Kapitel 4

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Zayn und ich saßen alleine im Auto. Ich wusste immer noch nicht, wohin es gehen würde. Ich hoffte auf Europa. Ich fand Paris oder Rom schon immer faszinierend. Die ganze fahrt herrschte eine angespannte Stille zwischen uns. Kurz vor der Ausfahrt zum Flughafen fing Zayn dann doch plötzlich an zu sprechen. „Sag mal, wie lange warst du eigentlich bei Blacks Leuten und was ist dort genau passiert?" fragte er mich beiläufig. Ich musste kurz überlegen, wie ich ihm antworten sollte. „Ich möchte darüber jetzt ungern sprechen, aber du kannst dir vorstellen, dass Black nicht die angenehmste Gesellschaft war." Er presste den Kiefer zusammen. „Dann ist das also kein Scherz mit den Karten und du hast ihn tatsächlich persönlich getroffen?" Ich schwieg daraufhin. Ich hatte Black ziemlich oft zu Gesicht bekommen, mehr als mir lieb war. Ich erschauderte kurz. Jedes Mal, wenn ich ihn in einer Zeitschrift sah, wurde mir schlecht und meine Panik übernahm meinen Körper.
Wir parkten das Auto in einem riesigen Parkhaus. Zu meiner Überraschung holte Zayn zwei Koffer aus dem Kofferraum. „Einer meiner Männer hat dir ein paar Kleidungssachen besorgt," erklärte er und schob ihn mir zu. Die Sicherheitskontrolle lief besser als gedacht. Insgeheim befürchtete ich schon, dass Zayn eine Waffe dabeihätte, aber das Gerät blieb still. Erst am Gate sah ich wo unsere Reise hingehen würde. Island.
„Liegt Island in Europa?" fragte ich bei Zayn nach. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dieses Land jemals schon gehört zu haben. „Ja." Antwortete er und setzte sich auf einen der Stühle. Ich tat es ihm gleich und setzte mich neben ihn. Vor uns saß eine ältere Dame mit einem kleinen Kind. Vielleicht machte sie einen Ausflug mit ihrem Enkel, oder sie würden jemanden besuchen. Als ich den Mann zwei Sitze neben ihnen beobachtete, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Er hatte eine Sonnenbrille auf und versteckte sich hinter einer Zeitung. Ein Aktenkoffer lag auf dem Platz neben ihm. Ich hatte das Gefühl er würde uns hinter seinen Sonnenbrillengläsern beobachten, was ich aber auf meinen Verfolgungswahn abschüttelte.
Endlich wurde das Boarding für unseren Flug angekündigt und wir durften an Board. Unsere Plätze waren sehr weit hinten und sehr eng gelegen. Ich hatte auch nicht viel mehr erwartet, wenn man in der Nacht vor dem Flug erst die Plätze bucht. Wir quetschten uns an zwei Männern vorbei zu unseren Sitzen. Neugierig schaute ich aus dem Fenster, nachdem wir uns angeschnallt hatten. Ich sah wie ein Flugzeug die Rollbahn entlangfuhr und mir wurde ein wenig mulmig. Nervös trommelte ich mit meinen Fingern auf der Lehne. „Dein erster Flug?" wollte Zayn wissen. Ich nickte etwas verkrampft. Die Tür wurde geschlossen und der Pilot sagte etwas, was ich nicht verstand. Als die Sicherheitseinweisung zu Ende war, setzte sich das Flugzeug langsam in Bewegung. Ich hatte aufgehört mit den Fingern auf die Lehne zu trommeln und krallte mich inzwischen in sie. Kurz bevor das Flugzeug abhob, legte sich Zayns Hand auf meine. Es half ein wenig, dennoch beruhigte ich mich erst, als das Flugzeug weit in der Luft war. Ich ah auf den kleinen Bildschirm in der Mitte des Ganges, der Anzeigte wie lange wir noch fliegen würden. Kurz war ich schockiert als ich sah, dass es um die zwölf Stunden dauern würde. Wir würden sogar noch einmal zwischenlanden, wie es aussah. Ich steckte mir die Kopfhörer von meinen MP3 Player ins Ohr und lehnte mich zurück. Ich werde wohl kaum genug Akku für den Flug haben.
Ich war eingeschlafen. Als ich aufwachte, lag ich angelehnt an Zayns Schulter und hatte meinen Nacken komisch verdreht. Ich streckte mich kurz und stöhnte entnervt als ich sah, dass wir erst in fünf Stunden ankommen würden. „Gut geschlafen?" fragte mich Zayn, der von seinem Handy hochblickte. „Etwas ungemütlich." Antwortete ich und rieb mir den Nacken dabei.

Apropos Handy, davon hatte ich mir neulich ja auch ein neues zugelegt. Ich kramte in meiner Tasche und fand das alte Tastenhandy. Ich hätte mir gerne ein Smartphone geholt, jedoch war das Geld etwas knapp für diesen Monat und außerdem hatte ich das Gefühl, dass so ein Handy schwieriger zu Orte sein würde als ein Smartphone. Dieses Handy war so alt, dass es keine Standort Funktion hatte. „Du wirst das Handy wohl zerstören müssen, wenn wir angekommen sind." Meinte Zayn plötzlich neben mir. „Das Handy hat keine Standort Funktion." Erkälte ich ihm. „Ist mir egal. Alles was du in den letzten Tagen gekauft hast, solltest du auf Wanzen durchsuchen. Ich kann mir vorstellen, dass sie dich nur gehen lassen haben, damit du sie zu Theo führst. Die werden dich bestimmt irgendwie verwanzt haben. Black hat überall seine Leute." Meinte er und gab mir mit seinem Blick zu verstehen, dass es keine Möglichkeit mehr zu verhandeln gab. Die nächsten fünf Stunden verliefen ohne Probleme. Der Flug verlief insgesamt ganz ruhig, was mich freute. Ich hätte den Boden küssen können, als wir aus dem Flugzeug stiegen. Im Flughafen herrschte reges Treiben. Er war ziemlich lein, wenn man ihn mit New York verglich. Beim Umschauen drehte ich mich einmal um mich selbst und stieß einen Mann an. Dieser schimpfte in einer fremden Sprache und ich entschuldigte mich mit einem Sorry. Ich blickte zu Zayn, der telefoniert. Seine Augen lagen währenddessen auf mir und beobachteten mich. Ich schaute schnell weg doch merkte, dass er seine Augen dennoch nicht von mir nahm. Er legte auf und trat zu mir. „Unser Wagen steht im Parkhaus bereit." Ich schaute kurz verwirrt und folgte ihm einfach. Nach dem wir unsere Koffer endlich hatten verließen wir die Große halle und traten nach draußen. Die frische Luft überwältigte mich für einen kurzen Augenblick. Ich folgte Zayn, der Zielstrebig eine Treppe bis zur dritten Ebene des Parkhauses folgte. Er hielt auf einen Roten Transporter zu, und ich musste sagen, dass mir das Auto wirklich gefiel. Es war viel besser als diese aufgemotzten Karren, die alle von ihnen immer fuhren. Wir schwiegen eine Weile und ich schaute mir die Umgebung an. Zayn fuhr ohne Navi, vielleicht war er wirklich schon mal hier gewesen. „Warst du schonmal hier?" fragte ich ihn dann aus meiner Neugier. „Nein." Antwortete er. „Ich habe mir vorher schon angeschaut, wo wir hinmüssen, da ich meinen Standort nicht anstellen möchte. Zwar kann man mein Handy sowieso nicht orten, aber ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen." Gestand er mir. Wir fuhren noch etwa eine halbe Stunde, in der immer weniger Häuser auftauchten und die Straße zunehmend schlechter wurde. Irgendwann fuhr Zayn rechts. Ich konnte beim besten Wissen nicht ausmachen, woran er erkannte, dass er hier abfahren musste. Die Straße sah genau s aus wie die drei davor. Wir kamen an einer kleinen Holzhütte an.

Ohne Frage, sie war wunderschön, rot gestrichene Holz Latten, weiße Fenster und ein schwarzes Dach. Das einzige Manko war, dass sie ziemlich klein war, aber für zwei Menschen würde es wohl reichen. Er parkte das Auto so dass man es von vorne nicht sehen konnte hinter dem Haus. „Wie heißt es so schön, Home Sweet Home." Sagte er leise und stieg aus dem Auto. Er nahm die beiden Koffer und schloss die kleine Hütte auf. Ich musste staunen als ich ins Wohnzimmer trat. Sie war wirklich nicht sehr groß, dafür war sie super eingerichtet. Der Innenausstatter musste hier ganze Arbeit geleistet haben. Ich kann nicht verstehen wie ein Zimmer so herzlich aussehen kann. Vom Sofa bis zum Kühlschrank alles war miteinander abgeglichen und man fühlte sich hier verdammt wohl. Die Möbel waren alle aus dem gleichen warmen Holz und das rote Sofa und die Roten Gardienen rundeten das alles noch ein wenig ab. Früher hatte ich mir immer vorgestellt mal in eine kleine Hütte zu ziehen. Irgendwo auf dem Land, wo ich meinen eigenen kleinen Kräutergarten anlegen würde. Blumen hatten mich schon immer fasziniert und in meinem alten Zuhause, hatte ich mich um den Garten und die Blumenbeete gekümmert. Meine Eltern waren beide nicht so der Natur Typ und wollten aus unserem Vorgarten ein Steingarten machen, was ich aber nicht zuließ. Niemand würde sich an einem Steingarten erfreuen. Das Einzige was für meine Eltern zählte, war, dass er pflegeleicht wäre. „Hast du auch Hunger?" Zayns Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Nein." Antwortete ich schlicht und suchte nach dem Schlafzimmer. Es war nicht schwierig zu finden, da es neben dem Wohnzimmer mit offener Küche nur noch zwei weitere Türen gab. Eine führte vermutlich zum Badezimmer und die andere zum Schlafzimmer. Als ich das Bett sah seufzte ich. Natürlich gab es mal wieder nur ein Doppelbett, welches man nicht auseinanderziehen konnte.

Schwarze Dahlien (Badgirl is broken)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt