Über Rom nach Dublin

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Ich wende meinen Kopf nach links. Mein Ohr richtet sich genau auf das leise Rauschen des Meeres aus. Ich sitze am Strand, die Wellen schlagen um sich und Niemand ist zu sehen. Die Ruhe der sandigen Dünen, das sich wiederholende Geräusch des Wassers und die frische Sommerluft lassen mich die letzten Tage meines Lebens fast vergessen.


Meine Beine habe ich angewinkelt, meine Füße vergraben sich wie von selbst im warmen Sand, der von Ebene zu Ebene kälter wird. Zufrieden schaue ich die Promenade hinauf, während mein weißes T-Shirt im sanftem Wind etwas irritiert zittert, als würde es nicht wissen, wohin es wehen soll. Ich schlinge meine Arme um meine Knie und streiche mir einmal über meine braunen Haare und mein Blick schweift zurück zur See.


Hätte ich auf die Uhr geschaut, als ich mein Zimmer verließ, würde ich jetzt wissen, wie spät es ist. Verdammt. Ich schätze aber, es müsste fünf Uhr sein. Die Sonne berührt gerade den Horizont und die ersten Schiffe ziehen hinaus, hinaus auf die weiten Wellen. 


Langsam atme ich die frische Meeresluft ein, nach und nach füllen sich meine Lungenflüge mit der dem salzigen Meereswind, genau so schnell lasse ich die Luft auch wieder entweichen. Einige Möwen kreisen auf dem fernen Horizont, mit ihrem Blick in Richtung aufgehender Sonne.


Ich rufe die Erinnerung zurück.

Paris. Deutlich lasse ich die Luft entweichen und meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Paris, die Stadt der Liebe. Die Stadt des Beginns und die Stadt der Romantik. Dort traf ich dich zum ersten Mal, unsere Blicke trafen sich am Montparnasse. Immer und immer wieder musste ich dich ansehen und erschrak mich, als du zurück blicktest. Ich muss unaufhörlich an dein Lächeln denken, an deine Haare, an deine roten Lippen und dein wunderschönes Kleid. Wo hattest du die Schuhe her?

Paris.


Ich rufe die Erinnerung zurück.

London. Wir sahen uns in London, auch hier hatte das Schicksal seine Strippen gezogen. Ich weiß noch, wie du die Oxford Street entlang gelaufen bist und du dich über diesen Dreck beschwert hast. Ich musste etwas schmunzeln und sagen, dass ich Paris viel schlimmer fand. Du fragtest mich nach meinem Namen, wo ich herkommen würde und wohin ich gehen will. Ich blickte zu dir auf und konnte nicht sprechen, deine Augen fesselten mich. Fesselten mich an den Himmel, die Wolken, an dich?

London.


Ich rufe die Erinnerung zurück.

Rom. Wir sahen uns absichtlich, zeitnah. Du und ich, Rom. Deine Sonnenbrille war so klassisch italienisch, hatte ich dir das je gesagt? Du warst so wandelbar. Du warst gerne Italienerin, oder? Deine Lippen spiegelten die Mode wider. Ich verlor mich in deinen braunen Augen, deinem Lächeln, deinem Lachen. Du bist wunderschön, weißt du das? Würdest du das selbe auch für mich empfinden? Wir umarmen uns.

Rom.


Ich rufe die Erinnerung zurück.

Dublin. Es war 11:11 Uhr als du im Flughafen ankamst, wir starteten verschieden. Ich wartete mehrere Stunden auf dich, desto größer war die Freude dein liebliches Gesicht zu sehen, zu sehen wie du dich freutest, zu sehen wie dein Verhalten alle Menschen beeindruckte, zu fühlen wie mein Herz schneller schlug. Du kamst mir entgegen, verlegen blickte ich zur Seite und ließ meine Hände in die tiefen Taschen meines Mantels gleiten. Ich präsentierte dir meinen Hals, doch du nahmst dir meinen Mund.

Dublin.


Das Zimmer, es war so gotisch. Es war Englisch. Es war von einer anderen Zeit und du, du spieltest mit deinem Handy, standest auf dem Balkon und sahst nur aufs mehr hinaus.


Unaufhaltsam kommen in mir alle Gedanken wieder hoch, die Gefühle, die Nacht. Der Kuss.

Sie und der Balkon, sie und der Mond, sie und dieser Tag. Dieser einfach wundervolle Tag.


Sanft berührt mich eine zarte Hand und reißt mich aus meinen Gedankengängen. Ich drehe mich um, stehe auf, sehe dich und verliere mich in unserem Kuss.

Ich kann nicht mehr aufhören. Du kannst es nicht. Wir können es nicht. Wir schaffen es nicht mehr uns nicht zu lieben, wir wurden eins. Ich kann nicht mehr ohne dich, Zeit ist nur eine Zahl in diesem Moment. Es hätten Stunden vergehen können, Wochen. Es wäre mir egal, so lange du bei mir wärst. Ich liebe dich.


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Es war keine abenteuerliche Geschichte und vielleicht würde uns das Schicksal auch wieder auseinander bringen. Aber, und das war das Wichtigste,


es war die Geschichte, die nur uns gehörte.

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