Misery

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Wie schlimm kann ein Leben eigentlich sein? Genau das fragte Loki sich, als er nach Asgard zurückgebracht wurde. Er hatte mit einem kurzen Prozess und einer Hinrichtung gerechnet, so, wie es das Gesetz der Asen für solche Taten vorsah. Dann wäre er endlich tot gewesen. Aber nein, dieses Urteil war ja zu gnädig für einen Verbrecher wie ihn! Nein, stattdessen hatte Odin eine Strafe über ihn ausgesprochen, die es in Asgard selten gab. Die Strafe war verachtend gegenüber denkenden Lebewesen wie ihm und gleichzeitig auch gerecht. Wenn man Odins Sinn von poetischer Gerechtigkeit verstehen würde. Aber wer tut das schon? Nein, anstatt des Todes hatte man ihn zu einem Sklaven gemacht, der Magie durch magische Ringe an den Handgelenken beraubt. Er war ein Sklave Thors, des wunderbaren Kronprinzen Asgards! Und dass er mit seinem „Bruder" Glück hatte, wusste Loki. Der blonde hielt nicht viel von dieser Art Bestrafung und mehr als eine Drohung sprach er nicht aus. Die Wachen hingegen, die seine täglichen Arbeiten überprüften, hatten Spaß daran, seine Position und Hilflosigkeit auszunutzen. Fast jeden Tag gab es Peitschenhiebe, wenn etwas nicht sauber oder ordentlich genug war, obwohl es besser nicht mehr ging. Der ganze Palast strahlte wie noch nie und trotzdem fanden die Soldaten immer etwas, um ihn zu bestrafen. Und es wurde nicht besser. Egal, wie sehr er sich anstrengte, es wurde nicht besser. Und das war das schlimme. Und der Gedanke daran, dem selbst ein Ende zu bereiten begleitete ihn jeden Tag. Am Anfang hatte er noch versucht, ihn zu unterdrücken, zu hoffen, aber mittlerweile war Loki an dem Punkt angelangt, an dem er keine Hoffnung mehr sah. Und es zerriss ihn.

Sie brachten ihn zu Odin. Mal wieder. Alle zwei Wochen dasselbe Theater und trotzdem kam immer das gleiche dabei raus. Er würde weiter eingesperrt bleiben und seinen täglichen Aufgaben nachgehen, ohne dass etwas Interessantes passiert. So war es immer gewesen. Aber was konnte er schon dagegen tun? Er hatte keine andere Wahl. Selbst die Wachen, die ihn umringten, waren nur zur Schau. Sonst bewegte er sich auch oft alleine durch das Schloss. Aber man hatte ja Angst, dass er, Loki, ein Messer aus der Küche hatte mitgehen lassen und versuchen würde, den Allvater umzubringen! Totaler Schwachsinn. Wenn er ein Messer hätte würde er seine Zeit beenden und nicht die Odins.

Wie immer betrat er schweigend und mit gesenktem Haupt den Thronsaal. Wie immer ging er umringt von Wachen nach vorne. Und wie immer kniete er vor dem gewaltigen Thron nieder, auf Odins Ansagen, Befehle und was auch immer wartend. Also alles wie immer. „Zwei weitere Wochen sind vergangen in denen du, Loki Laufeyson, deine Strafe als Diener von Thor, dem Kronprinzen Asgards, verbracht hast. Mein Sohn berichtete mir, dass dein Verhalten sich gebessert hat. Aufgrund dessen wird dir nun ein kleines Gemach anstatt einer Zelle gegeben. Selbstverständlich abgeriegelt und bewacht!" „Es ist mir eine Ehre, Majestät." Der Gedanke an einen Raum für sich, war wunderbar. Auch wenn es jederzeit beendet werden konnte, das wusste er. „Wie du sicher weißt, ist Thors Krönung in drei Tagen. Er hat seine Freunde von Midgard eingeladen. Du wirst für sie verantwortlich sein und sollte mir zu Ohren kommen, dass du dich nicht entsprechend verhältst, wirst du den Tag deiner Geburt verfluchen! Verstanden?!" „Ja Majestät, ich habe verstanden." „Gut, nun geh und bereite die Gästezimmer im Ostflügel vor!" Loki erhob sich, vollführte eine Verbeugung und eilte mit gesenktem Haupt zu dem Palastbereich im Osten. Die Wachen folgten ihm nicht.

Er hatte den gestrigen Tag mit vorbereiten verbracht und wartete nun auf die ankommenden Gäste. Wer die Freunde Thors waren, die kommen sollten, war ihm so ziemlich klar. Die Avengers und vermutlich diese Jane. Er wartete vor dem Palast, den Kopf gesenkt und den Blick zu Boden gerichtet. Loki hörte die Stimmen der Midgardianer schon von weitem. Und er wollte am liebsten umdrehen und sich verstecken doch er konnte es nicht. Das würde einige Peitschenhiebe mit sich bringen und im Ende hin müsste er es trotzdem machen. Also konnte er auch gleich an Ort und Stelle bleiben.

„Hübsch hier, Thor." „Ich stimme Nat zu. Ist ja hübscher als bei mir." „Das ist ja auch keine große Kunst, Stark!" „Hey! Mein Tower ist der beste in Umgebung!" „Natürlich!" „Mach dich nicht lustig, Barton!" Loki konnte das Grinsen von Barton förmlich vor sich sehen. Doch ihm war er nicht gestattet, aufzublicken, sollte er nicht dazu aufgefordert werden. Und er wollte es auch gar nicht. Den Schritten, die sich dem Palast näherten, konnte der schwarzhaarige entnehmen, dass es zwölf Personen waren. Einer von ihnen Thor. Nur wer waren die anderen? Fünf Avengers und Jane machten zusammen sieben und nicht zwölf! Wahrscheinlich täuschten ihn seine Sinne, sagte er sich. Je mehr, desto schlimmer. Also schweigen und hoffen, dass ihn seine Wahrnehmung wirklich täuschte.

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