Der Polizeiofficer schaute sie mit verständnislosem Blick an. Sorgenfalten machten sich auf seiner Stirn breit; und zwar welche von der Sorte, dass er seinem Gegenüber nicht ganz traute ob sie noch bei Sinnen wäre. "Du willst mir also weismachen, dass all das hier", er deutete willkürlich auf Möbel, Gegenstände und die Wände im Raum, "nicht richtig ist?".
"Ich glaube Sie haben mich da nicht richtig verstanden", antwortete das Mädchen mit schon leicht genervter Stimme. Warum musste sie es auch immer versuchen, wenn sie ohnehin wusste, wie es ausgehen würde? Es würde nur alles nur schlimmer machen. Am liebsten hätte sie es einfach begraben, ganz tief unter der Erde - 20.000 Meilen unter dem Meer - oder sogar noch mehr. So wäre alles in Ordnung gewesen. "Officer. Ich habe es jetzt schon zweimal erzählt. Ich kann nicht mehr viel tun, es liegt an Ihnen. Entweder entscheiden Sie sich mir zu glauben - oder nicht. Ich will Ihnen nur helfen mit gesundem Gewissen weiterzuleben. Weiterzumachen. Ich weiß, wie es sich anfühlt in ein schwarzes Loch zu fallen. Ich kenne Menschen, die nie aufgehört haben das zu tun...". Ihr Blick schien abzuschweifen. Fasziniert betrachtete sie die einzelnen Fugen zwischen den Fließen. Die einfache Symmetrie erinnerte sie an so viel. Was für ein sonderbares Mädchen, dachte sich der Officer. Er wunderte sich über ihre bildhafte Ausdrucksweise und über das, was sie gesagt hatte. Es hätte ein ganz normaler Tag werden sollen. Die Kaffemaschine hatte endlich wieder funktioniert, er verspürte Sehnsucht nach dem Frühstück im Morgen. Doch dann: Dieses Mädchen vor der Tür des Polizeipräsidiums. In aller Frühe stand sie einfach da. Auf dem Weg vom Auto aus, war sie ihm schon aufgefallen. Eine schlanke Gestalt im Sonnenlicht, die Haare auf verrückte Weise zu Knoten gebunden - und waren das etwa Buntstifte, die sie zusammenhielten? Optimistisch war er an die Sache herangegangen. Er wusste nur zu gut wie man mit Verrückten umzugehen hatte und er wollte ihr ein helfendes Ohr bieten. Doch nun bereute er es. Sie hatte etwas gesagt, erwähnt, dass er längst versucht hatte zu vergessen. Das gefiel ihm nicht.
"Ich glaube", er wandte sich ihr direkt zu, "ich kann dir nicht weiterhelfen. Alles was du gesagt hast, nehme ich zur Kenntnis und schreibe ich in einen Bericht. Das wäre alles". Nach einer kürzeren Pause fügte er hinzu "Wenn weiter nichts ist, dann kannst du jetzt gehen. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag". Etwas schneller als beabsichtigt lief er Richtung Tür und hielt sie ihr auf. Ein Schmunzeln umfasste das Gesicht des Mädchens. Sie wusste genau, was der Officer über das Geschehene dachte. "Danke. Ich bin froh, dass ich Ihnen helfen konnte". Mit diesen Worten verschwand sie auch schon durch die Tür. Verdutzt blickte der Mann ihr noch kurz nach. Mir helfen? Was sie wohl damit gemeint hat.