Sie verfiel in einen unruhigen Schlaf. Sie wachte desöfteren auf, da sie hungrig war. Sie hatte seit zwei Tagen nichts mehr zu essen, weil sie nicht ins Meer konnte und ohne Fische, Krabben und so weiter, konnte sie nicht auf den Markt gehen um etwas zu tauschen. Amelia war illegal in Irland, sie hatte keinen Ausweis und auch kein Geld. Ihr Husten machte sie verrückt. Sie litt seit geraumer Zeit an einer starken Erkältung und die kalte Luft tat ihr nicht gut. Dieser Winter war die Hölle für sie und sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine warme Mahlzeit, eine Decke und Tee.
Bevor sie nach Irland gekommen ist, hatte sie mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester in Schottland gelebt. Damals waren sie nicht reich gewesen, aber sie hatten genug Geld um sich über dem Wasser zu halten. Doch ihre Mutter starb an Krebs, als sie gerade mal dreizehn Jahre alt war. Und musste sich nun um ihre kleine Schwester Theresa kümmern.
Früh morgens drehte sie sich dann im Bett um. Sie war komplett durchgefroren und wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde, wenn sie nicht bald etwas zu Essen und zu Trinken bekam. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als mit dem kleinen Boot hinauszufahren und zu fischen. Der Wind hatte etwas nachgelassen, doch die Wellen peitschten immer noch, wie die Tage zuvor. Zu allem Unglück fing es gerade auch noch an zu regnen, doch Amelia musste raus, wenn sie überleben wollte und so humpelte sie zu ihrem Boot hinunter.
Als sie es endlich erreicht hatte, war sie am Ende ihrer Kräfte. Wie sollte sie das Boot bis zum Wasser hinunter bekommen, geschweige denn gegen die Wellen anrudern. Sie sank auf die Knie hinab in den kalten Schnee und weinte. Weinte den ganzen Kummer der letzten Jahre hinaus, bis keine Tränen mehr nachkamen. Verschwommen richtete sie ihren Blick nach oben und sah etwas Großes auf sie zukommen. Instinktiv machte sie sich ganz klein, und rechnete fest damit, dass ihre letzte Stunde geschlagen hatte. Doch nichts passierte. Hatte sie sich gerade eingebildet, dass etwas auf sie zukam? Sie richtete abermals ihren Blick nach oben, aber sie hatte sich nicht getäuscht. Vor ihr stand ein riesiges Pferd gehalten von einem Mann in Mantel und Kapuze. Amelia starrte den Mann an und er starrte genauso zurück.
<<Steh auf! Du holst dir noch den Tod>>, sagte er schlussendlich. Doch sie hatte keine Kraft hochzukommen und musste sich von ihm hochziehen lassen. Als sie stand, knickten ihre Beine wieder ein und sie drohte wieder hinzufallen, doch der Unbekannte fing sie geschickt auf und hielt sie mit starkem Griff auf den Beinen.
Amelia wollte sich aus seinem Griff lösen um endlich auf das Meer hinaus fahren zu können, doch er lies das nicht zu.
<< Sie sind ja vollkommen abgemagert. Was wollten Sie denn hier draußen bei diesem schrecklichen Wetter?>> fragte er nach einer Weile des Schweigens. Amelias Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, dennoch war sie sich sicher, dass er sie verstanden hatte. Denn er schaute zu dem kleinen Fischerboot hinunter und schaute dieses ungläubig an. << Damit wollten Sie hinaus fahren? Das wäre der reinste Selbstmord gewesen!>> Amelia hatte damit gerechnet angebrüllt zu werden, denn sie war nichts anderes gewöhnt, doch seine Stimme war ganz sanft. << Da bin ich ja froh, dass ich Sie gefunden habe. Sie sollten nach Hause gehen und sich warme Sachen anziehen. Wo wohnen Sie? Ich werde Sie bis dahin begleiten!>>
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The Day after Tomorrow
AdventureDas Meer war schon seit einigen Tagen unruhig. Draußen stürmte es und Amelias kleines Fischerhäuschen drohte zusammen zubrechen. Wer bei diesem Wetter auf das Meer hinaus fährt, muss lebensmüde sein, denn dieses Wetter war gefährlich! Und trotzdem m...