer hätte gedacht, dass meine älteste Tochter, die nebenbei gesagt in ein paar Wochen heiraten wird, nochmal ein richtiges Fangirl wird« Meine Mum lachte mit einem liebevollen Blick auf Gemma und mein Stiefvater Robin, mit dem meine Mutter seit der Trennung von meinem Vater zusammenlebte, stimmte laut mit ein.

Gemma ignorierte die beiden einfach, zog ihr Handy heraus und begann, aufgeregt darauf herum zu tippen. Kurz darauf hielt sie es sich ans Ohr und begann dann, ihren zukünftigen Ehemann in ohrenbetäubender Lautstärke darüber zu informieren, dass sie wohl einen Gast mehr einplanen mussten.

Natürlich freute ich mich für meine Schwester und ihren Verlobten Michal, gleichzeitig verging mir die Lust auf die Hochzeitsfeier immer mehr, so leid es mir auch tat. Louis Tomlinson war niemand, von dem ich behaupten konnte, dass ich ihn mochte. Allein die Tatsache, dass er plötzlich einfach Hauptthema in allen erdenklichen Situationen war, machte ihn in meinen Augen unsympathisch. Niemand, der so viel Ruhm und Aufmerksamkeit in so kurzer Zeit erlangte, konnte im wahren Leben nett und bodenständig sein. Das ging einfach nicht.

»Ich freue mich wirklich für dich, Gem« Ich nahm meine aufgedrehte Schwester noch einmal in den Arm, bevor ich mir endlich meine Jacke auszog und anschließend zu meiner Mutter in die Küche ging.

Gemma, die immernoch ganz hibbelig war, verschwand lauthals singend in ihrem alten Kinderzimmer. Kopfschüttelnd sah ich ihr hinterher. Die hatte doch echt ne Schraube locker. So lieb ich sie auch hatte, ich würde sie nie verstehen können. Um mich von den schiefen Tönen meiner Schwester abzulenken, half ich meiner Mum bei den Vorbereitungen für das Abendessen.

Während ich das bunte Gemüse schnippelte, erzählte ich ihr von meinem Schultag und den Prüfungen, die demnächst anstanden. Auch kamen wir auf meinen Anzug und von dort auf die Hochzeit, das Konzert und natürlich Louis Tomlinson zu sprechen. Hatte man denn hier gar keine Ruhe mehr vor dem? Alles drehte sich unaufhörlich um ihn, in der Schule, Zuhause, das Internet platzte fast vor lauter Fanseiten und ganz London war mit Werbeplakaten für seine Tour und die Konzerte zugepflastert. Wohin man auch sah- Louis hier, Louis da. So viel stand fest, auf das Konzert auf Gemmas Hochzeit tat ich mich alles andere als freuen.

Truly, Madly, Deeply | l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt