Kapitel 1: Unverhofftes Glück

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Als Theons Mutter von ihrem älteren Neffen verlangte, dass er heute auf seinen Cousin aufpassen sollte, konnte Theon nicht anders, als sich selbst zu beglückwünschen. Schließlich arbeitete Len genau an dem Ort, an den er sich heute ohnehin schleichen wollte. Jetzt musste er sich zumindest nicht mehr heimlich aus dem Staub machen um sein Ziel zu erreichen. Und Len würde ihm bestimmt dankbar sein, wenn er nicht den ganzen Tag auf seinen gerade einmal vier Jahre jüngeren Cousin aufpassen musste.

Leider hatte Len keine Ahnung von den Plänen seines Cousins und versuchte seine Tante davon zu überzeugen, dass Theon sehr wohl alleine auf sich aufpassen konnte.

Zu Theons großer Freude scheiterte Len in seinem Vorhaben und so kam es, dass sich die beiden wenige Minuten später auf den Straßen von Atlantis wiederfanden, auf dem Weg zu Palast.

Denn genau dort arbeitete Len und mit etwas Glück würde Theon dort auch bald eine Anstellung finden. Nachdem er die Aufnahmeprüfung schaffte.

 Seit zwei Jahren wurde Atlantis von einem König und einer Königin regiert, die die jahrhundertelange Regentschaft des Rates beendet hatten. Bisher hatte niemand die beiden Herrscher je zu Gesicht bekommen, doch in den Straßen wurde gemunkelt, dass diejenigen die im Palast arbeiteten wüssten wie sie aussahen und wer sie waren.

Im Laufe der zwei Jahre hatte sich Atlantis von einem recht unbedeutenden Königreich, das äußerst zurückgezogen agierte zu einem Reich entwickelt, dessen Handel florierte, das wichtige Bündnisse schloss und ein hohes Ansehen genoss.

Der Rat, der bis vor zwei Jahren noch sämtliche amtlichen Geschäfte steuerte, hatte nun eine beratende Position inne.

Einige Bewohner von Atlantis, unter anderem auch Theons Familie standen den neuen Herrschern argwöhnisch gegenüber. Niemand wusste woher sie gekommen waren oder wer sie waren. Jahrhundertelang war der Thron von Atlantis unbesetzt gewesen. Die Möglichkeit eines Königs oder einer Königin anstelle des Rates, dessen Mitglieder bekannte Persönlichkeiten waren, war den meisten Bewohnern lächerlich erschienen. Natürlich gab es ab und zu fragwürdige Personen, die unbedingt zum Herrscher von Atlantis gekrönt werden wollten. Doch so schnell wie sich ihre Stimmen erhoben, so schnell senkten sie sich auch wieder.

Warum bis heute jeder von ihnen aufgegeben hatte war nicht bekannt. 

Durch die andauernde Regentschaft der gleichen Ratsmitglieder hatten sich die Gesetzte von Atlantis in den vergangenen Jahrzehnten nicht geändert.

Der Rat hatte sich auf Atlantis konzentriert und nicht in das Handeln der umliegenden Königreiche eingegriffen. Gesellschaftliche Probleme waren unter den Teppich gekehrt worden und kein Bewohner von Atlantis durfte das Königreich verlassen. Freundschaften und Beziehungen zu den Bewohnern anderer Königreiche waren verboten, wer sich widersetzte wurde verbannt. Die Positionen der Ratsmitglieder wurden nach ihrer Abdankung oder nach ihrem Tod an ein Familienmitglied weitergegeben.

Seitdem Atlantis von zwei Herrschern regiert wurde änderten sich diese Regeln und die alten Gesetzte langsam. Nach einem Jahr konnte die Ratspositionen nur noch in Ausnahmefällen, die vom hohen Gericht bestätigt werden mussten, an Familienmitglieder weitergegeben werden. Ein Kompromiss, der heftigen Protest im Rat ausgelöst hatte.

 Als Len und Theon die Palasttore erreichten hatte sich bereits eine lange Schlange von Bewerbern gebildet, die an den Aufnahmeprüfungen teilnehmen wollten und von zwei Palastwachen kontrolliert wurden, ehe sie eintreten durften.

Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen wandte sich Theon an Len, der kurz davor war an der Schlange vorbeizulaufen.

„Ich stelle mich hier an. Du kannst also ganz unbesorgt deiner Arbeit nachgehen, während ich an den Aufnahmeprüfungen teilnehme."

Überrascht blickte Len seinen Cousin an, ehe er nickte.

„Bist du dir sicher?"

„Ja."

„In Ordnung, wenn du von den Wachen kontrolliert wirst musst du nach Aren fragen. Wir treffen uns dann später."

Mit diesen Worten lief Len mit schnellen Schritten zum Anfang der Schlange und zeigte den Palastwachen etwas, dass Theon nicht ganz ausmachen konnte, möglicherweise ein Armband, ehe er passieren konnte. Dann verschwand er im Inneren der Palastmauern.

Eine halbe Stunde später stand Theon endlich vor den Palastwachen. Er gab an, dass er an den Aufnahmeprüfungen teilnehmen wollte und fragte, wie Len gesagt hatte nach Aren. Die Wachen warfen ihm daraufhin zwar einen irritierten Blick zu doch ließe ihn passieren. Eine der Wachen führte ihn zu einem Büro im ersten Stock des Palastes, klopfte kurz an und trat dann mit Theon im Schlepptau ein.

Das Büro war lichtdurchflutet und in der Mitte des Raumes stand ein schmaler Schreibtisch, an dem eine Frau mit schneeweißen Haaren und braunen Augen saß.

Sie musterte die Neuankömmlinge kurz, dann blickte sie die Wache auffordernd an.

„Dieser junge Mann hat nach Ihnen gefragt, Wächterin Aren. Er ist hier zur Aufnahmeprüfung."

Mit diesen Worten verbeugte sich die Wache leicht und verließ dann schnell das Büro.

„Warum bist du hier?"

„Mein Cousin hat gesagt, dass ich nach Ihnen fragen soll."

Theon schluckte, als sich der stechende Blick der Wächterin auf ihn richtete und fragte sich warum in aller Welt Len ihn hierhergeschickt hatte.

„Und wer ist dein Cousin?"

„Lennox Nereida."

Aren musterte Theon kurz mit gehobenen Augenbrauen, ehe sie fortfuhr.

„In Ordnung. Da Lennox hier arbeitet und du sein Cousin bist, gelten für dich folgende Regeln:

Erstens: solange Lennox sich auf dem Palastgelände befindet ist er in erster Linie ein Angestellter, nicht dein Cousin. Da er fest angestellt ist und du ein Bewerber bist ist er dein Vorgesetzter. Du wirst ihn förmlich anreden und auf private Gespräche mit ihm verzichten.

Zweitens: Du wirst keinem Bewerber deine Verwandtschaft mit Lennox mitteilen.

Drittens und diese Regel gilt für jeden im Palast, egal ob Bewerber oder Angestellter: Alles was du hier siehst, hörst oder tust unterliegt strengster Geheimhaltung. Solltest du gegen diese Geheimhaltung verstoßen wirst du entweder angeklagt oder auf der Stelle festgenommen und getötet. Hast du das verstanden?"

Theon brachte gerade so ein Nicken zustande. Er hatte zwar nicht vor irgendwelche Geheimnisse auszuplaudern, aber eine mögliche Hinrichtung war dann doch etwas abschreckend.

„Gut. Dann lege beide Hände auf diese Kugel und sprich mir nach."

Aren deutete auf eine leicht schimmernde Kugel, die am Rand ihres Schreibtisches ruhte und ein warmes Licht verströmte.

Zögerlich legte Theon seine Hände auf die Oberfläche der Kugel, dann sprach er der Wächterin den Schwur nach, der ihn zur Geheimhaltung verpflichtete.

„Dann kommen wir jetzt zu den nächsten Regeln. Viertens: Du wirst niemanden im Palast nach dem Amt fragen, das sie bekleiden. Wenn dir jemand sein Amt ohne jeglichen Zwang mitteilt ist das kein Verstoß.

Fünftens: Du darfst, egal ob du die Bewerbungsprüfungen bestehst oder nicht niemandem mitteilen für welches Amt du ausgebildet wirst oder wurdest , woraus dein Training besteht oder aber wer dich ausbildet hat.

Sechstens: In den Pausen ist es dir gestattet dich an jeden Tisch in der großen Halle zu setzten an den du möchtest, aber jeder Angestellte kann dich dazu auffordern dich an einen anderen Tisch zu setzten.

Hast du diese Regeln verstanden?"

Leicht überfordert nickte Theon.

Scheinbar zufrieden mit der Reaktion ihres Gegenüber, tippte Aren die leuchtende Kugel zweimal an und eine Tür erschien hinter ihr.

„Dann gehst du jetzt durch diese Tür zu den restlichen Bewerbern und hältst dich an die Regeln."


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Was haltet ihr von Theon und Len?

Über Kommentare, Feedback und Votes würde ich mich sehr freuen! :)

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