3 Jahre ist es nun her, dass ich das Tanzen an den Nagel hängen musste. Drei verdammte Jahre. Damals war ich 17 Jahre alt und frisch an der „Royal-Dance-Acadamy" angenommen worden. Mein größter Traum ging in Erfüllung und ich tanzte an einer der besten Tanzakademien der Welt. Meine damalige Trainerin, Miss Hungston, hatte ihre Kontakte spielen lassen. Deswegen wurde ich schließlich zum Vortanzen eingeladen und schaffte es, die Jury und die Coachs zu überzeugen. Wir trainierten hart, jeden Tag. Mein Ziel war es, einmal vor der Queen tanzen zu dürfen. Diese Ehre wurde nur auserwählten Tänzern und Tänzerinnen alle fünf Jahre zu Teil.
Eigentlich wäre ich auch eine dieser „Auserwählten" gewesen, denn das Auswahlverfahren absolvierte ich als Stufenbeste und war dementsprechend stolz auf mich. Jeden Tag trainierte ich so oft, wie nur möglich und die Vorfreude stieg immer weiter an. Bis zum 2. September 2017 lief alles perfekt. Doch dieser eine Tag würde meine gesamte tänzerische Karriere zerstören. Wie immer ging es um 07:00 Uhr ins Studio. Dort wärmten wir uns auf und unser Trainer Mister Cirk meinte, dass wir das Stück „Giselle" üben würden. Da ich den Part der gleichnamigen Hauptrolle erhalten hatte, wartete ich geduldig auf meinen Einsatz. Als die Musik einsetzte, begann ich zu tanzen und verlor mich ganz in der Welt der Musik und der des Balletts. M. Cirk hatte mir immer wieder eingebläut, nur nach vorne bzw. nach oben zu blicken. Hätte ich seine Anweisung nicht befolgt, wäre vermutlich alles anders gekommen und mein ganzes Leben hätte sich nicht so enorm geändert. Doch ich will keineswegs meinem Trainer die Schuld zuschieben, für das, was dann geschah. Ich setzte zu meinem Sprung an, doch landete ich nicht wie sonst auf dem glatten Tanzboden. Nein, mein Fuß traf auf etwas hartes und unförmiges. Ein Paar Schuhe standen im Weg, die wohl keiner bemerkt hatte. Sofort knickte ich weg und landete unsanft auf meinem Hintern. Die Melodie stoppte und mein Trainer rannte auf mich zu. „Oh Gott Lou, geht's dir gut? Zeig' mal deinen Fuß, das sah ganz schön schmerzhaft und gefährlich aus!", brabbelte er auch schon los. Langsam öffnete ich die Bänder meiner Spitzenschuhe, was allerdings vollkommen unnötig war. Mein Knöchel war dick und selbst durch die Strumpfhose konnte ich erkennen, welche blaue Farbe er angenommen hatte. Vorsichtig strich M. Cirk über meinen Fuß, woraufhin ich schmerzvoll zusammenzuckte. Besorgt blickte er mich an und befahl einem Gruppenmitglied sofort den Krankenwagen zu rufen. „Das sieht gar nicht gut aus, gar nicht gut...", murmelte er vor sich hin, strich sich hektisch über's Gesicht und legte mir dann eine Hand auf die Schulter. „Hey, das wird schon, okay? Wir fahren jetzt erstmal ins Krankenhaus und sehen dann weiter! Vielleicht ist dein Knöchel auch nur verstaucht und bald kannst du wieder tanzen", versuchte er mich aufzumuntern. In Gedanken sagte ich mir, dass alles gut werden würde, doch auf dem Weg ins Krankenhaus war ich nicht mehr so hoffnungsvoll. Mehrere Stunden, ein Röntgenbild und eine Krankenschwester später, erschien schließlich eine Ärztin in meinem Behandlungsraum. Mister Cirk war die ganze Zeit geblieben und hatte versucht mir Mut zu zusprechen. Doch nun war die Stunde der Wahrheit gekommen. Die kleine Frau vor mir blickte mich traurig an und sagte: „Ms. Jackson, unsere Röntgenbilder haben ergeben, dass Sie sich eine Bimalleolarfraktur zugezogen haben. Das bedeutet, dass sowohl der äußere als auch der innere Knöchel gebrochen sind. Es fällt mir schwer Ihnen diese traurige Nachricht zu überbringen, doch wie es aussieht, werden sie wohl nie wieder tanzen können."
Diese Worte zu hören war wie ein Schlag in die Magengrube. Augenblicklich wurde mir schlecht und alle meine Sinne schienen wie betäubt. Aus meinen Augen schossen die Tränen und ich hatte das Gefühl zu fallen. In eine endlose Dunkelheit und Tiefe. Nur am Rande bekam ich mit, wie mein Trainer noch ein paar Worte mit der Ärztin wechselte, die dann das Zimmer verließ, und wie er mich in den Arm nahm. Jetzt schluchzte ich richtig los, wimmerte und zitterte so stark, dass ich glaubte, bald zu sterben. Immer wieder fuhr M. Cirk mit seiner Hand über meinen Rücken und murmelte beruhigende Worte. Ich weiß nicht wie lang ich geweint hatte, denn mein Zeitgefühl hatte sich komplett ausgeschalten und irgendwann war ich eingeschlafen.
Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett, rechts neben mir hörte ich jemanden leise schluchzen und von links wurde meine Hand so stark gequetscht, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn diese auch gebrochen wäre. Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte meine Mum und meinen Dad. Mum weinte und hatte rot verquollene Augen, während Dad leichenblass war und aussah als wäre jemand gestorben. „Hi", krächzte ich. Sofort schnellte meine Mama vor, um mich in ihre Arme zu ziehen. „Oh mein Schatz, es tut mir so leid. Die Ärztin hat uns alles bereits ganz genau erklärt. Was machst du denn für Sachen?! Ich bin fast umgekommen vor Sorge, als wir den Anruf von Mister Cirk erhalten haben!", redete sie sofort los. „Ich kann nie wieder tanzen, Mum. Was soll ich denn jetzt tun? Mein Leben hat keinen Sinn mehr und was anderes als Tanzen kann ich nicht!", wimmerte ich. „Natürlich hat dein Leben einen Sinn, Louise Victoria Jackson! Sag sowas nie wieder, verstanden kleines Fräulein? Zuerst kurierst du deine Verletzung aus, der Heilprozess sollte 3-6 Monate dauern. Du wirst bei uns wohnen, zur Schule gehen und ein ganz normales Teenagerleben führen, wie alle anderen in deinem Alter auch. Du kannst dir neue Hobbys suchen und vergiss nicht: Das Tanzen wird immer ein Teil von dir bleiben!", brummte mein Vater los. Sprachlos starrte ich ihn an. So etwas süßes und auch motivierendes hatte er noch nie gesagt. Ein kleines Lächeln stahl sich schließlich dennoch auf mein Gesicht, als Dad mit seiner Bärenumarmung das Gruppenkuscheln vervollständigte.
Von da an ging es bergauf! Mein Sprunggelenk heilte schnell und ich konnte bald nach Hause zu meinen Eltern ziehen. Davor lebte ich in einem Internat, das zur Tanzakademie gehörte. So vergingen die Jahre, meinem Fuß ging es wieder gut, manchmal ziepte er zwar noch, aber das ging in Ordnung. Ich fand neue Freunde, neue Hobbys und ich versuchte so wenig wie möglich ans Tanzen zu denken. Rund um hatte ich also in kürzester Zeit mein Leben komplett umgekrempelt und lebte wie jede andere 19-jährige ihr Teenager-Dasein aus.
Ja, ich ging auf Partys, ja, ich machte typische Teenager-Mädchen-Sachen und nein, ich vegetierte nicht einfach so vor mich hin, sondern versuchte ein einigermaßen normales Leben zu führen. Fast niemand weiß Bescheid über meine Vergangenheit, mal abgesehen von meiner Familie und meiner besten Freundin Elly. Es war nicht so, dass mir mein Unfall oder alles davor peinlich gewesen wäre, aber ich wollte mir einfach unnötiges Mitleid ersparen. Was geschehen ist, ist geschehen! Ich wollte meine Vergangenheit hinter mir lassen, denn es schmerzt immer noch zu wissen, dass mein Leben so viel aufregender hätte sein können. Ich hätte meinen Traum leben können und wäre vollends glücklich gewesen.
Klar, hier, in einem kleinen Dorf, das fast niemand kannte, außerhalb von London war ich ebenfalls zufrieden, mit meinem Leben, aber dennoch merkte ich jeden Tag, dass mir etwas fehlte. Und dieses Etwas war schlicht und ergreifend das Tanzen.So lebte ich also mein Leben, stand kurz vorm Schulabschluss, wusste nicht wie es weitergehen sollte. Ich bezeichnete mein Leben immer als ‚langweilig' oder ‚08 15'. Doch das änderte sich an einem einzigen Tag.
Und Grund dafür war eine einzige Person.
Grund dafür war ein einziger Blick.
Grund dafür war er: Harvey BostonHalli Hallo! Herzlich Willkommen zu meiner allerersten Story überhaupt! Zunächst ein paar Informationen:
1. Ich werde in dieser Story so wenige ‚Autorkommentare' wie möglich unter die Kapitel schreiben, da ich der Ansicht bin, dass das den Lesefluss stört und man so etwas in einem normalen Buch auch nicht hätte.
2. Ich weiß noch nicht, wann ich Kapitel hochlade. Vielleicht ergibt sich im Laufe der Zeit eine Regelmäßigkeit, doch wird dies zu Beginn zumindest nicht so sein. Diese Story ist aus einer spontanen Idee entstanden und deshalb möchte ich um Verständnis bitten, wenn es mal etwas länger mit einem neuen Upload dauert, da ich außer Wattpad auch noch ein Leben habe.
3. Über Feedback freue ich mich immer und ihr könnte mir gerne Vorschläge für den Verlauf der Geschichte schreiben. Da ich aber schon einen Plan habe, werde ich nicht auf alle Vorschläge eingehen können. Bitte bleibt auch respektvoll in den Kommentaren, mir aber auch anderen Wattpad-Nutzern gegenüber.So das war's eigentlich auch schon! Votet gerne für die Geschichte, wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht.
Dann würde ich auch schon sagen: Auf Wiedersehen und gaaaaanz viel Spaß mit dieser Geschichte.
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Just One More Dance
RomanceEine Geschichte über ein Mädchen, das ihren Traum, das Ballett, aufgeben musste und nun versucht sich selbst und ihre Bestimmung zu finden. Eine Geschichte über einen Jungen, der rein zufällig auf genau dieses Mädchen trifft und sich einfach nicht m...