E I N S

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DEMON S(E)OUL



Nach seinem Tod habe ich ihn gewaschen, und als ich ihn entkleidet auf das Bett legte,

war es tröstend und angenehm, ihn in Frieden zu sehen.


– Dennis Nilsen (Serienmörder)







E I N S

Verschwendung




Samstag, 18. April, 20.40 Uhr

„Inspektor?"

Der angesprochene Mann im dunklen Anzug kauerte im Schlafzimmer neben dem Bett und regte sich nicht. Er hatte die Arme verschränkt und tippte mit dem rechten Zeigefinger immer wieder gegen seine Lippen, ganz so als wolle er alle anderen Anwesenden damit zum Stillschweigen verdonnern.

„Mmh.", machte er jetzt auch nur.

Der junge Polizist in der Tür trat verunsichert von einem Fuß auf den anderen. Inspektor Min kannte den Frischling nicht, hatte seinen Namen, den er nur im Vorübergehen auf dem Schild gelesen hatte, schon wieder vergessen. Vermutlich war er überhaupt nur ein Polizeiassistent, legte man sein jugendliches Äußeres zugrunde.

„Die... Spurensicherung wäre soweit fertig, und der Gerichtsmediziner wäre hier. Kann er-?"

„Nein", unterbrach ihn der Ermittler, der immer noch vor dem Bett hockte, gnadenlos. „Noch nicht." Dann kehrte wieder Stille um ihn herum ein und er konzentrierte sich erneut auf den toten Körper vor ihm.

Wie schön er war, dieser Junge, wie unschuldig er wirkte, so wie er auf dem Bett lag. Regelrecht drapiert. Das blonde Haar, in sanften Wellen, die Lippen leicht geöffnet, als wäre er soeben eingeschlafen, der Kopf ein wenig in seine Richtung geneigt. Dort endete die Illusion jedoch auch schon. Er war vollkommen nackt, lag auf dem Rücken, die Arme und Beine ausgestreckt, inmitten dieses Bettes, in dem alles, bis hin zu den Laken, schneeweiß war. Umso deutlicher hob sich alles davon ab, was dieses Bild zerstörte. Die unzähligen Schnitte und Verletzungen, Brüche, Blutergüsse, all die Anzeichen dafür, welche Wut in diesem Monster gebrannt haben musste, welches hier zugange gewesen war. Und natürlich die Abdrücke von Fesseln an Hand- und Fußgelenken, die Einstichstellen in den Armbeugen, die ein eindeutiges Bild zeichneten. Trotz allem hatte er sich Mühe gegeben, das konnte man sehen, zu verbergen, was er dem Jungen angetan hatte. Entweder, um den Schein zu wahren, oder weil er den Anblick selbst nicht hatte ertragen können. Größere Verletzungen sowie die Fesselmale waren, so gut es eben ging, sorgsam abgedeckt worden, durch mehrere Lagen einer selbsthaftenden Mullbinde. Ebenso wie das blau-rot verfärbte Strangulationsmal auf der zarten Haut an seinem Hals bedeckt worden war, hier durch ein leuchtend rotes Seidenband, zu einer Schleife geschlungen. Verrucht und kindlich zugleich.

Ein unaufdringlicher Duft nach Seife ging von ihm aus. Also war er gewaschen worden, wie die anderen auch. Sie würden keine Spuren auf ihm finden – außer den offensichtlichen.

Inspektor Min Yoongi atmete tief ein und dann sehr langsam wieder aus, während er endlich aufstand. Ohne Hast zog er jetzt einen Handschuh an, fasste dann behutsam nach der Hand des jungen Mannes und drehte sie vorsichtig herum. Er trug keinerlei Schmuck. Sah man von den Verletzungen ab, war alles andere an ihm makellos, bis hin zu den Fingernägeln. Wenn er sich gewehrt hatte, waren auch diese Spuren verschwunden. Die Fingernägel perfekt gefeilt, außerdem lackiert mit einem schimmernden, perlmuttfarbenen Lack. Unauffällig und doch...

„Was hat er mit dir gemacht, hm?", flüsterte er kaum hörbar. Legte die Hand zurück und ließ seine eigenen Finger langsam über den Körper hinabwandern, ohne ihn tatsächlich zu berühren. Einen halben Zentimeter über ihm schwebte seine Hand über das ausgestreckte Bein, bis hinab zu der Mullmanschette an seinem Knöchel. Die Haut am Rand des Verbandes war wundgescheuert, und dunkel verfärbt. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie es unter dem Verband aussah und wünschte sich, er würde die Bilder nie sehen. „Hat er dich verführt?"

Ganz sicher hatte er das. Die anderen Spuren im Haus ließen darauf schließen. Es war ein perfides Spiel, das er mit seinen Opfern trieb, manchmal über Tage hinweg. Verführung und Verrat. Wann dieser Junge wohl bemerkt hatte, was wirklich mit ihm geschah? Hatte er Angst gehabt? Bestimmt hatte er Angst gehabt. Ausgeliefert, allein, niemand da, der ihm helfen würde – niemand außer diesem Monster in Menschengestalt.

Fast graute ihm vor dem Bericht des Gerichtsmediziners, zumal er größtenteils schon wusste, was darinstehen würde. Alkohol, Drogen, Betäubungsmittel, Sex, Folter, Tod. Es war immer dasselbe Muster, auch wenn er sich dafür mittlerweile mehr Zeit ließ. Anfangs hatte er schneller getötet, waren oft keine 48 Stunden zwischen dem Verschwinden des Opfers und dem Fund der Leiche vergangen. Heute lagen vier, fünf oder noch mehr Tage dazwischen, dafür schrumpften die Abstände zwischen den einzelnen Taten.

Langsam umrundete er das Bett und blieb nun auf der anderen Seite stehen, um das Bild zu studieren. Es war beinahe berührend, wie er die Jungen und jungen Männer zurückließ, mit welcher Akribie er den Schein der Makellosigkeit wieder herzustellen versuchte, rein und unschuldig. Und gleichzeitig war es ein höchst grausames Bild, denn nicht umsonst verdeckte er alle Spuren, die nicht dieser Makellosigkeit entsprachen.

Etwas wollte der Täter ihnen mitteilen, womöglich sogar einen Hinweis geben. Die Tatsache, dass er immer länger mit seinen Opfern spielte, aber auch viel schneller neue suchte, sprach ebenfalls dafür. Die Risikobereitschaft stieg, der Drang zu töten, der Wunsch nach Kontrolle. Je weiter sich diese Spirale zuzog, desto wahrscheinlicher war es, dass er Fehler machen würde, womöglich sogar absichtlich, um sie anzulocken und dem gefährlichen Spiel noch mehr Reiz zu verleihen.

Irgendwann war vielleicht sogar der Punkt erreicht, wo er gefasst werden wollte. Wie viele Opfer würden sie bis dahin noch finden? Dieser Junge hier war Nummer zehn. Zehn junge Männer, keiner älter als 25 Jahre, manche noch minderjährig, zumindest zu Beginn. Es schien, als würden die Opfer erwachsener, je länger die Mordserie andauerte.

Seit drei Jahren jagten sie ihn, oder besser, seit drei Jahren jagten sie seinem Schatten hinterher. Zwei Opfer waren es im ersten Jahr, im Abstand von fünf Monaten, drei weitere im Jahr danach. Aufgrund der Umstände, wie und wo man die Leichen fand, blieb kaum ein Zweifel, dass es sich um einen Serientäter handelte. Und jetzt wurden die Abstände deutlich kürzer, denn in diesem Jahr waren sie schon bei fünf Opfern, die sie alle demselben Täter zuschrieben, und das innerhalb von neun Monaten.

Und sie hatten nichts. Die Presse saß ihnen im Genick, der Druck der Öffentlichkeit aber auch von oben, endlich Ergebnisse zu liefern wurde immer größer, doch es gab kein Vorankommen. Sie hatten in all der Zeit nur vereinzelt verwertbare Fingerabdrücke sichern können, die genau wie alle DNA-Spuren, ins Nichts führten und sonst keine Anhaltspunkte, außer diese sorgfältig, ja fast liebevoll dekorierten Körper.

Langsam stand Inspektor Min Yoongi wieder auf und marschierte nun zu dem wartenden Polizisten hinüber. Im Gehen streifte er sich den Handschuh ab, drückte ihn dem verdutzten Polizeiassistenten in die Hand und schob sich dabei an ihm vorbei.

„Jetzt kann er", knurrte er dabei.

„Ahm... in Ordnung", nuschelte der junge Polizist, gab einem zweiten Mann ein Zeichen und ließ den Handschuh rasch in einer der Abfallboxen verschwinden. Der Blick des Inspektors huschte kurz auf sein Namensschild. PC Choi Minho.

„Ach. Und Choi...?"

„Ja, Sir?" In der Sekunde wirbelte der Polizist herum und kam im Laufschritt hinter ihm her.

„Ich will alle Fotos, alle Notizen, jeden Schnipsel, innerhalb der nächsten Stunde auf meinem Schreibtisch vorfinden. Verstanden?"

Der Bursche nickte. „Ja, Sir!" Zu mehr kam der junge Mann gar nicht, denn in dem Moment gesellte sich ein weiterer Mann zu ihnen, der eben noch vorne in Höhe der Küchenzeile mit einem weiteren Polizisten gesprochen hatte.

Der Ermittler sah auf und ein dünnes Lächeln huschte für eine Sekunde um seine Mundwinkel.

„Dr. Jung."

„Inspektor", kam die Erwiderung, ebenfalls ein Lächeln. Eines, das auch nach einem echten Lächeln aussah, bevor er sich dem jungen Polizisten zuwandte. „Constable."

Der nickte nur und machte sich nun schleunigst davon, während der Arzt ihm nachsah. „Ich weiß nicht", murmelte er dabei, „Yoongi, was meinst du? Waren wir auch mal so jung?"

Yoongi zuckte die Schultern. „Du vielleicht, ich nicht und wenn, dann ist es zu lange her, als dass ich mich daran erinnern könnte."

„Oje", der Arzt musterte ihn aufmerksam. „Du wirkst auch angeschlagen."

„Ich bin angeschlagen – oder... einfach nur müde. Dieser verdammte Killer raubt mir den Schlaf."

Dazu nickte der Mediziner und blickte nun auf die Tür des Schlafzimmers. „Dann ist es das, was ich erwarte?"

Wieder zuckte Yoongi die Schultern, aber bevor der Arzt nun das Zimmer betreten konnte, sagte er: „Ich brauche irgendwelche Infos, Hoseok, okay? Irgendwas Neues."

„Ich weiß", gab der Arzt zurück. „Aber ich bin Gerichtsmediziner, kein Zauberer."

Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, doch am Ende wandte sich ein jeder von ihnen schweigend um und setzte seinen Weg fort.

Am Aufzug wartete ein weiterer Polizist der ihm zunickte und die Aufzugtür aufhielt, als diese sich gerade schließen wollte. „Die Bewohner sind – soweit möglich – unterrichtet", gab er an den Ermittler weiter, der nur nickte, den Aufzug betrat und mit einem leisen Seufzen das Erdgeschoss auswählte. 32 Stockwerke und die letzten fünf davon unbezahlbare Luxusappartements – wie kam man hier herein, wenn man nicht über die nötige Zugangsberechtigung verfügte? Genervt verfolgte er die digitale Zählanzeige des Aufzugs. Und warum wollte jemand überhaupt im 28. Stockwerk wohnen? Um einen besseren Blick über die Stadt zu haben? Er war jedes Mal froh, wenn er so wenig wie möglich davon sah. Wieso auf ein Lichtermeer hinausblicken, das nichts anderes in sich trug als Hass, Gewalt, Betrug, Sex und die Gier nach immer mehr Geld, Macht oder beidem. Für einen Moment schloss er die Augen und presste Zeigefinger und Daumen auf die Nasenwurzel. Und wann war er so zynisch geworden?

Das hätte ihn jetzt fast zu einem Lachen gereizt, aber da kündigte der Fahrstuhl mit einem leisen Ton das Ziel an und die Türen öffneten sich. Fast im Laufschritt jagte Yoongi nun an Dutzenden Leuten vorbei, die durch das Foyer des Appartementkomplexes liefen oder auch nur herumstanden, und strebte zum Ausgang. Kaum durch die Tür des Hauses getreten, blieb er noch auf den obersten Treppenstufen, knapp unter dem Vordach stehen und zündete sich eine Zigarette an. Eigentlich hasste er dieses Laster und eigentlich nahm er sich beinahe wöchentlich vor, es sein zu lassen. Noch hatte diese Taktik ihre Wirkung verfehlt. Blinzelnd warf er einen raschen Blick in den nachtschwarzen Himmel, der so wolkenverhangen war, dass man keinen einzigen Stern ausmachen konnte. Der Geruch von Regen lag in der Luft. Er nahm noch einen tiefen Zug von seiner Zigarette, dann machte er sich langsam auf den Weg hinunter zur Straße. Drei Streifenwagen und zwei zivile Einsatzfahrzeuge blockierten mehr oder weniger den Straßenabschnitt, aber das hatte selbstverständlich nicht ausgereicht, um etwaige Schaulustige fernzuhalten. Sie nicht und die Presse schon gar nicht. Mehrere Reporter drängten sich an die Absperrung und im Hintergrund standen quer die Übertragungswagen. Wütend trat er auf den Gehweg hinaus und schob den ersten Kerl, der ihm ein Mikro ins Gesicht hielt, barsch zur Seite.

„Inspektor!", kam es aus diversen Richtungen. „Inspektor Min! Gibt es schon Hinweise auf die Identität des Opfers? Hängen die Mordfälle zusammen? Gibt es neue Erkenntnisse zum Täter? ..."

Er sparte sich die „Kein Kommentar"-Floskel und drängte sich ohne ein einziges Wort an der Menschentraube vorbei, die sich immer näherschob. Leichter Nieselregen setzte ein, also klappte er den Kragen seiner Jacke hoch, zog den Kopf ein, doch das half nur bedingt.

„...ist es ein weiteres Opfer des Flowerboy-Killers?", kam es da aus einer anderen Ecke und jetzt ruckte sein Kopf überrascht herum und er blieb abrupt stehen. Wer hatte das gesagt? Welcher verdammte Pressefuzzi hatte diesen beschissenen Namen in den Ring geworfen? Seit sie hinter diesem Monster her waren, hatten die Zeitungen schon ein paar eingängige Namen kreiert, darunter Gangnam Strangler oder auch Lonley-Hearts-Killer. Die Verbindung zu dem Begriff Flowerboy war neu und ließ ihm sofort die Galle überlaufen. Natürlich war bekannt, dass bisher alle Opfer junge Männer gewesen waren, aber gerade bei den ersten beiden Morden, die zu weit auseinander lagen, als dass seinerzeit die Presse sofort in die richtige Kerbe geschlagen hätte, dauerte es eine Weile, bis die Verbindung hergestellt war. Im Jahr darauf konzentrierte sich die öffentliche Meinung auf Dinge wie: dass es nur junge Singles erwischte und natürlich, dass die Mehrzahl der Opfer – längst nicht alle – im Gangnam District gefunden worden war. Und jetzt hatten sie sich also auf die Opfer eingeschossen, die mit ihrem jungen, weichen und makellosen Aussehen punkteten. Damit lagen sie zwar nicht wirklich falsch, aber Yoongi hasste es, wenn sie in ihrer Kreativität derart übersprudelten. Je griffiger der Name, der durch die Presse ging, desto mehr kranke Bewunderer. Seit Bekanntwerden der Serienmorde hatten sie vier Nachahmungstäter geschnappt und bei zweien davon war die Verehrung für den eigentlich Killer derart hoch gewesen, dass sie versucht hatten, jedes Detail nachzustellen. Yoongi wusste bis heute nicht, woher sie das Wissen über diese Details überhaupt gehabt hatten. Aber das Internet spuckte ja zum Glück und Unglück alle Informationen aus, die man haben wollte. Keiner von ihnen hatte jedoch ausreichend Raffinesse bewiesen, um überhaupt ansatzweise als wahrer Täter in Betracht zu kommen.

So und jetzt waren sie also beim Flowerboy-Killer. Er war sich ganz sicher, dass jedes Klatschblatt, jeder noch so unwichtige Sender diesen Begriff sofort aufgreifen würde. Er war eingängig, er zeichnete ein Bild, das nicht so vage war und er traf leider auch recht gut zu. Mit einem wütenden Knurren wandte er sich zu dem Kerl um, den er als Schöpfer in Verdacht hatte. Immerhin grinste ihn der Typ in seinem teuren Anzug, mit diesem lächerlichen, durchsichtigen Plastikregenschirm um seine durchgestylte Frisur zu schützen, so provokativ an, dass er ihm am liebsten die gestreckte Faust mitten ins Gesicht gerammt hätte.

Als der Lackaffe sah, dass er Yoongis Aufmerksamkeit hatte, gab er außerdem ein Zeichen an seinen Kameramann sowie zwei weitere Assistenten und zückte sein Mikro. Er kannte den Kerl aus dem Fernsehen, klar. Wer kannte ihn nicht? Das Strahlemann-Dauergrinsen, gepaart mit dem bis zur Perfektion getrimmten Äußeren prangte ja auch auf jedem verdammten KBS-Plakat und Werbebildschirm, welche der Fernsehsender einsetzte. Das war ihr Aushängeschild. DER Nachrichtenmann, wenn man so wollte. Wenn er persönlich seine sicherlich unanständig teuren, italienischen Lederschuhe auf das Pflaster stellte, dann war man garantiert mitten im Geschehen! Er war der Garant dafür, dass jeder zusah und Yoongi hasste ihn jetzt schon abgrundtief. Bisher hatte sich der Kerl nicht dazu herabgelassen, selbst an einem Tatort aufzutauchen, hatte nur – unfassbar betroffen natürlich – live berichtet, während sein Mann vor Ort die Situation einschätzte. Jetzt war er da – warum? Weil sie die magische Zehn geknackt hatten? Verdammtes Arschloch!

Und kaum war Yoongi auf Hörweite heran, legte er auch schon los.

„Hier ist Kim Seokjin für KBS News 9. Ich befinde mich direkt vor dem Appartementkomplex, in welchem heute ein weiterer junger Mann..."

War der Typ eigentlich völlig irre?

„Hey!", unterbrach Yoongi ihn harsch und prompt richtete sich das vage freundliche Lächeln auf ihn, in perfekter Kombination mit der höchstbetroffenen Miene des Reporters. Seine schauspielerischen Fähigkeiten waren wirklich enorm.

„Gerade bekommen wir die Möglichkeit ein paar Fragen direkt an den leitenden Ermittler zu richten. Inspektor Min, können Sie uns schon etwas zu den näheren Umständen der Tat sagen? Ist die Identität des Opfers bekannt? Stimmt es, dass das Opfer im Appartement einer lokalen Größe aus dem Industriesektor gefunden wurde? Gibt es dazu eine Verbindung? Hat man Spuren gefunden, die darauf hinweisen, dass es ein weiteres Opfer des Flowerboy-Killers ist oder müssen wir davon ausgehen, dass-"

Schon mit der ersten Frage stoppte der Reporter Yoongi, indem er ihm das Mikrofon vorhielt und der Rest prasselte derart schnell auf ihn ein, dass er überhaupt nicht dazu kam darüber nachzudenken, geschweige denn Luft zu holen.

„Kamera aus", blaffte er also nur, „sofort!"

Kim lächelte nonchalant. „Unsere Zuschauer haben ein Recht darauf, zu erfahren, was in ihrer Nachbarschaft passiert. Immerhin ist das jetzt schon das zehnte Opfer, nicht wahr? Und das seit-"

Was für ein elender Drecksack.

„Die Kamera aus! Sofort!" Unwirsch schlug Yoongi das Mikrofon zur Seite und wies drohend auf den Kameramann. „Wenn Sie nicht sofort die Kamera ausschalten, lasse ich Sie wegen Behinderung der Polizeiarbeit verhaften, verstanden?"

Immerhin, der Kameramann ließ sich davon beeindrucken, schaltete das Gerät tatsächlich aus und ließ sie etwas sinken, während er verunsichert vom Ermittler zu seinem Boss blickte.

„Idiot", keifte letzterer recht unschön. „Was bist du eigentlich für ein hirnverbrannter Trottel?" Und dann wirbelte er herum. „Warum bin ich stets von so unsagbar unfähigen Dilettanten umgeben, ah?! Ist hier eigentlich niemand mehr, der ein bisschen Verstand hat? Oder Mumm? Oder einfach nur das richtige Gespür? DAS war die Story, okay?!" Dabei wies er mit einem anklagenden Fingerzeig auf den immer noch vor ihm stehenden Ermittler. „Und ihr lasst euch einschüchtern? Das – ist – unprofessionell! Joo-young, hol mir den Intendanten ans Telefon..."

„W-was?", stotterte die junge Frau neben ihm entsetzt.

„Yun – du holst mir Yun ans Telefon! Auf der Stelle!"

„Aber...!"

Wutentbrannt fuhr Kim herum, die hübsche Fassade geriet massiv ins Wanken und sein Gesicht lief rot an. „Ich lasse euch alle feuern, klar? Ihr könnt einpacken! Ihr alle! Ich will eine neue Truppe – Leute, die etwas von ihrem Job verstehen. Keine- MACH DIE VERDAMMTE KAMERA WIEDER AN!", brüllte er zuletzt, doch als der Kameramann zusammenzuckte, als hätte man ihn geschlagen, war er wohl kurz davor, ihn tatsächlich mit seinem Mikrofon zu verprügeln.

„Die Kamera bleibt aus!", donnerte Yoongi und während der wütende Reporter ihn anblitzte – plötzlich gar nicht mehr die entwaffnende Höflichkeit hinter der perfekten Fassade – nickte er ihm zu. „Und ich rate Ihnen, dass Sie sich jetzt beruhigen. Packen Sie Ihr Team und verschwinden Sie."

„Sonst was?", knurrte Kim und bedachte ihn mit einem abfälligen Lächeln. „Lassen Sie mich dann auch verhaften?"

Yoongi wiegte den Kopf. „Gut möglich."

Da stupste ihm Kim mit seinem Mikro in die Schulter und grinste wieder sein strahlendes Reporterlächeln. „War das etwa eine Drohung, Inspektor?"

Überrascht, dass der andere ihn tatsächlich berührt hatte, wich Yoongi einen Schritt zurück, sah sich um und winkte außerdem zwei Beamte heran, die in der Nähe die Absperrung bewachten.

„Festnehmen", ordnete er knapp an und wies dabei auf den Reporter, als die beiden Polizisten neben ihm stehenblieben.

„WAS?!", kreischte Kim jetzt so hoch, dass seine Stimme kiekste. „Sind Sie verrückt geworden?! Sie können mich nicht-!"

Aber da klickten bereits die Handschellen und Yoongi betrachtete ihn ruhig.

„Tätlicher Angriff auf einen Polizeibeamten und Behinderung von Ermittlungsarbeit. Abführen."

„WAS?!", krakeelte der Reporter erneut, dieses Mal überschlug sich seine Stimme vor Empörung und auf seinem Hals zeigten sich unschöne rote Hektikflecken, die kein Make-up der Welt mehr verdecken konnte. „Das ist Polizeiwillkür! Ich werde Sie verklagen! Ich will sofort meinen Anwalt sprechen!" Rund um ihn klickten diverse Handys von Schaulustigen und Yoongi fühlte so etwas wie Genugtuung, während er sich vorstellte, wie diese Bilder durchs Netz flatterten. Starreporter verhaftet. Wundervoll.

Ihm war klar, dass sie diesen blasierten Trottel vermutlich nicht lange würden festhalten können, aber es reichte sicher, um ihn ein wenig Demut zu lehren.

„Sie dürfen Ihren Anwalt kontaktieren, sobald wir in der Dienststelle sind", murrte er, bedeutete den Beamten, den zeternden Reporter abzuführen und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Von dort beobachtete er, wie die beiden Beamten den Reporter auf die Rückbank des Streifenwagens beförderten und als dieser ihn mit einem flammenden Blick anstarrte, konnte Yoongi zum ersten Mal in dieser Nacht lächeln.

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