Kapitel 2

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Izuku öffnete die Tür einen Spalt und spickte hinein, ehe er die Tür zuschlug. Er schaute mich mit großen Augen und verschwitzter Stirn an. Verwirrt legte ich den Klopfschief. „Dort willst du nicht rein", stammelte er nervös vor sich hin. Ich lachte kurz auf und schubste ihn beiseite. „Hab dich nicht so, so schlimm kann es doch nicht sein", sagte ich, während ich die Tür öffnete.

Ich blieb stumm stehen und schielte zu Izuku. „Du hattest recht. Ich will hier nicht mehr sein", murmelte ich zu ihm, bevor mein Blick zurück in die Klasse fiel. Vor uns bot sich eine Szenerie, die ich in Zukunft wahrscheinlich noch öfter sehen würde. Katsuki hatte sich seelenruhig zurück gelehnt, seine Füße hatte er auf den Tisch gelegt, während vor ihm derblauhaarige Statist an die Grenzen seiner Nerven kam. „Nimm doch endlich die Schuhe von dem Tisch! Das ist respektlos!", mahnte er Katsuki streng. Der Angesprochene lachte nur kurz und wandte dann den Blick von ihm ab, genau in unsere Richtung.

Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer als zuvor, falls das überhaupt möglich war. „Na toll", hörte ich ihn leise murmeln. Inzwischen lag auch die Aufmerksamkeit des Blauhaarigen auf uns, der geradewegs auf uns zukam. „Tenya Iida, erfreut euch kennenzulernen", stellte er sich respektvoll vor. Ich lächelte ihn kurz an, „(D/N) Midoriya", erwiderte ich und sprang direkt hinter meinen Bruder, legte meinen Arm um seine rechte Schulter und platzierte meinen Kopf auf seiner linken. „Und er Kerl hier ist mein Bruder Izuku", stellte ich ihn energievoll vor. „Auf eine gute Zusammenarbeit", säuselte er etwas schüchtern. Ich verpasste ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Sei nicht so schüchtern, Tenya sieht doch total nett aus", ermahnte ich ihn lachend. Der Junge vor uns spannte sich an und verbeugte sich, „Danke, das höre ich nicht oft", sagte er, mit einem leichten roten Schimmer auf den Wangen.

Ich wollte gerade etwas erwidern, wurde jedoch von einem Mädchen hinter mir unterbrochen. „Hey, du bist doch der Junge mit dem dichten Haar, der vorhin in mich gelaufen ist", voller Energie stellte sie sich mit zu uns, ließ ihren Blick aber nicht von meinem Bruder ab. „Oh nein, nicht die Schönheit, bei der mir so was Peinliches passiert ist!", zischte er mir leisezu. Ich musste mir das Lachen zurückhalten. An Izukus Gesicht erkannte ich, wie unangenehm es ihm war und wie verlegen er war. „Wie heißt du?", fragte ich das braunhaarige Mädchen, um die peinliche Stille zwischen uns zu unterbrechen. „Oh Gott, tut mir leid! Ich habe mich gar nicht vorgestellt", entschuldigte sie sich schnell ,„Ich heiße Ochako Uraraka". Wir drei stellten uns auch vor. Ochako hatte eine ziemlich fröhliche und gutherzige Energie, die mich gleich glücklicher machte. Ich konnte jedoch nicht abstreiten, dass ich die Blicke, die sich durch meinen Rücken bohrten, ignorieren konnte. Könnten Blicke töten, hätte mich Katsuki auf jeden Fall damit umgebracht. Ab und zu schaute ich zu ihm, doch er drehte seinen Kopf direkt weg und murmelte irgendetwas vor sich hin. Wenn ich raten müsste war es wahrscheinlich so was wie, „Stirb", „Ich mach dich kalt" oder „Ich verliere nicht gegen dich", typische Sätze von dem Jungen eben.

Ein Räuspern holte mich aus den Gedanken. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der es kam. Im Türrahmen stand ein Mann, der ziemlich müde und unordentlich aussah. Seine schwarzen, langen Haare waren zerzaust. Unter seinen Augen fanden sich große Augenringe wieder. Seine Klamotten sahen alt und verfranzt aus.

„Holt eure Sportsachen und zieht euch um, wir gehen auf den Sportplatz", sagte der Mann mit rauer Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. „Wollen sie sich vielleicht erstmal vorstellen?", schlug ich freundlich vor. Er seufzte kurz, „Shota Aizawa, euer Klassenlehrer". Ich nickte kurz, ehe ich zu meinem Bruder sah, wie er unseren Lehrer anstarrte uns etwas murmelte. Ich rollte mit den Augen und schlug ihm leicht auf den Hinterkopf. „Ey!", erschrocken schaute er zu mir. „Nichts‚ Ey'! Ich habe dir gesagt du sollst sowas lassen!", nörgelte ich vor mich hin. „Jetzt macht hin und hört auf mit so etwas unnötigem", die Stimme von Herr Aizawa klang viel kraftvoller als zuvor. „Schon gut!", schnappte ich schmollend und holte meine Sportsachen.

„Bis dann!", verabschiedete ich mich von Izuku und Tenya. Sie wanken mir kurz hinterher. Vor mir liefen die anderen Mädchen. Sie unterhielten sich und lachten miteinander. Sie sahen alle ziemlich freundlich aus, doch mein Blickblieb an Momo hängen. Ihr Lächeln war schön und man konnte selbst von weitem sehen, wie sie strahlte. Ihre Ausstrahlung war anders, ob es daran lag, dass andere Personen um sie herum waren?

Ich stellte meine Sporttasche auf eine der Bänke in der Umkleide. Mit zitternden Fingern packte ich den meine Sportsachen. Der blaue Stoff lag leicht in den Händen. Ichseufzte kurz und schaute hinter mich. Die anderen zogen sich um, es schien ihnen nicht peinlich zu sein. Es wäre viel leichter wäre ein Selbstwertgefühl etwas höher. Doch dank Momo war dies nicht der Fall. Hinter ihrem schönen Lachen steckte eine schlechte Person. Zumindest war ihr Respekt und Anstand immer bei mir verflogen. Wir kannten uns schon lange, um ehrlich zu sein, weiß ich kaum noch, wie das Leben war, bevor ich sie kannte. Schon damals hatte sie mich wegen meines Körpers runtergemacht. „Iss nicht zu viel, sonnst wirst du noch dicker", Sprüche, die ich täglich von ihr hören musste. Auf Grund dessen viel mein Selbstwertgefühl auf ein Minimum, ich fing an das zu glauben, was sie sagte. Redete mir ein, sie haberecht, immerhin war sie schon damals ziemlich beliebt also musste sie es  ja wissen. Ich fing an Mahlzeiten auszulassen. Am Anfang nur gelegentlich doch mittlerweile immer mehr.

Ich schüttelte kurz den Kopf, um mich aus den Gedanken zerreißen. Schnell packte ich meine Klamotten und verschwand auf der Toilette. Im Augenwinkel sah ich, wie mir zwei der Mädchen hinterher schauten, ich beachtete es jedoch nicht weiter. Ich schloss die Tür hinter mir. Langsam streifte ich mir die Kleidung vom Körper, bis ich nur noch in Unterwäsche da stand. Es war frisch. Als ich damit fertig war mich umzuziehen ging ich zurück in die Umkleide. Es war leer, die Mädchen waren wohl schon draußen. Ich schmiss meine Sachen auf die Bank und rannte zur Tür, kurz davor blieb ich stehen. Neben der Tür war ein Spiegel, zögernd ging ich ein paar Schritte zurück, bis ich mich ihn ihm sah. „Zu Eng", murmelte ich während ich mich musterte. Der Trainingsanzug hing locker aber doch hatte ich das Gefühl, dass er viel zu viel von meinem Körper freigab. Ich hörte einen lauten Knall, der mich daran erinnerte, dass ich mich beeilen musste.

„Du bist zu spät", sagte Herr Aizawa monoton, als er sah wie ich auf ihn zu gerannt kam. Keuchendstütze ich mich auf den Oberschenkeln ab. „Ja, aber ich habe eine Erklärung", sagte ich voller Überzeugung. „Die wäre?", erschaute streng auf mich herab. Ich presste die Lippen aufeinander und nickte. „Ich habe doch keine Erklärung", gab ich widerwillig zu, „Aber das wird nie wieder vorkommen". Er rollte mit den Augen, bevor er mir andeutete zu den anderen zu gehen. „Wird nie wieder vorkommen!", rief ich während ich zu Izuku rannte, „Das will ich auch hoffen!".

Das Training war anstrengen und lehrreich. Es war das erste Mal, dass wir ohne eine Strafe zubekommen unsere Quirk frei benutzen durften. In der Klasse waren einige ziemlich gute Schüler und Schülerinnen. Tenya zum Beispiel, mit seiner Schnelligkeit könnte er sicher im nu Leben retten.

Noch immer nach Luft schnappend ging ich zurück zur Umkleide. Wie auch zuvor nahm ich meine Klamotten und zog mich auf der Toilette um. „Wie oft das wohl noch geht, bevor es auf fällig wird?", murmelte ich zu mir selbst. Ich öffnete die Tür zur Umkleide und lief geradewegs in eine Person rein. Erschrocken sprang ich einen Satz zurück. „Tut mir leid!", entschuldigte ich mich schnell. Eines der Mädchen hatte pinkes Haar, sowie pinke Haut. Sie hatte die Augen zu kleinen Schlitzen verengt und musterte mich. „Mh, du hast dich also dort umgezogen", bemerkte sie leise. Das andere Mädchen riss die Augen auf und schaute sie verdattert an. „Sag das doch nicht so direkt!", jaulte sie zurückhaltend, wobei ihre dunkellila Haare etwas in ihr Gesicht fielen. „Stimmt!", erwiderte die andere. „Wie heißt ihr überhaupt?", fragte ich total überfordert von der Lage. Die pinkhaarige meldete sich zu Wort und lächelte, „Mina Ashido! Und das Mädchen neben mir ist Kyoka Jiro!", stellte sie sich und Kyoka energievoll vor. „Und du?", fragte sie während sie sich neugierig zu mir beugte. „(D/N) Midoriya".

Sie nickte kurz und strich mit dem Finger über ihr Kinn. „Gut, du kommst jetzt mit uns essen!", beschloss sie, packte mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. „Mina, ich denke es wäre besser, wenn du sie los lässt", mischte sich Kyoka besorgt ein. „Ach was, am Ende rennt sie uns noch weg. Ich habe so viele Fragen, die müssen beantwortet werden!"

Can I love both? Where stories live. Discover now