Erste Seite von Kapitel 1(nicht final)

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Giftige Dämpfe umhüllen immer noch die Stadt und kaum eine Seele ist so früh am Morgen anzutreffen. Mit einer bestimmten Atemtechnik, ist es möglich den unheilvollen Nebel zu durchqueren, ohne dass einem der Hals langsam zugeschnürt wird. Sollte das ansonsten geschehen, kann das Opfer nur noch beten, dass in den nächsten fünf Minuten ein Hüter seinen bewusstlosen Körper findet und ihm das Leben rettet. Frau Maldor kann sich glücklich schätzen diese Technik beherrschen zu können, denn einen Filter besitzt sie nicht. Wäre sie jedoch eine Stunde zuvor aus ihrer Wohnung gegangen, hätte die Technik ihr auch nichts mehr genützt, da die Dämpfe um die Zeit noch ihr volles tödliches Potenzial entfalten und nur die Ausrüstung der Hüter einen noch am Leben halten könnten. Am linken Rand des riesigen hellgrauen Pflastersteinweges, fangen die Turmspühler bereits an den Boden und die Hauswände zu säubern. Frau Maldor hatte sich immer über ihre Masken amüsiert, weil die tropfenförmigen Filter so aussehen, als würden dicke Tränen aus ihren ansonsten unheimlichen runden Schutzbrillen hinunter kullern. Doch heute hat sie nicht viel übrig für ein kleines Kichern, aber leicht schmunzeln muss sie dennoch. Die Arbeiter rufen ihr etwas zu, allerdings schenkt sie ihnen keine Aufmerksamkeit und ist froh, dass sie sich so sehr aufs Atmen konzentriert, dass nur kaum verständliche Wortfetzen ihr Ohr erreichen. Ihre schwarze Kapuze zieht sie etwas weiter runter und blickt hinunter auf den sauberen Untergrund. Die vierstöckigen cremefarbigen Gebäude sind momentan sowieso kaum zu erkennen und wirken im toxischen Nebel wie unheimliche Geisterhäuser. Ohne Grund würde es kaum jemand wagen, um diese Zeit das Haus zu verlassen. Abgesehen von der giftigen Luft sind auch besonders die Hüter früh morgens aggressiver als sonst, denn die Kriminalität lebt durch die leeren Gassen. Mit ihrem Terminschein hat sie jedoch von den Hütern nichts zu befürchten, doch ängstlicher könnte sie sich nicht fühlen. Der Ursprung ihrer Angst liegt nicht in der Luft oder lauert in den Gassen. Der Ursprung liegt im vermeidlich sichersten Gebäude der ganzen Stadt und Frau Maldor hat keine andere Wahl, als sich ihm zu nähern. Nervös blickt sie krankhaft mit ihrer rechten Hand andauernd auf ihre Taschenuhr, nur um sich an die letzten Minuten zu klammern, die ihr altes Leben repräsentieren. Mit der linken umklammert sie fest den Terminschein in ihrer Tasche, vor lauter Angst ihn verlieren zu können.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2022 ⏰

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