Sieben

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Ein merkwürdiges Geräusch riss mich aus dem Schlaf. Ich schlug meine Augen auf und setze mich auf. Ninas Lampe leuchtete mir entgegen, doch ich konnte Nina nirgends entdecken. Und wieder dieses Geräusch, doch dieses mal dauerte es länger an. Es musste aus dem Bad kommen. Ich schlug die Bettdecke weg und kletterte aus meinem Bett. Ich ging zur Badezimmertür und klopfte an.

"Nina? Bist du das?" fragte ich durch die verschlossene Tür.

Die Klospülung würde betätigt und Schritte näherten sich der Tür. Als die Tür aufgerissen wurde stockte mir der Atem.

"Wie siehst du denn aus?" fragte ich besorgt.

Sie wischte sich eine Strähne aus ihrem blassen Gesicht und zwang sich ein
Lächeln ab.

"So wie man halt aussieht, wenn man gekotzt hat." murmelte sie.

Nina wendete sich von mir ab und schlich schon fast wieder zur Toilette, um sich dann auf den verschlossenen Klodeckel zusetzten. Ich musterte sie noch einmal mit besorgtem Blick, bevor ich mich zu ihr hockte.

"Mir geht es beschissen. Ich habe das Gefühl als würde ich jeden Moment wieder kotzen müssen." seufzte Nina.

Ich nahm sie in den Arm und strich ihr liebevoll über ihr Haar. "Ich werde dir einen Tee holen gehen, ja?" Flüsterte ich ihr zu. Sie nickte vorsichtig. Also brachte ich sie wieder in ihr Bett und verließ dann das Zimmer.

Im Flur war es stockdunkel und ich hörte mein Herz so laut pochen, das ich Angst bekam andere könnten es vielleicht auch hören. Ich schloss die Zimmertür hinter mir und versuchte an der Wand den Lichtschalter zu ertasten. Als ich ihn gefunden hatte, versicherte ich mich noch das es wirklich der Lichtschalter war und nicht der Feueralarm bevor ich ihn drückte. Eine kleine Lampe ging an. Erleichtert atmete ich aus. Ich tapste zur Treppe und versuchte einen Lichtschalter zu finden. Doch ohne Erfolg.

Bevor ich darüber nachdenken konnte, ging ich einfach die Treppe hinunter. Ich hatte teilweise Angst gegen das Geländer zu laufen und meine Zeh zustoßen, doch ich schaffte es heil nach unten. Unten leuchteten zwei Lampen und es war um einiges heller als oben. Das Licht reichte fast bis zur Küche. Weshalb ich diese ziemlich schnell fand.

Vor der Tür stoppte ich. In der Küche brannte Licht. Ich erkannte deutlich einen Lichtstrahl unter der Tür. Die Angst packte mich. Doch ich konnte mich schnell wieder beruhigen. Vielleicht hatte einfach nur jemanden Hunger und machte sich jetzt einen Toast.

Entschlossen nahm ich die Türklinke in die Hand und drückte sie hinunter. Mit einem quietschen ließ sich die Tür öffnen.

"Hallo?" fragte ich vorsichtig bevor ich einen Schritt in die Küche machte. Ich bekam keine Antwort. Langsam schloß ich die Tür wieder hinter mir.

"Hallo ist da wer?" Fragte ich ein zweites mal.

Doch wieder bekam ich keine Antwort. Ich schaute mich im Raum um. Hier war keiner. Es hatte wohl einfach jemand vergessen das Licht aus zumachen. Also ging ich auf die Teeschublade zu und öffnete sie.

Eine große Vielfalt an Tees und Gerüchen kam mir entgegen. Ich ging die Reihen durch, bis ich letztendlich meinen gesuchten Ingwer Tee fand. Allein der Geruch von Ingwer ekelte mich an. Doch meine Mama hatte mir früher immer wenn es mir schlecht ging einen Ingwer Tee gekocht. Sie war früher so von Ingwer besessen gewesen das sie mich nach ihrem Lieblingsgemüse benannt hatte.

Ich schloss die Schublade wieder und legte den Teebeutel auf den Tresen. Mit ein paar Schritten stand ich vor dem Wasserkocher. Ich nahm ihn und ging zum Waschbecken um ihn aufzufüllen.  Dann setzte ich das Wasser an und lehnte mich gegen den Tresen.

Ich fragte mich wie spät es wohl war. Bis jetzt hatte ich nicht einmal auf die Uhr geguckt. Ich schaute mich im Raum nach einer Uhr um. Neben der Tür war eine. Ich musste mich ein wenig nach vorne lehnen um das Ziffernblatt zu erkennen.

Halb vier. Also noch drei Stunden bis ich mich für die Schule fertig machen musste. Der Wasserkocher fing an zu blinken und ich stellte ihn auch auf den Tresen. Dann öffnete ich eine Schranktür und holte eine Tasse heraus.

Gerade als ich das heiße Wasser zum Teebeutel in die Tasse schüttete bemerkte ich Gestalt im Augenwinkel. Ich hielt inne.

Ganz langsam warf ich einen Blick in das Fenster. Was ich erblickte ließ mich aufschreien.

Bevor ich mich versah ließ ich den Wasserkocher los und er fiel zu Boden. Das heiße Wasser schoss nur so aus dem Gefäß und etwas Wasser spritzte auf meinen Fuß. Wieder schrie ich auf. Schnell machte ich einen Schritt zur Seite und hielt meinen verbrühten Fuß.

Erst als sich eine Hand auf meine Schulter legte wurde ich mir wieder der Situation klar und ich drehte mich schlagartig um. Doch ich blickte nur in die besorgten Augen von Derek.

"Was ist denn los mit dir?" fragte er aufgebracht und warf einen Blick auf meinen roten Fuß.

Ungläubig starrte ich Derek an. Er hatte doch gerade noch.. das war doch keine Einbildung.

"Du.. Du hattest.." stotterte ich.

"Ich hatte was?" fragte Derek mit hochgezogener Augenbraue. Er legte mir seine Hand auf die Schulter doch ich schüttelte sie ab. Ich vergaß völlig meinen pochenden Fuß und starrte Derek nur noch an.

"Du hattest rote Augen." brachte ich endlich heraus.

Vielleicht bildete ich es mir ein aber ich hätte schwören können, das er bei diesen Worten etwas zusammen gezuckt war.

The change.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt