Erinnerungen an die Zukunft

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~Logbuch; 12 Juli 2020; Eintrag 13~
"Wie schon die letzten Tage ist es auch heute unerträglich heiß. Meine Männer sind ausgehungert und geschwächt; die Kämpfe dauern nun schon mehrere Wochen an. Unsere Scharfschützen gehen davon aus, dass der Feind umzingelt ist und auch seine Truppen geschwächt sind. Nur ist immer noch nicht bekannt gegen wen und warum wir wirklich Krieg an diesem gottverlassenen Ort führen.
Oberster Befehlshaber, Snow
Ende"

In seinem offiziellen Befehl hieß es, eine gut ausgerüstete Terrororganisation müsse eliminiert werden, nach den letzten Wochen, die sich wie Jahre anfühlten, schien dies jedoch nicht ganz der Fall zu sein. Eine Kampfeinheit, die auf den Nahkampf spezialisiert war, war es gelungen bis in den Hauptstützpunkt der feindlichen Truppen vorzudringen, was allgemein als ein unglaublicher Erfolg angesehen worden war. Allerdings waren die letzten Berichte recht merkwürdig gewesen. Angeblich haben schlappe drei Leute, vier Teams a zehn Personen auseinandergenommen...

~Logbuch; 13 July 2020; Eintrag 14~
"Heute sind viele Männer gefallen; ich kann nicht länger rumsitzen und Befehle geben. Ab morgen werde ich selbst in die Schlacht eingreifen.
Wir haben heute früh um null-sechshundert eine Ladung Munition, neue Waffen, etwas frische Nahrung und Zigaretten erhalten.
(Ein klicken ertönt, dann das unverkennbare Geräusch, dass nur von der Reibung eines Feuersteins auf einen Zündstein kreiert werden kann; ein Rauschen auf dem Band, der Mann atmet ein und wieder aus wobei er leicht zu hüsteln anfängt)
Aber es gibt noch immer keine Antwort auf meine Fragen. Die Männer sind glücklicherweise wieder motivierter.
Zeit schlafen zu gehen ...
Oberster Befehlshaber, Snow
Ende"

Am nächsten Morgen hatten sich alle wie emsige Bienen darauf vorbereitet, den neuen Feldplan durchzuführen.
Um genau null-neunhundert strömten die Soldaten aus.
Zuerst wurden die Soldaten des Vortages abgelöst und die Leichen aus dem Weg geräumt, dann positionierten sich die Truppen neu; einige hundert Meter rechts und links des feindlichen Gebiets positionierten sich neue Scharfschützen, die regulären Fußsoldaten, mit dem Obersten Befehlshaber an der Spitze stürmten das Zielgebiet von vorne.
Es herrschte allgemeine Euphorie; mit dem Obersten Befehlshaber Snow an ihrer Seite fühlten sich die Männer unbesiegbar. Sie sollten jedoch schnell das Gegenteil erfahren.
Die Befehle waren klar:
Bei Sichtkontakt schießen!
Das gesamte Gebiet stürmen!
Den Tempel erreichen und den Anführer der feindlichen Truppen ausfindig machen und festnehmen!
Den Anführer nicht töten!

Stundenlang waren Schüsse zu hören und Blut spritzte herum, wie Wasser aus einer Pfütze in die gerade ein kleines Kind sprang. Es war die Hölle auf Erden; feindliche und eigene Soldaten die ihre letzten Schritte ohne Kopf machten; doch als sie den Tempel endlich erreicht hatten war die Hölle das, was sich jeder von Snow's Soldaten als friedlichen Sommerurlaub wünschte.
Wie aus dem nichts erschienen Männer in dunklen Kutten mit Messern, Schwertern oder Pistolen.
Snow konnte sehen wie seinen Männern die Gliedmaßen durchtrennt wurden als wären sie aus Butter. Einer seiner Soldaten wankte auf ihn zu, seine Kehle war aufgeschlitzt und er sprach seine letzten Worte an den Obersten Befehlshaber: „Asssss... Assa...*keuch*...Assassinen. Entschuldige *keuch* mich .... Bei.... Meiner Fra.."
Noch bevor der junge Soldat fertig war, wurde Snow davon Zeuge, wie eine Klinge von hinten seinen Schädel durchstoß nur um dann, durch sein Gehirn hindurch, vorne aus seinem Auge herauszuplatzen. Der junge Soldat kippte blutverschmiert nach vorne über, und landete auf Snow. Dieser hielt ihn mit einer Hand fest als wäre nichts passiert, zog seine Desert Eagle und verpasste dem unbekannten Killer eine Ladung Blei zwischen die Augen.
„Scheißdreck", murmelte er, steckte seine Pistole wieder in den Holster an seinem rechten Oberschenkel und zog stattdessen sein Messer.
Er sprintete auf einen der Assassinen zu, wobei er fast über die Körper der Toten stolperte und in ihren Blutlachen beinahe ausrutschte.
Es gelang ihm sich zusammenzureißen und einen der in Schwarz gekleideten, unbekannten Todbringer zu fixieren. Mit der Konzentration eines Leoparden, der kurz davor war seinem Opfer mit einem Satz seine scharfen Fangzähne ins Genick zu rammen, und dieses zu durchbeißen, warf er sein Messer auf den Assassinen, zog seine Knarre und feuerte einen Schuss ab.
Der Assassine war zu beschäftigt damit das Messer mit Hilfe seines Katanas zu blocken, sodass er den Schuss erst bemerkte als sein Kopf nach hinten gerissen wurde und er zu Boden ging; falls er die Kugel überhaupt bemerkte.
"Was zum Teufel war hier nur los? Normalerweise waren unsere Feinde normale Soldaten mit Maschinengewehren oder Panzerfäusten und doch habe ich noch nie eine so grausame Schlacht erlebt!
Irgendwas ist hier faul!"
Gedanken schossen wie seine eigenen Kugeln durch den Kopf des erfahrenen Soldaten.
Er feuerte die letzten Schüsse seiner todbringenden Desert Eagle und erwischte - mehr durch einen glücklichen Zufall als durch irgendetwas anderes - einen weiteren Schattenkrieger.
Durch die Schüsse hatte er jedoch auf sich aufmerksam gemacht, einer der Assassinen, der gerade den Kopf eines Soldaten von dessen restlichem Körper getrennt hatte, kam auf ihn zu.
Snow war unbewaffnet ....
Er schmiss sich zu Boden, landete neben einem seiner ausblutenden Kameraden und griff nach dessen Waffe. Eine kurze Reflektion erregte - glücklicherweise - seine Aufmerksamkeit und Snow schaffte es gerade so seinen Kopf in letzter Sekunde beiseite zu bewegen. Mit einem unangenehmen knarzen Schnitt eine schneeweiße Klinge um Haaresbreite neben dem Kopf des obersten Befehlshabers in den steinernen Boden.
Dank seiner langen Ausbildung im Kämpfen reagierte Snow schnell genug und schnappte sich das Bein des lautlosen Killers, schmiss ihn zu Boden, während er sich selber wieder auf die Beine schwang. Ein fester tritt genügte um den Kopf des Assassinen an seiner eigenen Klinge zu spalten. Das Blut floss aus den schräg durchtrennten Augen und vermischte sich mit dem des inzwischen toten Soldaten.
"Im Tod sind wir wohl alle gleich", jagte es Snow durch den Kopf.
Er steckte die Waffe seines Toten Kameraden in seinen Holster und griff nach dem schneeweißen Schwert; mit einem Ruck zog er die unbeschädigte Klinge wieder aus dem Boden.

Circa 30 Minuten später stand Snow in einem Blutmeer von biblischem Format, ein Blutmeer voller toter, verstümmelter Soldaten....

Sonst war das Schlachtfeld leer, kein überlebender Soldat, aber auch keine Feinde weit und breit.
Ein Böe wehte durch die Haare des obersten Befehlshabers; er musste blinzeln und seine Tränen zurück halten.
Als er die Augen wieder aufschlug fand er sich aufgespießt auf einer schwarzen Klinge mit einem roten Streifen darauf, wieder.
Ihm gegenüber stand ein komplett in schwarz vermummter Assassine, der die Nachtschwarze Klinge durch seinen Brustkorb schob.
Während Snow, sich umschauend, seine letzten Worte vor sich hin murmelte, zog der Assassine eine alte Pistole, hielt sie unter das Kinn des Obersten Befehlshabers und drückte ab....

„~ Logbuch; 14 July 2020; letzter Eintrag ~ Wir sind *keuch* alle verloren!"

....Nichts....

Ein Windzug pustet ihm wie ein freches Kind ins Gesicht ....

....Stille....

Mit einem Mal riss er die Augen auf.
Er atmete.... Er Atmete!!!

Die Stimme eines älteren Mannes erreichte sein Ohr:
„Gut, endlich sind sie wach... Sicher stellen Sie sich gerade einige Fragen."

„Wo...w..wo bin ich?"

„Sie befinden sich im 13ten Jahrhundert, in einem Dorf namens Kaleido...."

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