Fragen

1 0 0
                                    

"Einhörner oder Feen?", fragte der Mann in Pink, der plötzlich direkt vor ihr stand. Ihr Verstand versuchte einen Sinn in den Worten zu finden, jedoch erfolglos. "Denk in Ruhe drüber nach. Ich frag später nochmal," sagte der Pinke nach einigen Sekunden und ging dann in eine andere Richtung.

Sie versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein nervöses Lächeln zustande. Sie hatte auf Antworten gehofft, doch nun hatte sie das Gefühl, dass etwas von ihr erwartet wurde. Ihre Beine wurden wieder weich und gaben unter ihr nach. "Vorsicht," der Mann in Türkis war rechtzeitig bei ihr und fing sie auf. Er half ihr zur nächsten Bank, wo sie sich hinsetzte und stellte sich so vor sie, dass sie die Blicke der anderen nicht mehr wahrnahm. Er gab ihr einen Becher mit Wasser, von welchen sie vorsichtig einen Schluck nahm. Das Wasser schmeckte kühl und Sauber. "Besser?", fragte der türkise Mann schließlich. Sie nickte: "Ich denke schon. Es war nur etwas viel auf einmal." Sein Blick verdüsterte sich: "Kannst du dich an irgendwas erinnern?", fragte er. "Vor dem Aufwachen meine ich."

Sie schüttelte den Kopf. "Name? Geburtsort? Irgendwas?", hakte er nach. Sie schüttelte erneut den Kopf. "Ist okay. So geht es hier allen," erklärte er. Seine Stimme beruhigte sie etwas. "Wir warten hier alle darauf, dass jemand auftaucht und uns irgendeine Erklärung liefert."

Sie nahm noch einen Schluck Wasser und fragte schließlich: "Was bedeutet Nummer neun?" Er lachte kurz. "Dass du die Neunte Person bist, die durch diese Tür kommt," antwortete der türkise Mann. Sie ärgerte sich darüber nicht selbst darauf gekommen zu sein. "Da sich niemand an seinen Namen erinnern kann benutzen wir meistens die Nummern oder die Farben der Kleidung," erklärte er weiter und fügte dann stolz hinzu: "Ich war übrigens Nummer eins." Als er merkte, dass die Bewunderung für seine herausragende Leistung ausblieb setzte er seine Erklärung fort: "Die Meisten hier wirken, ganz anständig. Zelda da hinten," er zeigte auf einen Mann in grüner Kleidung, der in einer Ecke saß, und zu schlafen schien, "ist zwar etwas mürrisch, aber ich glaube nicht dass er gefährlich ist." Entgegen all ihrer Impulse verkniff sie es sich, seinen Fehler zu korrigieren. Sie wollte sich nicht alzu schnell als Besserwisserin Brandmarken lassen.

"Was hat es mit den Einhörnern und Feen auf sich?", fragte sie schliesslich. Nummer eins lachte wieder: "Ich hab nicht die leiseste Ahnung. Fast zwei Stunden war ich mit Pinkie alleine und mit jeder Minute war ich sicherer, dass er einfach nur nen Sprung in der Schüssel hat."

"Etwa alle zwei bis fünf Stunden kommt jemand Neues durch die Tür, "sagte er schliesslich: "Ich weiss es dass ich dir nicht die Antworten geben kann die du dir erhofft hast, doch ich denke, wenn wir vollzählig sind werden wir etwas mehr erfahren. Bis dahin ordne deine Gedanken und misch dich etwas unters Volk. Falls du etwas brauchst, helfe ich gerne so gut ich kann." Sie nickte nur. Nummer neun hatte noch unzählige weitere Fragen, doch keine von der sie dachte, dass Eins sie beantworten konnte.

Als er bereits im gehen war, drehte sich der türkise Mann noch einmal um und sagte: "Pass auf dich auf Blue."

Nach einiger Zeit entschied sie, dass Eins recht hatte. Nur herum zu sitzen würde ihr keine Antworten liefern. Nummer neun warf einen kurzen Blick durch den Raum. Alle waren in Gespräche vertieft. Alle ausser Grün und Gelb. Da sie sich weder in ein Gespräch einmischen wollte, noch Grün wecken wollte, ging sie zu Gelb. "Stört es dich wenn ich mich zu dir setze?", fragte sie. "N-n-nein. A-Auf keinen F-fall," stotterte er und bedeutete ihr überraschend einladend, ihm gegenüber Platz zu nehmen. "Ich dachte nur, weil du hier so alleine sitzt."

"I-ich weiss n-nur nicht wie i-ich auf M-Menschen z-z-zugehen soll. U-und wenn d-doch mal j-j-jemand her k-kommt, g-g-geht er meist gleich w-wieder. L-liegt viel-l-leicht an meinem St-Stottern," erklärte er, "S-sie denk-k-ken, dass ich A-Angst vor ihnen h-habe."

Neun nickte verständnisvoll, wusste jedoch nicht was sie darauf erwiedern sollte. Sie wollte ein gespräch mit Gelb ingang setzen, das ihrer beider Gedanken von den vielen Fragen die ihr, und sicher auch ihm, im Kopf herum spukten ablenken sollte. Also fragte sie ihn das erste das ihr in den Sinn kam: "Einhörner oder Feen?"

DistrustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt