Es war eine richtig dumme Idee von mir, ohne jegliches Frühstück in die Schule zu gehen. Immerhin hatte ich mir einen Apfel eingepackt. Und eine kleine Flasche stilles Mineralwasser. Ich hoffte einfach, das genügte. Ich hatte mich so satt, ich wollte dazu gehören, hübsch sein, dünn sein.
Wie jeden Tag zog ich ein extra weit fallendes Oberteil an. Ich wollte mich nicht wirklich jemanden zeigen. Ich hasste es. Genauso wie Schulsport, aber ein Glück, war unser Sportlehrer dank einem komplizierten Bruch für die nächsten sechs Wochen krank. Und wie der Zufall es so will, war die einzige Ersatzlehrerin, Frau Schmidt, im Babyjahr.
Pech für alle Sportfreaks, Glück für mich.
Lustlos stand ich an der Haltestelle, wartete auf den Bus und lies mich von meiner Lieblingsmusik verzaubern. Ich konnte die Welt um mich vergessen. All das schlechte, all das graue. Ich begann mich sogar etwas zu mögen.
Bis zu meiner Schule waren es knapp zehn Haltestellen, was mit dem Bus zirka 20 Minuten dauerte. Ich beschloss, ab morgen etwas früher aufzustehen und zu laufen.
"Hey, Süße." ich erkannte die Stimme sofort. Mimi, die einzige Person, die ich von ganzem Herzen liebte. Ich lächelte und schaltete meinen IPod aus. Wie immer setzten wir uns fast ganz vorne hin, ich am Fenster, Mimi am Gang. Wenn ich so nachdachte, passten Mimi und ich kaum zusammen, zumindest was das äußere betrifft. So stellt man sich keine besten Freundinnen vor.
Mimi war ein ziemlich beliebtes und modebewusstes Mädchen, dem jeder Trend stand. Gestern hatte sie ihre Haare zartrosa gefäbrt. Ich würde soetwas nie tragen können, aber ihr Stand es ausgezeichnet. Ich lehnte meinen Kopf auf Mimi's Schulter und wurde wieder nachdenklich. Ist es falsch seine beste Freundin zu beneiden?
Mimi war schlank, schön, begabt und beliebt. Eben das Gegenteil von mir. Ich baute wieder diesen wiederlichen Selbsthass auf und kratze leicht mit meinen Fingernägeln über mein Handgelenk, bis leichte rote Spuren zu sehen waren. Ich fühlte mich befreit.
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90-60-90
Teen FictionSelbsthass,Magersucht und Ritzen. Luci hätte nie gedacht, dass sie falsche Ideale und Freunde soweit bringen würden, dass sie ihr eigenes Leben hasst und beenden will ..