Zum Glück, es war nur ein Mädchen das, wie ich, gerne früher aufstand um den Sonnenaufgang mit zu erleben oder um einfach mal ein paar Stunden alleine zu sein um die vielen neuen Eindrücke zu verdauen. „Hallo, ich bin Silber", sagte ich vorsichtig und trat hinter dem Schrank hervor. „Stehst du auch gerne früh auf? Ich finde es einfach wunderbar, morgens ein paar Stunden alleine zu sein, zu lesen und den Sonnenaufgang zu beobachten. Und das ist Zoe, meine Freundin, seit ich ein Kleinkind bin. Und wer bist du?" Ich musste dem Mädchen Zeit lassen, das sah ich ihr an. Sie war es nicht gewohnt, unter Menschen zu sein, das spürte ich sofort. Und Zoe auch, denn sie schnupperte in der Luft und wandte sich dann wieder mir zu. „Ich glaube, sie hat Angst vor uns", meinte Zoe und rieb ihren Kopf an mein Bein. „NEIN!", schrie das Mädchen plötzlich und trat einen Schritt zurück. „Ich habe keine Angst! Menschen sind nur einfach grauenvoll! Ich habe miterlebt wie die Anführerin unseres Clans von Jägern erlegt worden ist. Ich habe mitbekommen, wie Wilderer andere Tiere, die in unserem Wald gelebt haben, einfach mitgenommen haben. Ich habe keine Angst vor Menschen! Ich bin wütend auf sie!" Das Mädchen war vor Zorn rot angelaufen. „Du kannst verstehen, was Zoe mir übermittelt?", fragte ich stattdessen ruhig. „Ja, eine Gabe, meine Fähigkeit. Wie sonst hätte ich Jahre bei Rehen verbringen sollen? Wie sonst! Und jetzt lass mich in Ruhe! Und wehe, du erzählst Herr von Nelvaron, das ich hier war! Ich kann die Zeit anhalten, also, ich war nie hier. Und wenn wir uns begegnen: D-U K-E-N-N-S-T M-I-C-H N-I-C-H-T! Hast du das verstanden?" Damit verließ sie den Raum. Wie konnte sie mich einfach allein hier stehen lassen! Das war echt gemein von diesem Mädchen, obwohl ich sie verstehen konnte. Zoes Opa war schließlich auch immer misstrauisch gegenüber Menschen gewesen, seit ich ihn in einen Eisklotz verwandelt hatte, noch mehr als sonst. Aber so etwas ließ ich mir nicht gefallen. Ich rannte zur Tür, stieß sie auf und lief genau Moon Light in die Arme.
„Oh, hallo Silber. Was machst du denn schon hier draußen in den Gängen? Es fängt doch erst in zwei Stunden der Unterricht an. Eigentlich haben wir noch Morgenruhe." Die Lehrerin sah mich streng an. Ich wusste, gleich würde ich meine erste richtige Standpauke bekommen. Die Polarwölfe waren nie wirklich sauer auf mich gewesen. Ein wenig verärgert als ich das Iglu von Nebelstern kaputt gemacht hatte, weil der Zoe genervt hatte. Und sauer als ich Zoes Opa mit meiner Fähigkeit in einen Eisklotz verwandelt hatte. Aber eine Strafe hatten sie mir nie gegeben. Dafür waren sie zu dankbar gewesen, mich bei sich aufzunehmen zu dürfen und um um mich zu sorgen. So wie es meine Mutter gewollt hat. Wie sie es jetzt auch noch gewollt hätte, wäre sie nicht... Der bohrende Blick meiner Lehrerin beendete schlagartig mein Grübeln. „Silber, was hast du hier, bei Morgenstunden im Flur zu suchen?" „Ähm..." Ich wusste nicht ob ich ihr die Wahrheit sagen sollte oder doch lieber versuchen mich heraus zu reden. Würde sie erkennen wenn ich sie anlog? Bei Miss Light hatte ich keine Ahnung was gerade in ihrem Kopf vorging. Deshalb versuchte ich es einfach mit einer Notlüge, schlimmer konnte es doch nicht werden, oder etwa doch? „Zoe ist es noch nicht gewohnt, drinnen zu wohnen. Wo soll sie denn schon auf die Toilette gehen und Schmetterlinge jagen? Sie hat nur geheult und ich musste sie einfach rauslassen. Verstehen Sie das?" Ich beachtete Zoes schief gelegten Kopf nicht und auch nicht das sie mich beschimpfte, weil ich sie an meinem morgendlichen Ausflug beschuldigte. Ungerecht war es ja auch, aber was hätte ich sonst sagen sollen? Ich wollte mehr über meine Mutter erfahren und es war mir egal ob damit die Regeln brach oder nicht? Dann wären meine Tage an der Owlwater gezählt. „Aha, okay letzte Verwarnung. Aber das nächste Mal, wenn es es gibt, was ich nicht hoffe, muss ich dich Figilius melden. Okay?" Ich atmete erleichtert aus. „Okay, danke." Gerade wollte ich mich wieder aus dem Staub machen, da drehte sich Miss Light noch mal zu mir um. „Noch eine kleine Sache. Im Pavillon unten haben wir einen Teil des Geländes der Akademie für unsere Tiere benutzt. Dort können sie mit anderen spielen und auch Schmetterlinge jagen. Ach so, aber wehe, du schläfst in meinem Unterricht ein, oder fällst vor Schreck vom Meeria. Das mögen sie gar nicht. Und ich sehe das auch nicht gern. Außerdem wagst du dich als Erste eins der Wesen zu besteigen. Deal?" „Deal. Ich freue mich schon auf die Meer-Dinger. Ich liebe es auf Ihnen zu reiten. Sie sind einfach toll." „Na dann. Wir sehen uns in der dritten Stunde. Da werde ich ja sehen was du so drauf hast." Damit warf sie ihre blonden Haare zurück, strich ihr mit Saphiren besetztes Kleid zurecht und stolzierte mit einem Lächeln die Treppe hinunter. „Aha, du freust dich auf diese Meer-Dinger. Mehr als darauf das wir bald unseren Clan besuchen können? Ich freue mich schon, bald Mama, Dunkellicht und die anderen wiederzusehen. Du nicht?" Ich seufzte und drehte mich zu Zoe um. „Was sind eigentlich Meeria?"
Als ich in den Schlafsaal kam, sah ich mich gründlich um. Nachher lauerte eine meiner neuen Freundinnen auf mich um mich zu erschrecken. Das fände Orange sicher lustig. Aber als ich mich genau umsah, sah ich das im letzten Bett des Mädchenzimmers, das am vorigen Tag leer gewesen war, nun jemand lag. Als ich mich näher heran schlich, um zu sehen wer meine neue Mitbewohnerin war, sah ich das Mädchen von vorhin in ihrem Bett liegen und friedlich schlafen. Na toll! Als Mitbewohnerin hätte ich mir eine nettere Person vorgestellt, als diese missmutige, komische Tierschützerin. Irgendwie konnte ich sie verstehen, schließlich hasste ich es ebenfalls, wenn Menschen so taten als wären sie etwas Besseres als Tiere. Aber mich deshalb so anzugiften? Und dann schien sie auch noch eine Farbtochter zu sein. Das war wahrscheinlich eh nur alles ein Traum. Das ich eine Farbtochter war, jetzt nicht mehr bei Polarwölfen lebe und das ich wahrscheinlich nie mehr auf eine Schule gehen werde. Auf eine reale Schule. Komischerweise wachte ich aus diesem seltsamen Traum nicht auf.
DU LIEST GERADE
❦Silber-Ein Leben mit Magie❦
FantasyBitte nicht kopieren! Ist meine eigene Geschichte mit ein paar winzigen Ähnlichkeiten zu Harry Potter, aber sonst frei erfunden! Silber wächst bei Polarwölfen in Alaska auf. Ihre beste Freundin und Wolfsschwester Zoe steht ihr immer zur Seite und st...