Kampf

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Unruhig wippte ich in der Umkleide auf und ab.

„Der Kampf beginnt in 10 Minuten“, informierte mich Der breite Typ vor meiner Kabine. Jetzt ruhig Blut. Ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen wer heute mein Gegner ist. Dieser ganze Streetfight-scheiß hat mich zu einem komplett neuen Menschen gemacht.

Zwar habe ich Boxen und Selbstverteidigung mit 4 Jahren angefangen, aber in der Szene ist das was komplette Gegenteil von den langweiligen Kursen. Hier konnte ich meine Wut abbauen und andere Jungs verwirren.

Auch der Typ an der Tür sah mich erst spöttisch an als ich vor ihm stand und sagte dass ich heute kämpfen werde.
Sollen sie halt darüber reden. Die Tür öffnete sich erneut, der Typ nickte mir zu.

Jetzt keinen Rückzieher mehr.

Wie gewohnt setzte ich meinen Killerblick auf und ging selbstbewusst den Gang entlang. Der Geruch von Schweiß und Jungs stieg mir in die Nase. Meine Hände hatte ich mit weißen Bandagen verbunden, eine kurze Short und ein SportBH war meine einzige Kleidung in dem Kampf. Leicht, beweglich und eng anliegend.

„Von rechts kommt der Kämpfer [Fire]“, rief der Mann in Der Mitte und ich trat in die Mitte des Raumes. Ein Raunen ging durch die Menge, kein Wunder, Mädchen kämpften selten. Eigentlich gar nicht.

„Wer hat die Schlampe hier reingelassen?“, brummte einer der Männer laut. Der Mann in der Mitte ließ sich nicht beirren: „Und von links kommt [Blood], der beinahe unschlagbar ist!“
Jubel, als der Junge in die Mitte kam. Mein Atem stockte. „Crystal?!“, kam es von mir, ihm klappte die Kinnlade herunter.

Crystal war DER Junge auf den alle in meiner Schule standen und ein ziemlicher Draufgänger für meinen Geschmack. „Was zur Hölle macht nen Mädchen im Ring?! Und dazu noch DIE?“, schrie er und der Mann zuckte mit den Schultern. „Hab die Regeln nicht gemacht [Blood]. Und jetzt, kämpft!“, schrie er den letzten Satz förmlich und die Menge drängte sich nach vorne.

Na super.

Ich stellte mich angespannt hin und fixierte seine Augen. Ich Kämpfe nicht zum ersten Mal, ich kenne einige Tricks auch wenn ich so klein war. Crystal lief im Kreis nach rechts, ich auch. Wer würde den ersten Fehler machen und angreifen?

Er.

Er griff an, ich wich vorerst geschickt aus. Doch er hatte das wahrscheinlich sich so gedacht, so landete seine Faust in meinem Magen.

Autsch.

Der Schlag saß und ich krümmte  mich leicht. Dann riss ich mich zusammen und versuchte seine Schwachstelle zu treffen. Er war Rechtshänder, heißt ich muss seine rechte Schulter treffen. Dazu schnellte meine Faust erstmal in sein Gesicht, er zuckte zusammen. Den Moment nutze ich und riss ihn zu Boden. Dumpf kam er auf, ich verlor das Gleichgewicht und stürzte aus versehen auf ihn. Er kam schnell zu sich und packte mich an meiner Hüfte. Dann warf er mich förmlich auf die Rechte Seite und ich schlug mit meinem Kopf unsanft auf dem Boden auf.

Schwarze Punkte tanzen vor meinem Blickfeld herum. „Nicht schlecht Seniorita. Leider nicht gut genug“, vernahm ich seine Stimme an meinem Ohr und hörte die jubelnde Menge. Etwas warmes lief mir an meiner Schläfe herunter, die Punkte wurden größer und verdeckten mein Sichtfeld.
Ich sah Crystal, wie er sich ein Shirt nahm und es über seinen Kopf zog.

Bis die Leute weg waren, dauerte es nicht lange. Crystal nahm das gewonnene Geld und ging weg. Ich richtete mich nun erst auf. Langsam, meine Sicht war verschwommen.
Doch eins übersah ich nicht. Die blauen Lichter auf dem Weg.

„FUCKK, BULLEN!“, schrie ich und raffte mich auf. Crystal stand noch in der Halle, drehte sich um und sah die Blauen Lichter. Er riss die Tür auf und rannte los.

Kurz als ich aufstand wurde alles schwarz. Ich Zwang mich da zu bleiben und durch die Fabrik zu rennen. „Stehen bleiben!“, schrie die weibliche Stimme hinter mir. Ich spornt mich an, noch schneller zu laufen. Die erste Treppe ging nach oben. Auf dem ganz rannte ich bis nach ganz hinten, wo eigentlich die Feuerleiter war. Doch ich würde kurz vor meinem Ziel in eine kleine Abstellkammer gezogen. Die stechend Blauen Augen waren nur bei einem so: „Crystal?“, flüsterte ich, er legte eine Hand auf meinen Mund und drückte mich eng an ihn. Völlig überrumpelt zog ich den Geruch von ihm ein. Er war herb und etwas verschwitzt wegen dem Kampf. Die Polizistin ging an dem Raum vorbei und kletterte an der Leiter herunter. Crystal wartete geduldig, bis es wieder still war, dann ließ er mich los. „Danke“, war das einzige was er sagte.

„Für was?“

„Dass du die Bullen gesehen hast und uns gewarnt hast. Das ist nicht selbstverständlich“, kam es von ihm.

Es klang ehrlich und respektvoll von ihm.

„Aber jetzt mal in Ernst was machst du in der Streetfight-Szene? Du bist auf der Schule so unschuldig und nett, was machst du Hier?“, fragte er. Ich wollte ehrlich sein. „Meine Mutter ist gestorben wo ich 4 war. Ich hatte mit Der Selbstverteidigung angefangen um mich zu verteidigen. Später bin ich einfach durch Freunde da rein gerutscht. Und seitdem nehme ich regelmäßig an kämpfen teil wegen der Kohle.“ Crystal hörte mir geduldig zu und nickte dann. „Kann man sich bei dir nicht vorstellen, ganz ehrlich“, gestand er. „Ich weiß. Bitte, kann das unter uns bleiben?“, bat ich ihn. Er nickte wieder.

Dann verließ er die Kammer.
Ich auch, ging nach Hause und legte mich ins Bett.

Crystal ging mir nicht aus dem Kopf. Ob er morgen wieder so Arschlochmäßig unterwegs ist?

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