Tränen der Violine

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(Die Melodie laufen lassen beim Lesen)

Gestresst lief sie aus der Türe. Endlich war dieser Tag auch vorbei. Sie wendete ihren Blick kurz wieder nach hinten zum Eingang ihrer Arbeitsstelle, einem landbekannten Management Holding, in welchem sie als Diplom Managerin ihre Arbeit tätigte. Jahre hatte sie für dieses Ziel gekämpft. Nun war sie angelangt am Ziel, doch die Personen, die sie stolz machen wollte, waren fort. Das Einzige was sie noch besaß, war die Erinnerung an den Klang der Violine. Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, welcher aber wieder schnell verschwand. Leise seufzte sie und wendete ihren Blick zurück auf den Asphalt. Mit schnellen Schritten überquerte sie die Straße, sie hielt Ausschau nach ihrem Auto und lief darauf zu, als sie es entdeckte. Lächelnd stieg sie in ihr prachtvolles Stück, für welches sie Jahre gespart hatte. Sie betrachtete sich im Spiegel und bemerkte, dass ihr Kopftuch leicht verrutscht war. Mit ihren zierlichen Händen richtete sie es wieder her. Langsam steckte sie den Schlüssel in den Starter und lauschte lächelnd und mit einem wohligen Gefühl, dem Brummen des Motors. Der Musikplayer startete automatisch und es dröhnte das Lied Madar von Fard aus den Autoboxen. Sie summte mit, drückte währenddessen auf das Gaspedal und steuerte vom Parkplatz hinaus, auf die Hauptstraße zu. Als sie am Blumenladen angelangt war, lenkte sie mit dem Lenkrad, das Auto an den Straßenrand und parkte vor dem Blumenladen. Sie steckte den Autoschlüssel aus dem Starter, stieg aus und schloss mit einem Knopfdruck das Auto. Ihre Hand bewegte sich auf die Eingangstüre und öffnete sie. Sobald sie einen Schritt in den Blumenladen setzte, ertönte ein Klingeln und ein etwas älterer Mann kam lächelnd auf sie zu.

'Selamün Aleyküm Buket Kizim. Wie immer einen großen Bund Gänseblümchen ?', fragte er lächelnd.

'Ve Aleyküm Selam Mehmet Amca. Ja einen schönen großen Bund bitte.', bestätigte sie ihm mit einem kleinen Lächeln im Gesicht, während sie sich die schönen Blumen im Laden anschaute und ihre Hand über die weißen Rosen strich. Wieder erklang die Melodie der Violine in ihren Ohren und sie summte leise, mit geschlossenen Augen vor sich hin. Sie zog den Duft der Blumen in sich und lächelte. Schon immer hatte sie es gemocht hier zu sein, bei all den Blumen. Doch am liebsten hatte sie die puderrosa Orchideen. Ohne zu merken setzten sich ihre Füße in Gang zu den Orchideen. Blumen sind so wunderschön dachte sie sich, so rein, jede Blüte so sanft, und jede einzelne Blume roch auf ihrer eigenen Weise so unbeschreiblich gut, so dass wenn man den Duft der Blumen inhalierte, sich in einer anderen Welt vorfand. Von hinten ertönte eine Stimme und plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter.

'Wie immer die Schönsten. Hier nimm mein Kind und grüß sie von mir.', sagte Mehmet Amca lächelnd und klopfte ihr leicht auf die Schulter.

'Werde ich machen. Iyi Günler Mehmet Amca.', erwiderte sie ihm ebenfalls lächelnd und setzte ihre Füße in Gang zu ihrem Auto. Im Auto angelangt, als sie sich hineingesetzt hatte, lag sie den großen Strauß Gänseblümchen auf den Beifahrersitz und startete den Motor. Langsam fuhr sie hinaus auf die Straße und lenkte das Auto Richtung Friedhof. Angekommen stieg sie aus dem Auto, packte sich die Blumen in die Hand und schloss dabei das Auto zu. Sie lief langsam in den Friedhof hinein und begrüßte schon die ersten Menschen unter der Erde, an denen sie vorbeilief. Dieser Friedhof hatte eine Geschichte, alle Menschen unter dieser Erde hatten eine Geschichte. Hier gab es kein reich oder arm, jeder, der unter dieser Erde begraben liegt, ist eine tote Seele, der Rechenschaft an den Allmächtigen abgibt. Irgendwann würden wir alle unter dieser Erde begraben liegen und das ganze was wir für diese vergängliche Welt getan haben, hätte kein Wert im Jenseits. Ihre Füße wurden langsamer, als sie die in den kalten, weißen Stein eingravierten Namen las, für die sie gekommen war. Ein Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, langsam kniete sie sich vor dem großen Grab. Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter während sie lächelte. Die zweite Träne nahm schon den Weg ihrer Wange entlang. Mit ihrer kleinen, zierlichen Hand wischte sie sich die zwei Tränen weg und lächelte wieder. Sie würden nicht wollen, dass sie weint. Ihre Gebete waren nötiger, für diese Seelen die begraben lagen. Lächelnd betete sie, indem sie ihre Hände weit nach oben öffnete und ihre Augen schloss. Anschließend verteilte sie die Blumen auf dem Grab und wusch die Grabsteine, mit der Flasche Wasser, die sie mitgebracht hatte. Mit dem Rest an Wasser bewässerte sie die trockene Erde. Still blickte sie auf den Grab, ohne irgendeine Emotion in ihren Blicken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 03, 2015 ⏰

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