Kapitel 2

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Stöhnend blinzelte ich, als die Vorhänge ruckartig aufgezogen wurden und Sonnenlicht in mein Zimmer fiel.

Noch beinahe im Tiefschlaf, hielt ich mir meine Hände schützend vors Gesicht, in der Hoffnung das Licht abzuwehren, was logischerweise aber nicht wirklich etwas half. Neben dem Fenster konnte ich die Umrisse meiner Mutter erkennen. Heute war sie ja mal wieder besonders gut drauf.

»Guten Morgen Schatz.«

»Ich will schlafen.«, murmelte ich verschlafen in mein Kissen, während ich mir die Decke über den Kopf zog.

»Steh jetzt auf, sonst kommst du noch zu spät zur Schule.«

Musste sie immer so nerven?

»Ne.«

»Doch.«

»Nein.«

Plötzlich merkte ich, wie mir meine Decke weggezogen wurde.

»Du stehst jetzt auf und ich sehe dich in 20 Minuten angezogen in der Küche.« Mit diesen Worten verlies Mama wieder das Zimmer.

Mehrmals kniff ich meine Augen zusammen und setzte mich, um nicht gleich wieder einzunicken, auf. Noch halb schlafend, blieb ich eine Weile im Schneidersitz sitzen und starrte einfach die weiße Wand meines Zimmers an, bis ich auf die einfallsreiche Idee kam, meine Zähne zu putzen.

Seufzend trottete ich ins Bad und sah mich im Spiegel an. Meine Augen waren leicht gerötet und mein kastanienbraunes Haar stand in alle Richtungen ab. So gutaussehend wie immer halt.

Nach etlichen Versuchen hatte ich es schließlich geschafft mein Äußeres wieder in einen halbwegs akzeptablen Zustand zu bringen und befand mich nun vor unserer Garage.

Mit Schwung öffnete ich das Garagentor und ging mit schnellen Schritten auf meinen schwarzen Audi R8, welcher übrigens neben dem roten Ferrari meiner Mutter stand, zu. Naja, vielleicht war das gerade auch ein bisschen übertrieben und verlief nicht ganz so.

Gelassen stieg ich in meinen schokobraunen BMW und startete den Motor.

Nach der Schule würde ich gemeinsam mit Jess zu einem See, welcher sich ganz in der Nähe befand, fahren um das erste Foto für unsere Projektarbeit zu schießen.

Sie wollte, aus mir unerklärlichen Gründen, so früh wie möglich mit der Arbeit anfangen und da wir heute sowieso nur sechs Stunden hatten, war das Glück ausnahmsweise mal auf unserer Seite.

Ich parkte das Auto in der Nähe der Schule, nahm meinen Rucksack und stieg aus. In einer halben Stunde würde diese Hölle erst anfangen. Wieso war ich dann eigentlich nochmal so früh hier? Ach ja genau, danke Mama.

Wegen dem Handy, welches ich in der Hand hatte um David zu schreiben, ob er Lust auf einen Kaffee habe, übersah ich beim Überqueren der Straße den mintgrünen Mini Cooper, dessen Fahrer es anscheinend sehr eilig hatte, und konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen. Arschloch.

Langsam stand ich wieder auf und sah, dass ich eine neue Nachricht von David hatte.

David: Seit wann bist du denn schon so früh in der Schule?

Xander: Seitdem meine Mutter beschlossen hatte, wie eine Verrückte in mein Zimmer zu stürzen und meine Vorhänge aufzureißen. Ich habe übrigens jetzt schon Sehnsucht nach meinem kuscheligen Bett.

David: Haha, also ich mochte deine Mum schon immer. Und sorry Mann, aber ich bin grad erst aufgestanden.

Wahrscheinlich grinste er gerade wie ein Huhn. Toller bester Freund.

Xander: Wenigstens hatte ja einer von uns seinen Schönheitsschlaf.

Verzweifelt suchte ich ein mir bekanntes Gesicht, als ich das Café betrat. Mit Erfolg. Seitlich des Eingangs saß Jess, mit einer Tasse in ihrer Hand, und starrte auf ihren Laptop.

»Entschuldigung? Könnten Sie bitte zwei Kakaos mit viel Schlag an diesen Tisch bringen?«, fragte ich höflich eine pummelige Kellnerin, die gerade an mir vorbeiging, und deutete auf den Tisch, wo sich Jess befand. Lächelnd nickte die Frau, ehe sie sich wieder umdrehte und weiterging. Da war wohl jemand sehr gesprächig.

Immer noch vertieft in ihren Computer, bemerkte Jess gar nicht, wie ich mich zu ihr begab und mich gegenüber von ihr setzte.

»Hi.«

Mit einem verwirrten Blick wandte sie sich von ihrem Laptop ab. Dieser änderte sich allerdings sofort in ein strahlendes Lächeln als sie mich sah.

»Hey Xander.«

»Ich habe uns beiden einen Kakao bestellt, hoffentlich macht dir das nichts aus.«

Wie zu erwarten grinste sie nur doof und nickte eifrig.

»Wie komme ich eigentlich zu der Ehre mit dir um«, schnell sah sie auf ihr Handy, »sieben Uhr in der Früh in einem Café zu sitzen?«, meinte Jess schließlich nach einiger Zeit.

»Da kannst du dich bei meiner Mum, die heute meinte, mich wie eine Irre aufwecken zu müssen, bedanken.«

Wieder grinste sie nur doof.

»Ihre Kakaos.«, ertönte plötzlich eine hohe Stimme und ein Tablett mit zwei herrlich dufteten Getränken wurde genau vor unseren Nasen abgestellt.

Nachdem Jess und ich uns noch eine Weile unterhalten hatten und bezahlen wollten, bemerkte ich, dass ich, der Gentleman der ich nunmal war, mein ganzes Geld im Auto liegen gelassen hatte.

»Äh Jess«, verlegen kratze ich mich am Hinterkopf, »könntest du mir bitte was borgen? Ich hab mein Geld im Auto liegen gelassen.«

Belustigt sah sie mich an.

»Ja klar, aber dafür bekomm ich von dir einen Milchshake. Am besten mit Erdbeergeschmack.«

»Abgemacht.«

Und so kam es, dass wir beide, gleich nach der Schule, mit jeweils einem Milkshake in der Hand, lachend in meinem Auto saßen und auf dem Weg zum See waren.

Silly BitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt