Vorgeschichte

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Allein in einer Gegend schon fast gefangen zu sein, niemanden zu kennen und sich irgendwie zurechtfinden müssen, ich glaube nicht, dass man sich so ein Abenteuer vorstellt. Aber genauso sieht meines aus.                                                                   

Nebel streift an mir vorbei, kalte nasse Regentropfen treffen mein Gesicht, als ich auf das Schulgelände zugehe. Ich bin jetzt schon fast einen Monat hier, habe eine Kollegin und einen Erzfeind. Kaum zu glauben, dass mein Leben sich so abrupt geändert hat, nur weil ein Missverständnis aufgetreten ist. Diese Schule ist nämlich eine Zauberschule. Zaubern kann ich aber nicht! Sie versuchen aber trotzdem alles aus mir rauszubekommen und so belege ich alle Kurse, die es hier nur so gibt. Der Direktor und je nachdem auch die Lehrpersonen glauben fest daran, dass ich in irgendeinem Zweig des Zauberns Talent habe. Die Frage ist nur in welchem?                          

Ich erreiche das Schulgelände und werde von Eileen stürmisch umarmt. «Ach Lyra, das nächste Mal bitte ein bisschen pünktlicher ja?» Lachend gehen wir ins Schulgebäude zu unseren Spinten. Mit einem Augenverdrehen nehme ich den Zettel an meinem Spint ab. «Freue mich dich in der dritten Stunde in Sport besiegen zu können. Darunter ein Lachsmile, das die Zunge rausstreckt», kläre ich meine neugierige Freundin auf, die mir über meine Schulter schaut.                                     

«Tut mir echt leid Pipsi, aber in den Sportunterricht kann ich nicht mitkommen!» «Nenn mich nicht Pipsi!», rufe ich Eileen nach. Sie winkt mir nur lachend zum Abschied und verschwindet hinter der nächsten Ecke. Da Eileen eine begabte Schülerin in Sprachen und Telekinese ist und nicht in Sport, muss sie an diesem Kurs nicht teilnehmen. Mit schlechter Laune betrete ich die Turnhalle. Da trifft mich auch schon ein Ball mitten ins Gesicht. «Du bist zu spät - schon wieder!», ruft mein Erzfeind über die ganze Turnhalle hinweg mir zu. Tayler ist, wie es so oft ist, der beliebteste Junge in der ganzen Schule. Sogar die Lehrer mögen ihn unglaublich fest. So werde ich auch immer bestraft und er nicht, wenn wir eine Diskussion anfangen. Er ist so zu sagen der Sunny Boy und ich das Bad Girl. Mit diesen Spitznamen wurden wir in der ganzen Schule bekannt. Wir kommen auch mit diesen Spitznamen in der Schülerzeitung vor, die sich jetzt sogar besser verkauft. Denn auch die Bewohner in der Stadt möchten wissen, welche Diskussionen, Streiche oder was auch immer wir gegen einander ausrichten. Kurzgefasst; wir sind die Unterhaltung für die ganze Ortschaft. «Heute werden wir», holt mich die Stimme von Professor Darius in die Gegenwart zurück, «draussen einen Parcours auf Zeit machen. Ich hoffe ihr habt eure Hausaufgaben gemacht und werdet den Parcours in Bestzeit meistern. Nun ab nach draussen.» Während wir zum Start des Parcours laufen, kann ich nicht still bleiben. «Draussen ist es richtig kalt und dann auch noch der Nebel. Weiss er eigentlich, was er von uns verlangt?» «Er verlangt offensichtlich Dinge, die du nicht erfüllst und darum wird heute auch deine dreiundfünfzigste Niederlage stattfinden.» Schlagartig drehe ich meinen Kopf und blicke in kein anderes Gesicht als in Taylers. «Danke vielmals für diese Aufmunterung. Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.» Alisha, unsere gutaussehende Spitzensportlerin, geht an den Start zusammen mit Lina, deren einziger Erfolg ist, besser zu sein als ich. Die Startsirene ertönt. Mit hoher Geschwindigkeit rennen sie ab. Nur schon Lina ist schneller als ihr eigener Schatten, aber Alisha, die ist noch viel schneller. Ein normaler, richtig guter Sportler hat bei so einem riesen Parcours etwa 20 Minuten. Unsere Spitzensportler dagegen haben nur eineinhalb Minuten. So geht es immer weiter. Ich bewundere die schnellen Läufer und Läuferinnen, muss immer wieder feststellen, dass ich gleich dran bin und sehe die guten Resultate meiner Mitschüler. Schliesslich werde ich aufgerufen. Natürlich muss ich gegen Tayler antreten. Mit hängenden Schultern gehe ich an den Start. Die Startsirene ertönt, wir rennen ab. Es geht nicht einmal zwei Sekunden und ich kann Tayler schon nicht mehr sehen. Ich komme mir jedes Mal noch langsamer vor, als ich schon bin. Nach ca. 15 Minuten habe ich die Hälfte des Parcours hinter mir. Dann passiert es. Auf dem schmalen Grad zwischen Fels und Abgrund rutsche ich aus. Panik erfasst mich. Ich rudere mit meinen Armen, suche Halt, doch finde keinen. Zu meinem Entsetzen merke ich, wie mein Gewicht auf die Seite kippt und ich hilfeschreiend in die Tiefe stürze. Kaum realisiere ich vollständig, dass ich mich nicht mehr retten kann, spüre ich den Aufprall. Scharfe, spitze Felsen, Nebel und leises Anzeichen für Schmerz ist alles was ich wahrnehme, ehe alles um mich schwarz wird.

«Sie weiss zu viel. Wenn wir nichts unternehmen, kann sie eine echte Gefahr für uns werden. Wir müssen ihre Erinnerungen löschen.» Eine andere rauklingende Stimme meldet sich zu Wort: «Oder sie am besten gleich umbringen.» Die Männer fallen in ein schauriges Gelächter. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, Tränen rinnen meine Wangen hinab. Ich schreie auf. Schmerz explodiert in meinem Körper. Ich weiss nicht mehr wo oben und unten ist. Nehme nichts mehr war als das Rauschen in meinen Ohren und mein festklopfendes Herz.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 05, 2021 ⏰

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