Kapitel 15

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TRIGGER WARNUNG: Im folgenden Kapitel werden die Schicksale der arbeitenden Kindern in Indien beschrieben. Ich habe mich bewusst dafür entschieden die erschreckende Wahrheit nicht zu verpacken. Dies kann für einige verstörend wirken. In diesem Fall empfehle ich die markierte Passage zu überspringen.

Ravi hatte uns nach der Fabrikbesichtigung vor unserem Hotel abgesetzt und uns in seinem schlechten Englisch verabschiedet. „Morgen ich komme und bringe euch zu Flughafen."

Die anderen hatten beschlossen über den nahegelegenen Markt zu schlendern und regionale Straßengerichte zu probieren. Wie sie sich alle fröhlich lachend durch die Menge drängen konnten und so taten, als wäre nichts passiert, machte mich wütend.

Wieso konnten sie nicht ernst nehmen, dass wir ein riesiges Problem hatten? Aber es war ja nur mein Unternehmen, das am seidenen Faden hing. Außer Lesly hatte sonst niemand von ihnen etwas damit zu tun.

Jaspal war nicht ehrlich zu uns gewesen, dabei war ich mir absolut sicher. Weil ich nicht beweisen konnte, dass Kinder meine Stoffe herstellten, wäre es logisch, sich einfach einen neuen Lieferanten zu besorgen, bei dem ich sicher wusste, wo meine Stoffe herkamen. Aber das würde sich anfühlen, als würde ich einfach ignorieren, was hier möglicherweise passierte. Ich würde dann absolut nichts dagegen tun, um Kinderarbeit zu verhindern und das konnte ich nicht mit meine Gewissen vereinbaren.

„Willst du nicht probieren?"

Asher hielt mir einen Pappteller mit einem herrlich duftenden Reisgericht unter die Nase, aber ich hatte keinen Appetit.

Genervt schob ich seinen Arm weg. „Nein."

„Ist alles in Ordnung?" Prüfend sah er mich an.

„Sicher. Ich frage mich nur, wie ihr euch seelenruhig den Bauch füllen könnt, während mein Unternehmen vermutlich den Bach runtergeht. Aber nur zu."

„Liv, komm schon", sagte Asher sanft. „Du musst doch einsehen, dass wir momentan nichts tun können. Und deprimiert im Hotelzimmer sitzen bringt uns auch nicht weiter."

„Ja schon gut", ich schob mich an ihm vorbei und entfernte mich von der Gruppe.

Sie alle waren doch mit mir hierher gekommen, um mich zu unterstützen. Und jetzt nahmen sie nichts davon ernst.

Im Augenwinkel sah ich plötzlich einen orangen Stoff aufblitzen, der um die Ecke eines Marktstandes verschwand. Es waren nur Millisekunden gewesen, aber ich würde den Stoff überall wieder erkennen.

Ich hatte ihn für die Herbstkollektion verwendet und es war genau der Stoff, der in dem Artikel abgedruckt war.

Wie vom Teufel verfolgt, sprintete ich hinterher.

Ich konnte noch Emmett und Asher im Hintergrund hören, die entsetzt meinen Namen riefen, aber ich ignorierte sie.

Das war mein Stoff und ich musste wissen, wer ihn trug.

Dieser jemand hatte einen gewaltigen Vorsprung. Ich sah den Stoff nur immer an den Ecken der Gassen aufblitzen, wenn der oder die Verfolgte abbog.

Meine Lungen begannen schon bald schmerzhaft zu brennen. Ich war sowieso nicht die Fitteste und bei dieser Hitze war Rennen eine Qual.

Irgendwann hatte ich den Überblick verloren wo ich überhaupt war, so oft war ich abgebogen. Doch alles was ich im Sinn hatte, war die Person zu finden.

Plötzlich lichteten sich die Gassen und ich stand vor einem staubigen Feld, auf dem Kinder mit einem Ball spielten. Von Ball konnte dabei kaum die Rede sein. Aus Klebeband war eine notdürftige Kugel geformt, die man kaum als rund bezeichnen konnte.

Royal AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt