Kapitel 1

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„Bist du endlich fertig?", rief Izuku aus der Küche. „Klar!", antwortete ich während ich mich in meine warme Decke einkuschelte. Ein wohliger Seufzer verließ meinen Mund als ich sich die Wärme in mir breit machte. Ich war gerade dabei wieder einzuschlafen, als ich spürte, wie mir die Decke vom Leib gerissen wurde. „Steh endlich auf, wir müssen gleich los!", meckerte mich mein Bruder wütend an. Seine Augen waren zu kleinen Schlitzen verengt und man hätte meinen können, dass seine Augenbrauen zusammengewachsen wären. „Na gut", ich rollte mit den Augen und stand auf. Als ich im Bad fertig war sprang mir die Schuluniform ins Auge. „Einen noch kürzeren Rock gab es wohl nicht, oder was?", zischte ich, als ich das Stück Stoff in der Hand hielt. Zögernd zog ich die Uniform an und betrachtete mich anschließend im Spiegel. „Gar nicht mal so schlecht, wie erwartet", bemerkte ich leise. Gerade als ich dabei war zur Tür zugehen, wurde diese aufgerissen. Im Türrahmen stand Izuku mit einem Pfannenwender, sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Erst als er mich in der Uniform sah wurde sein Ausdruck sanfter. „Steht dir echt gut!", staunte er schüchtern, „Aber wenn dir einer der Jungs auf den Hintern schaut, mache ich ihn fertig!". „Komm runter Izuku, du warst noch nie der Typ, der eine Schlägerei für sich gewinnen konnte", als ich das sagte, veränderte er sein Gesichtsausdruck in ein Schmollen, „Außerdem kann ich selbst auf mich aufpassen". Er verschränkte die Arme vor der Brust und hob die Augenbrauen. „Ich bin dein Bruder, also ist es meine Pflicht auf dich aufzupassen, außerdem bin ich drei Minuten älter!", meinte er stolz. „Drei Minuten", erwiderte ich uninteressiert. „Dennoch bin ich älter"- „Nur drei Minuten!", wiederholte ich lauter. Seufzend nahm ich meine Schultasche und ging an ihm vorbei, „Lass uns einfach gehen".

~

Die Sonnenstrahlen prickelten angenehm warm auf der Haut. Ich hatte das Gefühl, dass nichts den Tag versauen könnte- das sollte sich jedoch schnell ändern. An der Ecke sah ich, wie Katsuki hervorkam, er war beschäftigt mit seinem Handy. Sein Gesichtsausdruck angespannt und aggressiv, wie immer. Ich hatte ihn damals durch Izuku kennengelernt. Wir haben uns damals nie gutverstanden, was wahrscheinlich an dem Verhältnis zwischen ihm und meinem Bruder lag. Sie hatten sich ständig gestritten. Mein Bruder kam oft mit Verletzungen nachhause, sie waren zwar leicht, aber trotzdem störte es mich extrem. Als ich älterwurde und sich meine Quirk entwickelt hatte, habe ich mich oft mit ihm angelegt, um Izuku zu beschützen. Ich muss zwar zugeben, dass Katsuki immer gewann, aber trotzdem war es mir das wert. Im Nachhinein war es zwar ziemlich dumm, weil es sein Selbstbewusstsein und Stolz extrem gefördert hatte. Ich bemerkte, wie sich Izuku neben mir anspannte. Er hatte ebenso wenig Lust, wie ich auf eine Begegnung mit diesem Kerl. Wir beschleunigten unser Tempo je näher wir ihm kamen und hofften schlussendlich, dass er uns ignorieren würde. Gerade als ich mich wieder entspannen wollte, hörte ich ihn hinter uns schreien. „Hey, du scheiß Nerd! Was fällt dir und deiner kleinen Schwester ein, mich einfach zu ignorieren?", knurrte er uns gefährlich entgegen. Izuku wollte gerade etwas sagen, doch ich fiel ihm ins Wort. „Hey Katsuki!",fing ich ruhig an. „Halt bitte deinen Mund. Izuku und ich haben keine Lust unnötig Stress mit dir anzufangen, also lass uns in Ruhe", ich lächelte ihn leicht an. Verwirrt schaute er von meinem Bruder zu mir und wieder zurück .„Lässt du Nerd dich wirklich von deiner kleinen Schwesterbeschützen? Ist ja genauso wie damals", lachte er spöttisch. „Er ist nur drei Minuten älter! Wann versteht dir das endlich?", schmollendpackte ich Izuku am Handgelenk und zog ihn weiter den Schulwegentlang. „Verschwindet nicht einfach!", rief Katsuki hinterher, doch ich ignorierte ihn.


Zu unserem Glückverfolgte er uns fürs Erste nicht weiter. Der restliche Schulweg war dem entsprechen ziemlich entspannen- bis ich das riesige Schulgebäude sah. Sofort strömte Adrenalin durch meine Adern. Es war Riesen groß und nur so übersät mit großen Fenstern. Desto näher ich dem Gebäude kam, desto kleiner fühlte ich mich. Ich merkte, dass Izuku auch nur vor Freude strahlte. Seine Augen funkelten, seine Lippen waren zu einem breiten Grinsen gebildet. Hier wurde mir erst richtig bewusst, dass ich es wirklich an die U.A geschafft hatte. Die angesehenste Heldenschule Japans. Wir schauten uns aufgeregt um, achteten nicht auf unsere Umgebung. Obwohl Mengen an Schülern an uns vorbeigingen.

Ich hörte neben mir einen dumpfen Zusammenstoß. Sofort wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und drehte meinen Kopf in die Richtung. Staunend verweilte Izuku in einer geraden Position. Anscheinend war er zuvor mit einem Mädchen zusammengestoßen. Erst als sich mein Bruder verbeugte, um sich zu entschuldigen, wurde der Blick auf sie frei. Sie hatte braunes schulterlanges Haar. Ihre Augen waren groß und schauten etwas unsicher umher. Auf ihren Wangen schimmerte ein leicht rosiger Ton. Nach ein paar Augenblicken sah ich, wie sich der grünhaarige wieder aufrichtete und zu mir kam. „Das war vielleicht unangenehm", seufzte er mit herunterhängenden Schultern. „Spinnst du Izuku? Du kannst doch nicht einfach mit so einem schönen Mädchen zusammenstoßen!", ich formte meine Augen zu kleinen Schlitzen und schnipste ihn gegen seine Stirn. „Au!", er sprang einen Satz zurück und schaute mich empört an. „Und das von meiner eigenen Schwester", theatralisch schüttelte er den Kopf. „Tz, na los wir müssen uns beeilen", lachend ging ich voran. Die Flure der U.A waren anders als alles, was ich je zuvor gesehen hatte. Die Decke war unfassbar hoch, ebenso die Türen. Die Flure erstreckten sich über eine gefühlte unendlich weite Strecke. Die Gänge waren nicht voll. Kein Gedrängel. Izuku und ich folgten der Weg Beschreibung, die wir uns zuvor abgespeichert hatten. Wie zu erwarten hatten wir uns nicht verlaufen. Wir blieben an einer großen Tür stehen. Sie war mit einem riesigen, roten Schriftzug verziert. „1A". Mein Bruder und ich atmeten noch einmal durch, bevor er die Tür zu unserem Klassenzimmer öffnete.

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Das war's mit dem ersten Kapitel. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen. Vielen Dank nochmal an @DawnYuu
Bis nächsten Woche :)

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