Kapitel 1

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Nurie saß mit ihrem Vater und Ledryn, dem braun haarigen Elf, der ihr geschworen hatte sie zu beschützen, im Auto und fuhr zu ihrer Schule, um ihre ehemalige beste Freundin zurede zu stellen. Denn sie war ebenfalls eine Elfe und hatte es Nu nie gesagt.
„Ist alles in Ordnung, Nurie?" fragte Ledryn ruhig. Er hatte sich einen Zauber übergestreift, damit nur Elfen ihn sehen konnten, das gleiche hatte Nurie auch mit dem Schwert auf ihrem Rücken getan. Sie antwortete genervt „Ja, ich will nur schnell mit Lila reden, dann gehen wir wieder nach Du Welden audr Adurna."
Lila war die Ex-beste Freundin von Nu und hieß eigentlich Liliana und Du Welden audr Adurna war eine elfische Insel, die Nurie's verstorbene Elfenmutter, Darylia, erschaffen hatte, kurz nachdem sie zur Königin der Elfen gekrönt wurde. Nu's Vater, Eydrim, hatte sie, als ihre Mutter starb, in die Menschenwelt gebracht und dort groß gezogen. Bis vor ein paar Tagen, hatte Nurie nichts von ihrem Erbe gewusst, denn nur direkte Nachfahren von Darylia, konnten die Insel regieren, oder verändern. Nurie war somit die einzige, die es konnte und hat durch einen Elfen Namens Talion von der Insel erfahren. Sie hatte sich in ihn verliebt, doch er hatte sie mit einer anderen Elfe betrogen, das machte Nu traurig und wütend zugleich, doch jetzt musste sie sich auf den Verrat von Lila konzentrieren.
„Wir sind da." sagte Eydrim und hielt das Auto an. „Elrun ono." bedankte Nurie sich und stieg aus. Ledryn folgte ihr schnell. Nun standen sie auf dem riesigen Parkplatz der Schule. Es war kurz nach Unterrichtsschluss und fast alle Schüler waren noch da. Suchend ließ Nu ihren Blick über die Schüler gleiten. Sie fand Alec und Cassie, aber auch Selina, die schon wieder mit Nick in einer versteckten Ecke knutschte. Nurie suchte weiter und dann fand sie endlich Janok und neben ihm lief Lila. Die zwei waren in ein Gespräch vertieft und so konnte Nu fast unbemerkte zu ihnen gelangen. Erst, als sie direkt vor den beiden stand, hob Janok den Kopf und blieb überrascht stehen. „Nurie."sagte er und es tat Nu im Herz weh wie viel Liebe und Sorge sie in diesem einen Wort hörte. „Hi." grüßte sie ihre ehemaligen Freunde. Jetzt schaute auch Lila erstaunt auf, doch als sie Ledryn hinter Nurie sah, sah sie geschockt aus. „Wir müssen reden Lila." meinte Nu und fixierte sie. Jetzt sah sie auch, wieso sie Lila's wahre Identität nie herausgefunden hatte. Sie war nicht arrogant und sie benutzte ihre Magie nicht. „Hallo, Liliana." sagte Ledryn leise und Nu hörte darin Schmerz und Angst zugleich. „Fahr ruhig schon mal Heim, Janok. Ich muss auch unbedingt mit Nuri reden." erklärte Lila ohne den Blick von Ledryn zu lösen. „Gut, wir sehen uns." sagte Janok leicht gekränkt und als er an Nurie vorbei wollte, hielt sie es nicht mehr aus. „Wir werden auch noch reden, das versprech ich dir." platzte sie heraus und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seine Miene hellte sich etwas auf und er nickte.
Als er außer Hörweite war, sagte Nu „Lasst uns wohin gehen, wo wir in Ruhe reden können." Sie drehte sich um und ging durch die immer kleiner werdende Menge. Rechts vom Schulgebäude, gab es einen Zaun, mit einem Loch, durch das Nu schlüpfte und auf Ledryn und Lila wartete. Als sie alle dort standen, herrschte Schweigen, doch Nurie hielt es nicht lange aus und brach es. „Wieso hast du mir nie gesagt, dass du eine Elfe bist?" fragte sie anklagend. Lila antwortete nur zögernd und sah immer noch nur Ledryn an. „Weil ich nicht wollte, dass du es heraus findest und mir misstraust. Ich weiß, was dein Vater dir über die Elfen gesagt hat, aber es ist nicht wahr, wir sind nicht so. Zumindest nicht alle." Beim letzten Satz, sah sie Ledryn hasserfüllt an. „Das weiß ich und ich weiß, dass Ledryn Fehler gemacht hat, doch dass ist noch lange kein Grund ihn so zu verachten. Er hat sich von seiner Lordschaft abgewandt, nur um mir zu helfen." erklärte Nurie und Lila starrte nun auch sie erschrocken an. „Du hast doch keine Ahnung, wie sehr er mir weh getan hat." rief die Elfe verzweifelt und wandte sich ab. Da erst fiel Nu wieder ein, wie sehr sie ihre Freundin vermisst hatte. „Doch, Talion hat mit mir haargenau das gleiche gemacht." erklärte sie sanft und zog Lila in ihre Arme. „Wieso hast du dich auch auf den eingelassen? Der ist doch die Arroganz persönlich." meinte sie schniefend. Nurie traten auch wieder Tränen in die Augen, doch sie musste trotzdem lächeln. „Ich hab dich so vermisst, Lila." erklärte sie nun auch schniefend. „Ich dich auch, Nuri. Ganz arg." erwiderte die Elfe. Eine Weile blieben sie so stehen und taten nichts anderes, als zu weinen, doch dann lösten sie sich irgendwann.
„Wir müssen zurück." sagte Nu schließlich seufzend. Ledryn sah Lila nur traurig an und schwieg. Auch Lila sah ihn an. Erst voller Hass, dann wich dieser Hass der Verwunderung. „Wieso hast du ihn eigentlich dabei?" wollte sie von Nu wissen. „Er hat geschworen, mich zu beschützen und da ich das letzte mal, als ich hier war, angegriffen wurde, hab ich ihn mitgehen lassen. Er hat mir auch von dir erzählt und dass er dich verletzt hat." antwortete diese und zeichnete einen Kreis in die Luft. Lila runzelte die Stirn. „Was machst du da?" „Ich erschaff ein Portal, dass auf die Insel führt." erklärte Nurie ihrer Freundin, als das Portal das Schimmern anfing. „Du bist die vermisste Tochter von Darylia?" Lila wirkte erstaunt. „Ja, ist sie und deshalb sollten wir langsam los." antwortete Ledryn leise und ohne Lila anzusehen. Diese schien eine halbe Ewigkeit zu überlegen, bevor sie wieder etwas sagte und das, was sie sagte, brachte Nu zum stutzen. „Kann ich mit? Ich vermisse meine Eltern."
Auch Ledryn wirkte bestürzt. „Das kann nicht gut enden, Liliana und das weißt du auch." meinte er und dieses mal sah er Lila dabei fest in die Augen. „Das ist mir egal." entgegnete diese scharf und wandte sich denn an Nurie. „Nimmst du mich nun mit, oder nicht?" „Natürlich, aber versprich mir, nichts unbedachtes zu machen." forderte Nu ruhig. „Versprochen." sagte Lila sofort und warf Ledryn einen herausfordernden Blick zu. Der Elf starrte die beiden Mädchen entgeistert an. „Folgt mir." sagte Nurie schließlich und ging durch das Portal, dass in den rechten Gang des Schlosses führte. Danach kam Lila und nach kurzer Verzögerung Ledryn. „Wo sind wir denn hier?" wollte Lila wissen. „Wir sind in Nurie's weißem Schloss." erklärte Ledryn und verschwand in die Küche. Lila sah ihm sehnsüchtig hinterher. „Wenn du ihn noch liebst, dann musst du ihm das sagen." erklärte Nu und ging ebenfalls in Richtung Küche, doch vor der Tür blieb sie stehen. „Er liebt mich aber nicht mehr und daran kann man nichts ändern." erwiderte Lila seufzend. „Bist du blind? Natürlich liebt er dich noch, er denkt nur, dass du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst." meinte Nu und ging in den großen Raum. Ledryn stand wieder am Herd und Nurie roch die elfischen Kräuter, die er gerade in den Topf gab. Lila kam nach einigem Zögern schließlich auch herein. Schweigen breitete sich aus und Nu setzte sich abwartend auf eine Arbeitsfläche.
Ledryn tat so, als hätte er die beiden anderen Elfen noch nicht bemerkt, doch an seinen angespannten Schultern, konnte sie erkennen, dass ihm Lila's Anwesenheit mehr als bewusst war. „Nurie?" machte er den Anfang. „Mh?" „Kannst du mich kurz mit Liliana alleine lassen?" fragte er und Nurie hörte, dass ein Teil von ihm wollte, dass sie verneinte, doch das tat sie nicht. Sie sagte nur „Tut euch nicht noch mehr weh, als ihr es sowieso schon getan habt.", ging zur Tür heraus und schnippte mit den Fingern. Lila wollte ihr folgen, doch durch Nu's Fingerschnippen, war sie mit Ledryn in der Küche eingeschlossen. „Sobald ihr euch vertragen habt, löst sich die Sperre von selbst auf." erklärte Nurie und schloss die Küchentür. Sie ging in ihr Zimmer und spürte, wie jemand ihren Geist streifte. Daran, dass die Person versucht, ihre Identität zu verschleiern, erkannte Nu, dass es Talion war. Sie seufzte, öffnete sich aber kurz.
Warte, dachte sie und verschloss ihren Geist wieder.
Mit einem Schnippen teleportierte sie sich zur großen Eiche. Sie stand mit dem Rücken an deren Stamm. Talion stand mit dem Rücken zum See und sah Nurie somit sofort. Sein Gesicht zeigte Bedauern, wegen dem, was er getan hatte, aber auch Liebe, die nur für Nurie bestimmt war. Seufzend ließ diese sich den Stamm hinunter gleiten, bis sie am Boden saß. Sie legte ihr Kinn auf die Knie und betrachtete Talion genau. Es waren nicht nur Bedauern und bedingungslose Liebe, die er empfand, sondern auch aufrichtige Sorge und ein Hauch Verzweiflung.
„Es war nicht das, für dass du es hältst." platzte Talion heraus, blieb aber stehen, wo er war. Anscheinend hatte er Angst. Das kam Nurie nur gelegen. „Und was denkst du, für was ich es halte?" fragte sie ruhig. „Ich... ich denke, dass du denkst, ich hätte dich betrogen, doch dass stimmt nicht. Das könnte ich niemals tun." antwortete er und Nu sah noch etwas aufblitzen. Es war etwas, dass Nu ebenfalls gespürt hatte: Das Gefühl verraten worden zu sein. „Wieso könntest du das niemals tun? Weil du mich nie geliebt hast?" wollte Nurie stirnrunzelnd wissen. „Nein, ich könnte es niemals, weil ich dich so sehr liebe, Nurie. Es war Älfany, die mich geküsst und kurz danach bist du gekommen und hast es gesehen. Ich wollte sofort mit dir darüber reden, aber du warst gleich wieder weg." Talion setzte sich vorsichtig neben Nu. „Kannst du mir vergeben?" fragte er und nun hörte Nurie seine Liebe zu ihr deutlich heraus. Trotzdem sagte sie „Es hat so schrecklich weh getan, Talion und ich weiß nicht, ob ich das noch einmal ertragen könnte." Talion sprang auf und schrie „Nein, Nurie. Das kannst du mir doch nicht antun." Die Verzweiflung in seiner Stimme, brach Nu fast das Herz, doch sie blieb standhaft. „Das kann ich wohl und wenn du weiter so übertreibst, will ich dich nicht mehr zu Gesicht bekommen." sagte sie und schnippte mit den Fingern.
Sie fand sich in ihrem Zimmer im Schloss wieder. Ihr Herz raste und sie atmete schnell. „Nurie?" fragte Lila vor der Tür. Anscheinend war Nu lauter gewesen, als sie dachte. „Was?" entgegnete sie und erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Lila kam herein und Ledryn folgte ihr leise, blieb aber an der Tür stehen, während Lila zu Nurie auf's Bett kam. „Was ist denn?" fragte sie sanft und nahm Nurie in den Arm. „Ich hab mit Talion geredet." erklärte sie schniefend. „Und was hat er gesagt?" fragte Lila nun mit einem leicht wütenden Unterton. „Er hat es mir erklärt und wollte verzweifelt, dass ich ihm verzeihe, doch ich kann es nicht, noch nicht." antwortete Nu und wischte ihre Tränen weg.
Sie sah zu Ledryn hinüber und fragte „Ist das Essen denn schon fertig?" Ihre Stimme war noch immer etwas zittrig, aber sie hatte sich wieder im Griff. „Nein, wir... waren anderweitig beschäftigt." antwortete Lila und lächelte Ledryn an, der das Lächeln erwiderte. Ich verstand sofort, was mit 'anderweitig' gemeinte war. Sie hatten sich wieder vertragen. „Oh, ich wollte euch nicht unterbrechen." sagte Nurie mit einem leichtem, aber ehrlichem Lächeln. „Wir hätten sowieso spätestens dann aufgehört, wenn das Essen angebrannt wäre." erklärte Ledryn, aber wegen dem geheimnisvollen Glitzern in seinen Augen, glaubte Nu ihm nicht so ganz. „Dann solltest du vielleicht wieder an den Herd, nicht dass es doch noch anbrennt." schlug sie vor und stand auf.
Ledryn verschwand und Lila wollte ihm folgen, doch Nu hielt sie zurück. „Kommst du mit? Ich will ein bisschen üben." sagte sie und schnippte sich ihr Schwert in die Hand. Liliana's Augen blitzten fröhlich auf und sie meinte „Natürlich, wohin gehen wir?" „Nicht weit nur in den großen Saal hier im Schloss." antwortete Nurie und ging voraus zu den Treppen. Lila folgte ihr schnell und murmelte etwas vor sich hin. Als ich hinter mich sah, erkannte ich, dass sie jetzt ihr eigenes Schwert in der Hand hielt. Es war Silber und ich fand Lila's Schwächen sofort. Sie hielt das Schwert zu locker und nur mit der rechten Hand. Außerdem schien sie lange nicht mehr gekämpft zu haben, denn sie balancierte ihr Schwert nicht richtig aus. Nurie seufzte und beeilte sich die Treppen hinunter zu gehen.
Die beiden Freundinnen standen sich im Grundschritt gegenüber und Nu fand noch eine Schwäche von Liliana. Sie hatte Angst Nurie zu verletzen und hielt sich deshalb zurück. Dennoch war es Lila, die als erstes an griff. Nu wich zur Seite aus und fügte der Elfe einen feinen Schnitt am Arm entlang zu. Lila zog scharf die Luft ein und ihr Geist öffnete sich. Nurie schlüpfte hinein und fing an zu suchen. Die Elfe wehrte sich stark, doch dann fand Nu, was sie gesucht hatte und machte Lila unfähig sich weiter zu bewegen. Konzentriert ging Nurie näher an sie heran. Sie kickte ihr das Schwert aus der Hand und schnappte es sich.
Sie ließ ihre Freundin wieder frei und ließ die Schwerter verschwinden. Liliana starrte Nu erstaunt an und diese nahm ihren verletzten Arm. „'tschuldigung, ich wollte dich nicht verletzen." erklärte sie und heilte die blutende Wunde ihrer Freundin. „Ist nicht so schlimm, aber wo hast du so kämpfen gelernt?" wollte Lila wissen. „Mein Vater war der führende Lord der Drachenreiter und hat es mir beigebracht." erklärte Nurie lächelnd und lief wieder zu den Treppen. „Wollen wir sehen, ob Ledryn fertig ist?" fragte sie und lief hoch. „Klar." antwortete Lila und lief Nu ebenfalls lächelnd nach. „Mit wem hat er dich eigentlich betrogen?" wollte Nu plötzlich neugierig wissen. „Sie ist eine Frühlingslady, ihr Name ist Mira." meinte sie.
Nurie blieb mitten im Schritt sehen. „Was?" sagte sie, obwohl sie Lila deutlich verstanden hatte. „Mit Mira hat er dich betrogen? Das glaub ich jetzt nicht!" Jetzt war Nu vollkommen perplex. „Du kennst sie?" fragte Lila etwas verwirrt. Nurie lachte auf und antwortete „Nicht nur das. Ich bin sogar mit ihr befreundet." „Was mit der? Vielleicht steckt sie hinter dem, was Talion gemacht hat." rief Lila entrüstet. Nurie atmete tief durch und erwiderte möglichst ruhig „Ich kann mich leider nicht von ihr fernhalten, sie ist eine meiner Ausbilder."
Die Elfen standen nun vor der Küche und plötzlich kam Ledryn heraus. „Was ist denn los?" wollte er wissen. Nu fixierte ihn und stellte ihn zur Rede „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Mira gefährlich ist?" Ledryn sah hilfesuchend zu Lila, diese zuckte mit den Schulter. „Du hättest mir nicht geglaubt." antwortete er schließlich ruhig. Nurie wollte ihn anschreien, doch da fiel ihr auf, dass er Recht hatte und sie sagte nur „Entschuldigung, du hast Recht." „Nicht so schlimm. Kommt ihr? Das Essen ist fertig." erklärte Ledryn und nahm Liliana's Hand.
Die drei gingen in die Küche und aßen. Es war eine Art elfische Suppe mit Salat. Danach teilten sich die drei und Nurie ging ins Bett und sie träumte von Talion. Es war ein merkwürdiger Traum.

Ich schreib erst weiter, wenn ich mehr Komments oder votes bekomme. *schmoll Smylie, den ich hier leider nicht machen kann*
Weil aber niemand Schattenvogel liest, werd ich wohl nie weiter schreiben XD

Schattenvogel 2 *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt