Kapitel 3: Ein (un)angenehmer Morgen

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Am nächsten Morgen war Theon schon sehr früh auf den Beinen und schlich sich so unauffällig aus dem Haus, wie er nur konnte. Er hatte keinem seiner Familienmitglieder, bis auf Len, gesagt, das er an der Aufnahmeprüfung für den Palast teilnehmen wollte. Sollte er durchgefallen sein, könnte er das Thema auch getrost vergraben und nie wieder erwähnen, doch für dem Fall, das er doch angenommen wurde musste er sich dringend eine Strategie überlegen. Die gesamte Familie wusste, das Len im Palast arbeitete, doch nur seine Eltern und Geschwister, standen dieser Tatsache gutgesinnt gegenüber.

Theons Mutter, war zwar stolz auf ihren Neffen, doch sie stand den neuen Herrschern kritisch gegenüber. Genauso wie Theons Vater und seine Geschwister. Nicht selten drehten sich abendliche Gespräche bei ihnen um das Misstrauten gegenüber den neuen Herrschern, die aus dem nichts aufgetaucht waren und deren Gesichter noch niemand aus der Bevölkerung außerhalb des Palastes gesehen hatte.

Theon verstand zwar das Misstrauen gegenüber dem König und der Königin, doch er hatte auch die Veränderungen in den vergangen zwei Jahren beobachtet. Die meisten neuen Gesetzte und Änderungen hat zu der Verbesserung des öffentlichen Lebens beigetragen. Der Handel florierte, der Palast bot gute Ausbildungen und Arbeitsplätze an und es herrschte ein reger kultureller Austausch mit den umliegenden Königreichen und sogar entlegenen Kaiserreichen.

Als Theon durch das Haupttor in den Vorhof des Palastes trat, stellte er fest das bereits viele Bewerber sich auf dem Platz versammelt hatten und angespannt auf eine runde Steinwand in der Mitte des Hofes starrten, die leicht bläulich schimmerte.

Gerade als Theon ein paar bekannte Gesichter erblickte, unter anderem die Bogenschützen aus der Aufnahmeprüfung, bemerkte er das eine Wache in grünem Umhang mit schnellen Schritten an den Stein herantrat und ihre rechte Hand auf die schimmernde Oberfläche legte.

Daraufhin glühte der Stein kurz auf und dann erschienen Namen auf der glatten Oberfläche.

Mit der Anmerkung, das die Kandidaten, die bestanden hatten sich am nächsten Tag im Morgen wieder hier einfinden sollten, trat die Wache zurück und machte somit dem Ansturm platz.

Alle Bewerber stürmten auf den Stein zu.

Schon nach wenigen Sekunden waren freudige Ausrufe und verzweifelte Flüche zu hören.

Als Theon über die Schulter seines Vordermannes spähte und seinen Namen auf dem unteren Ende der Liste entdeckte konnte er einen Freudenschrei nicht unterdrücken.

Er trat schnell aus dem Weg, um den Leuten hinter ihm durchzulassen und lief mit beschwingten Schritten aus dem Hof heraus.

 Auf halbem Weg zum Haupttor erkannte er Len, der ihm entgegenkam, er sah erschöpft aus, Augenringe zeichneten sich klar ab. In der linken Hand trug er einen komisch aussehenden Becher, mit einer Aufschrift, die Theon nicht erkenne konnte.

Als Len das breite Grinsen seines Cousins sah, rang er sich ein erschöpftes Lächeln ab und klopfte Theon im vorbeigehen stolz auf die Schulter, ehe er die letzten Meter zum Haupttor rannte und dann im Hof die nächstbeste Tür aufstieß. Während er über den östlichen Haupthof des Palastes rannte griff er mit einer schnellen Handbewegung nach seinem Unhang und band ihn sich um, ehe er in einen leeren Gang abbog.

Er war spät dran. Energisch stieß er eine schneeweiße Steintür, die bis vor wenigen Momenten nicht nicht existiert hatte auf und verschwand. Er hatte eine Nachricht zu überbringen. Mit grimmigem Blick zog er eine versiegelte Schriftrolle aus der Innentasche seines Umhanges. Der Morgen würde nicht gut enden.

Im Haupthof gingen alle Palastangestellten ihren Aufgaben nach, niemand schien sich daran zu stören, das noch vor wenigen Momenten eine Wache seinen Umhang aus der Luft gegriffen hatte. 

Die Herrscher von AtlantisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt