Engelchen und Teufelchen

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Es war einmal vor sehr langer Zeit, na ja, so lange ist es eigentlich noch gar nicht her... äh... wo war ich? Ach ja, also, zu der Zeit stiegen gleichzeitig ein Engel vom Himmel und ein Teufel aus der Hölle zur Erde herab und herauf.

Sie waren jetzt nicht gerade die Hellsten und auch nicht von Hohen Rang aber... verdammt! Hatten die beiden überhaupt positive Eigenschaften? Ein Engel der flucht und ein Teufel der betet, ich bin froh, dass wir die beiden Taugenichtse los sind, äh... Ich meine natürlich:

Sie stiegen in göttlicher Mission herab, um die Menschen zu leiten.

Einen Menschen um genau zu sein. Denn dieser Mensch könnte Großes vollbringen, es war also kein Zufall, dass sich ihre Wege kreuzten.

Es passierte alles an einem herrlichen Sommertag. Ein kleiner Junge, nicht älter als zwölf irrte zwischen prächtigen Apfelbäumen umher, als er lautes Gezank vernahm. Neugierde packte ihn und ließ ihn den Geräuschen folgen. Hinter einem der vielen Apfelbäumen versteckte er sich.

„Das ist alles nur deine Schuld!"

Der kleine Junge lehnte sich vor, um an dem dicken Baumstamm vorbei zu spähen. Erstaunt weiteten sich seine Augen. Zwei kleine Gestalten nicht viel größer als seine Handflächen schwebten in der Luft.

„Wie kann man auch so behindert sein und vorm Big Boss Satan zu Gott beten? Ich meine zu Gott!", die Gestalt im weißen Gewand schnaubte, „weißt du überhaupt, was Gott für ein Blödmann ist!"

Das andere Wesen zuckte zusammen, es war ganz in Rot gekleidet und besaß kleine spitze Hörnchen: „Wie kannst du nur so etwas sagen? Er ist doch dein Chef!"

Und während die beiden Wesen weiter miteinander zankten, wollte sich der Junge noch ein wenig näher an die beiden Wesen heranschleichen. Waren das wirklich Hörner? Mit dieser Frage beschäftigt, achtete der Junge nicht auf seine Schritte und stolperte über eine Wurzel.

„Oh jee!", sagte eines der beiden Wesen, das rote. „Meinst du es geht im gut?"

Es flog ganz nah vor das Gesicht des Jungen, der das Wesen voller erstaunen musterte. Wehgetan hatte er sich jedenfalls nicht.

„Na klar, sieh doch wie der durch die Gegend starrt, hätte er sich wehgetan, würde der Rotzbengel doch schon längst weinen." Das weiße Wesen musterte den Jungen: „Bah! Man könnte fast meinen, der würde uns sehen. Noch nie einen Engel gesehen oder was?"

Langsam setzte der Junge sich auf: „Nein."

Der Engel, der gerade wieder irgendetwas schimpfen wollte, hielt inne. „Hat der mir gerade geantwortet?"

Das rote Wesen das demnach wahrscheinlich ein Teufel war nickte und obwohl sie versuchten, sich mit Zauberkraft hinter einen Schein zu verstecken, durchschaute der Junge all ihre Verkleidungen. All ihren Schein.

Da Kinder im Geist reiner waren, als Erwachsene war es gar nicht so verwunderlich, dass er ihre Stimmen hören konnte. Aber die beiden übernatürlichen Wesen konnten sich bei besten Willen nicht erklären, warum der Junge sie auch sehen konnte.

Und so kam es, dass der Engel und der Teufel dem Jungen folgten, um das Rätsel zu lösen.

Die Jahre vergingen und aus dem rätselhaften Jungen entwickelte sich ein aufgeweckter junger Mann. Aufgrund seiner etwas untypischen Erziehung, es hatte ja nicht jeder einen eigenen Engel und Teufel an seiner Seite, war er dem Fremden und Magischen aufgeschlossener, als andere und brachte sich damit oftmals in Schwierigkeiten. Doch auch wenn andere ihn für etwas sonderlich hielten, fand der eine Anstellung als Stallbursche.

Doch nicht allem gefiel das. Die Anstellung bei dem Grafen war sehr beliebt und das sich der junge Mann ausgerechnet mit der Tochter ihres Herren angefreundet hatte, feuerte die Gerüchteküche nur so an. Manchmal wurde hinter seinem Rücken geflüstert, die Blicke seiner Arbeitskollegen schienen jeden seiner Bewegungen zu folgen, jeden Fehler zu kritisieren. So auch an jenem Tag.

Engelchen und TeufelchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt