Das magische Buch

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Leyla ging mit ihrer Freundin durchs Schulhaus. Neulich wurde eine große Bibliothek in dem Raum eröffnet, wo einst der Speiseraum war. ,,Lass uns doch einmal in die Bibliothek gehen, und uns dort vor dem Unterricht entspannen, oder Mayra?" bat Leyla ihre Freundin. ,,Ja. Ich finde, sie sieht von außen ganz schön riesig aus. Haben wir so viele Bücher?" fragte Mayra bei Leyla nach, die schon im Raum verschwunden war. Mayra eilte hinterher. Der Raum war echt riesig. Überall hingen Gemälde von Schriftstellern aus dem 19. und 18. Jahrhundert. Dazu war der Raum mit Palettenmöbeln ausgestattet, auf denen grünfarbene Kissen lagen. Die beiden schauten sich in alle Richtungen um. Es waren sehr wenig andere Personen im Raum. Leyla und Mayra gingen die Treppen nach oben. Dort standen noch viel mehr Regale voll mit Büchern. Leyla fasste beim Vorbeigehen an alle Ränder des Einbandes. Manche waren samt, glatt, rau oder weich. Sie schlug ein Buch mit dem Titel : <<Die magische Feen -und Elfenwelt<< auf. Die ersten Zeilen begann sie langsam zu lesen : ,,In einer Welt mit Feen und Elfen ist alles magisch! Es gibt verwunschene Bäume, Zauberer..." weiter konnte sie nicht lesen, weil Mayra ihr am Ärmel zog. Hastig schlug sie das Buch zu und stellte es zurück an seinen Platz. ,,Schau mal was ich gefunden habe!" sagte Mayra. Sie hielt Leyla ein dickes Buch vor die Nase. ,,Was ist das?" fragte Leyla, mit einem komischen Gesichtsausdruck. ,,Unsere Lösung auf alle Probleme!" rief Mayra begeistert. ,,Hä? Was meinst du?" fragte Leyla nach. ,,Setz dich und sieh Dir den Titel an!" sagte Mayra. Sie ließen sich gemeinsam auf die Kissen nieder und Leyla las: "Die Lösung auf alle Probleme". "Ah, jetzt versteh ich's", schmunzelte sie. Gemeinsam schlugen die Freundinnen die erste Seite auf. Mist! Es war Stundenklingeln. Leider konnte man keine Bücher aus dem Raum mitnehmen, weil es Schuleigentum war. Nicht einmal mit ins Klassenzimmer. Außer eben die Lehrer, die irgendwie immer bevorzugt werden. Sie ließen das Buch auf dem sozusagen Sofa liegen, und hofften, es nachher immer noch an seinem Platz so vorzufinden.

Es war Schulschluss, doch die Mädels hatten noch nicht vor, nach Hause zu gehen. Lieber saßen sie in der Bibliothek, und lasen ihr Buch weiter. Als plötzlich Mayras Handy klingelte. ,,Mama." entschuldigte sich Mayra, als sie aus der Bibliothek ging. Nicht all zu lang war sie weg. ,,Oh Mann! Mein Nachhilfekurs fängt heute an. Das habe ich ganz vergessen." guckte Mayra traurig. Sie verabschiedete sich mit einem knuddeln von Leyla. ,,Morgen lesen wir zusammen weiter." wollte Mayra noch schnell dazu sagen, während sie mit dem Zeigefinger auf das Buch zeigte. ,,Ja klar!" gab Leyla noch zur Auskunft. Als Mayra dann weg war, schlug sie das Buch erneut auf, und blätterte auf die Seite, bei der sie stehen geblieben waren. Alle Sätze fühlten sich so magisch an, und bei jedem Satz hatte man richtig schöne Bilder im Kopf. Ab und zu kamen Schüler rein, nahmen sich ein Buch, und verschwanden dann wieder. Jetzt war Leyla ganz allein hier im Raum. Sie war so vertieft, dass sie fast das Atmen der Menschen aus dem Buch hörte. Stille füllte den Raum. Doch dann schlug die Tür auf. Leyla verrutschte in der Zeile. ,,Hallo Leyla. Lass dich nur nicht stören! Ich bin nur hier, um ein paar Lernbücher für meine Klasse zu holen, die sie sich ausleihen." erzählte Mrs. Fire in einem leisen Ton. Sie las weiter und weiter und weiter. Inzwischen war Mrs. Fire mit ein paar Büchern im Arm zur Tür hinaus gegangen. Leyla fühlte sich, als würde sie schweben. Alles um sie herum wurde unscharf, und der Boden bebte. Es gab einen kurzen Schlag, und dann war alles wieder normal. Oder besser gesagt, was heißt normal? Leyla war in irgendeinem Jahrhundert gelandet! Vermutlich in 2124, wie in ihrem Buch. Es handelte nämlich von der Zukunft. Leyla bemerkte es, war aber so sehr an das Buch gebunden, das sie ihre Augen nicht von den viel erzählenden Wörtern heben konnte. Doch sie machte ihre Augen zu, und legte das Buch zur Seite. Überall liefen, oder besser gesagt fuhren Roboter herum, mit Tabletts in den Armen. Frauen mit Batterieaugen, Kabeln als Haare, und irgendein Gerät als Arme und Beine. Aber vom Magen bis zum Hals war normaler Menschenkörper, das Gesicht auch. Sie bewegten sich ruckartig fort. ,,Wo bin ich hier gelandet? Ich will nach Haus zurück!" erschrak Leyla. Eine solche Frau kam auf sie zugelaufen. ,,Wer bist du?" fragte sie in einem leicht roboterhaften Ton. ,,Wie komme ich wieder nach Hause?" wollte Leyla in einem hektischen Unterton wissen. ,,Du musst den Umkehrspruch aufsagen!" meinte die Frau, während sie weglief, soweit man das so nennen konnte... ,,Was für ein Umkehrspruch?" fragte sie noch einmal genauer nach. Niemand antwortete ihr, also ging sie zu den Regalen, um nach einem Buch mit dem Titel ,,Umkehrspruch" zu suchen. Verzweifelt stand sie nun da. ,,Dummerchen!" rief die Frau zu ihr. Leyla drehte sich schockiert um, und warf ihr einen bösen Blick zu. ,,Der Buchtitel heißt doch nicht Umkehrspruch!" sagte die Frau und schlug mit ihrer Handfläche an die Stirn. Sie kam auf Leyla zu, drängte sie dann zur Seite, und suchte selber. Manchmal nahm sie Bücher raus, sah dann auf den Titel und stellte es wieder rein. Das ging mindestens 10 Minuten lang so! Doch dann rief sie : ,,Ich habs!" und reichte Leyla das Buch. ,,Was im Jahr 2022 alles geschah" war der Titel. ,,Du musst Seite 144 komplett normal lesen, nur laut." sagte die Frau, während sie mit ihren komischen Körperteilen nach draußen lief. Leyla schlug die Seitenzahl auf, und las den Text laut vor. ,,Was würdet ihr tun, wenn ihr in einer Welt oder einem Jahr gefängen wärt, wo man nicht so schnell zurück kann? Einen Zauberspruch aufsagen? Na mal sehen! Holibus Fidisus, zaubere mich zurück mit Schuss!" las Leyla laut vor. Sie fühlte sich wieder, als würde sie schweben, der Boden bebte, und alles um Leyla herum verwackelte. Dann gab es wieder ein ,,rumsss!" der diesmal lauter als vorher war. Sie blickte sich um. Es waren nun mehr Kinder als vorher hier. Vielleicht hatten sie gerade Schulschluss gehabt, und sind nun zum ausruhen in die Bibliothek gegangen. Leyla hatte immer noch ihr Buch in der Hand, und damit nichts passierte, legte sie es schnell zurück ins Regal. ,,Puh! Zum Glück sind das hier keine Roboterkinder!" lachte Leyla. Sie überlegte, ob sie es irgendwann jemandem erzählen sollte. Und wie sie es Mayra beibringen sollte, das sie das Buch nicht mehr lesen darf? Ach das bekommt sie schon hin...

Als mein Buch die Zeit verschlangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt