Auch wenn ich anders bin ich lebe trotzdem

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Meine Schwester wurde 1986 geboren. Meine Eltern waren sehr glücklich endlich eine Tochter zu haben. Sie nannten sie Gina. Für meine Eltern war es das Beste was ihnen je geschah. Eine Tochter. Sie zogen Gina groß, waren glücklich aber als sie fünf Jahre später eine weiteres Kind bekamen. Sabine. Sabine war das genaue Gegenteil meiner Schwester, sie war bildhübsch, hatte helle blonde Haare und ein bildhübsches Lächeln was jeden der sie sah zum dahin schmelzen brachte. Doch meine Eltern kamen nicht mit der Situation klar, zwei so unterschiedliche Kinder aufzuziehen also entschieden sie sich dazu Sabine nach Stuttgart zu bringen, dort wurde sie von der Verwandtschaft adoptiert. Wenn ich mir das so durchlese macht mich das sauer. Meine Familie zu zerstören nur weil die Kinder sich nicht ausstehen können. Gina wurde danach nur noch verhätschelt, aber meine Eltern wussten nicht was mit ihrer Tochter Sabine war. Einfach verschwunden. Ein leeres Zimmer. Kein lächeln mehr. Nichts. Nur eine Tochter, die als Sabine fort war in den Kindergarten gegangen war. Dort aber war ihr Verhalten den anderen Kindern gegenüber das schlimmste was man sich nur vorstellen konnte. Sie schlug sie, schrie sie an und warf mit Sachen um sich nur um sich angeblich zu schützen, was aber nie gestimmt hat. Nicht mal eine Minute glaubte ich an sowas. Zwei Jahre ging es so. Meine Eltern waren verzweifelt sie wussten nicht mehr weiter. Gina wurde immer gemeiner. Sie schrie selbst ihre Eltern an, bewarf sie mit Gegenständen und behauptete, sie sei das Opfer. Meine Eltern, aber glaubten ihr nicht und waren traurig darüber was ihre Tochter tat. Sie hörten auch nichts mehr von Sabine, die in Stuttgart sich zu einer wundervollen kleine Tochter entwickelte. Es macht mich traurig sowas zu lesen, denn Sabine ist die netteste Person auf der Welt. Auch wenn ich ab diesem Zeitpunkt zwar noch nicht gelebt habe, aber aus Erzählung jetzt in meinem Alter ist es eine Schande, dass Sabine kein Kontakt mit meinen Eltern hatte. Als ich 1993 geboren wurde, kam Gina schon in die Schule. Sie hatte eine kleine Schwester, die fast das Ebenbild von Sabine war. Schon wieder Sabine. Gina war nach meiner Geburt noch unglücklicher. Schon in der ersten Klasse fing sie an sich zu einer kriminellen zu verwandeln. Und alles nur wegen mir. Nur wegen mir. Sie sah mich nicht einmal an. Sie hasste mich so sehr, dass sie auch mich anfing anzuschreien und mit Gegenständen zu bewerfen, aber ich war nicht mal ein Jahr als sie das machte. Ich hatte überall Schrammen und Wunden, die einige immer noch nicht verheilt sind und das sind jetzt Narben. Einige ziehen sich über meinen ganzen Rücken, andere wiederrum auf meiner Hand. Ich beachtete sie als ich größer wurde gar nicht mehr. Auch sie ignorierte meine Gegenwart. Immer wenn ich an sie vorbei ging sah sie mich mit bößen Blicken an. Ich drehte sofort meinen Kopf um und wendete mich der Wand zu. Es sah so aus als würde ich mit der Wand sprechen nicht meiner Schwester. Meistens am Tag ging ich mein Zimmer, legte mich auf mein Bett und summte traurige Lieder. Als ich fünf war kauften meine Eltern ein Klavier, das sie in das geräumige Wohnzimmer stellten. Es war schwarz und hatte einen weichen Hocker mit blauem Bezug, der jetzt wahrscheinlich schwarz ist. Schon als ich mich das erste daran setzte konnte ich Klavier spielen. Seit dem durfte ich jeden Tag was spielen. Gina hasste mich seit dem noch mehr. Sie ging mir noch mehr aus dem Weg. Sie sah mich nicht einmal mehr an. Desto größer ich wurde, desto süßer wurde ich. Meine welligen blonden Haare, mein Lächeln, dass machte mich schon besonders, aber als ich ein Bild nach dem anderen zeichnete und es aussahen wie Meisterwerke wurde meinen Eltern bewusste sie hatten ein Wunderkind geboren. Für mich war das alles ganz normal. Ich konnte Klavier spielen, Meisterwerke zeichnen, und andere Sachen, die ich aber erst später entdeckte. Wenn ich das lese denke ich, was wäre es ohne meine Schwester für ein Leben. Ein Leben ohne Leid, aber darum geht es gar nicht, sondern darum wie ich mit all dem zu Recht kommen soll. Es änderte sich was, etwas ich nicht vorsehen konnte, wie denn auch. Ich war gerade mal sechs Jahre alt.

Notruf Hafenkante-Trauer oder doch nur Schmerz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt