Kapitel 2

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LUCY

Mein Köpf dröhnte immer noch etwas, als ich mich perplex zur Laderampe umdrehte und auf die Landebahn starrte. Ich hätte die Russin mit den fast schwarzen Augen aufhalten können. Doch aus irgendeinem unbestimmten Grund hatte ich das nicht getan. Es war keine bewusste Entscheidung gewesen, ich wiedersetzte mich nur ungern Befehlen. Vielmehr war es ein Instinkt meine Kräfte nicht gegen diese Frau zu wenden. Vielleicht weil sie Russin war was auch ich, jedenfalls zur hälfte, von mir behaupten konnte. Meine stolze Bekännnis zu diesem Land hielt sich jedoch in Grenzen. Vielleicht hatte ich ihr auch nichts getan, weil sie so viel leid ertragen musste.... 

,, Lucy, ist alles in Ordung bei dir?" die bestimmte Stimme von Comander Willfrind hohlte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich hob den Kopf.

,, Ja, mir geht es gut."

,, Das freut mich zu höhren. Könnte ich dann vielleicht erfahren warum du als unsere momentan einzige Spezialagentin, immer noch hier herum stehst und vor dich hin treumst, statt unseren flüchtigen Neuzugang aufzuhalten?!"

Ich sah Wilfreind einen moment ausdruckslos an und überlegte kurz. Ich wog den impulsiven Geist von Anastasia Kovalioff gegen ihre kühle, scharfe, berechnende Art ab. Über beides hatte ich mir gerade, mithilfe meines Talents, einen kurzen eintrug verschaffen können.                             Ich kam zu einem Schluss...

,, Sie wird nicht weit kommen. Selbst wenn sie es wollte, was sie jedoch meiner einschätzung nach nicht tut."

Merida blickte mich mit gerunzelter Stirn an ,, Wie meinst du das?"

,, So wie ich das einschätze ist unser Neuzugang nicht der Typ für halbe Sachen. Wir haben ihr keine Waffen gegeben und sie hatte keine Zeit sich etwas in der Art zu beschaffen. Also wird sie erstmal etwas suchen was in ihrem Kopf einer Waffenkammer ähneld. Leider werde ich ihr klar machen müssen das es so etwas auf unserem Gelände nicht wirklich gibt." Ich seufszte gespielt traurig. ,,Das arme Ding!"

,, Lucy, ich will das sie Sie finden!" Wilfreind siezte mich.

 Das war ja mal wieder typisch. Immer wenn ich ihm zu sarkastisch, lustig, besserwisserisch oder "Privat" wurde, begann er mich zu siezen. Und das obwohl wir uns nun schon seit ungefähr 10 Jahren kannten. In diesem Alter, also mit 14, war ich zu R.I.S.O. gekommen. Oder besser sie zu mir. Sie hatten mich zu nichts gezwungen. Sie hatten mir nur ein Angebot gemacht. Ob ich das ganze Außmaß solch einer Zusage damals schon überblickte konte ich heute nicht mehr sagen. Ich wusste nur noch das sie  das waren, was ich damals am meisten brauchte; eine Familie.

,,Sie wird nicht weit kommen Comander! Das verspreche ich ihnen!" Wiederhohlte ich.

,, Ihr Wort in Gottes Ohr! Aber sie sollten sie, trotz ihrer eigenen Begabung nicht unterschätzen. Sie ist schnell und nicht dumm!" Wetterte er weiter.

,, Sir! Ich kann andere Leute denken hören und Dinge mit dem Verstand bewegen. Aber deshalb kann ich immer noch nicht durch fünf meter dicken Stahl und Beton gehen und problemlos über zwei meter hohen Stacheldraht laufen!"

Der Commander schnaubte resigniert und wütend. Ich konnte sehen das er mit sich rang. Seine Kiefer malten knirschend aufeinander. Dann hob er einen Zaigefinger vor meinem Gesicht.

,, Wenn sie weg ist mache ich dich dafür verantwortlich!"

Ich grinste über sein zurück gekehrtes du, wurde jedoch schnell wieder ernst.

,, Ich werde mich um unsere Anastasia kümmern wenn wir gelandet sind! Aber bis dahin kümmere ich mich um mein anderes Problemtalent." Wilfreind nickte und verschwand mit Merida im schlepptau richtung Kommandozentrale.

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