Manuel Neuer x Joshua Kimmich

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POV Manu

Mit genervtem Seufzen schaltete ich meinen Wecker zum erneuten Male aus und drehte mich wieder um. Seit Tagen hatte ich einfach weder Lust noch Kraft, mich zum Training zu schleppen. Am Anfang konnte ich mich noch mit einer Erkältung rausreden, aber nachdem ich gestern beim Mannschaftsarzt gewesen war, der natürlich keine Symptome feststellen konnte, zog diese Ausrede heute nicht mehr.
"Jetzt kommt schon hoch, du kannst nicht ewig im Bett liegenbleiben", meinte Joshua, als er unser gemeinsames Schlafzimmer betritt, woraufhin ich mir die Bettdecke bis unter die Augen zog.
"Manuel Neuer, wenn du nicht sofort deinen Arsch hochbewegst, wirst du dir wünschen, auf mich gehört zu haben", drohte er nun, was ich allerdings nur mit einem Grummeln kommentierte. Laut atmete mein Freund aus und verließ den Raum wieder. Zufrieden lag ich also da und erwartete nichts Böses, was angesichts der Tatsache, dass ich mit Joshua Kimmich zusammen war, ziemlich dumm und naiv war.
Plötzlich traf mich ein eiskalter Schwall mitten ins Gesicht und die Decke wurde mir weggezogen. Mit einem spitzen Schrei fuhr ich hoch und sah meinem Freund geschockt ins grinsende Gesicht.
"Du verdammtes Arschloch!", schrie ich und wischte mir übers klitschnasse Gesicht.
"Ich hab dich gewarnt", erwiderte er nur selbstzufrieden.
Fluchend machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer und rempelte ihn im Vorbeigehen mit voller Absicht an.

Nachdem ich mir eine warme, extra lange Dusche genehmigt hatte, betrat ich die Küche, wo Josh mit seinem Handy in der Hand am Tisch saß und dämlich grinsend seine Tasse Kaffee schlürfte. Er selber war natürlich schon seit gut einer halben Stunde abfahrtbereit fürs Training. Doch als er auf mich zukam und mir einen Kuss auf die Lippen drücken wollte, wich ich schnell aus, wofür ich einen bösen Blick kassierte. Normalerweise konnte ich meinem Kleinen weder widerstehen noch lange böse sein, aber wenn man mich so unsanft aus dem Bett holte, verstand ich keinen Spaß.
"Komm schon, jetzt sei nicht so eine Zicke. Ich hab nur verhindert, dass wir zu spät zum Training kommen und du einen noch schlechteren Eindruck machst", verteidigte er sich. Verzweifelt fuhr ich mir mit einer Hand übers Gesicht und ließ mich auf einen der Stühle sinken. Wenn es doch nur so einfach wäre, mich für den Sport zu motivieren. Josh schien zu merken, dass ich nicht aus purer Faulheit keine Lust aufs Training hatte, denn er hockte sich vor mich hin, nahm meine Hände in seine und schaute mich besorgt an.
"Hey, ist alles okay?", fragte er vorsichtig nach. Ich weiß nicht, woher das jetzt kam, aber mir war plötzlich zum Heulen zumute. In meinem Hals bildete sich ein Kloß und ich merkte, wie meine Augen glasig wurden. Wenn ich jetzt zu reden anfing, würde ich in Tränen ausbrechen, das wusste ich, aber ich wollte meinem Freund trotzdem antworten. Er war seit Jahren immer für mich da und unterstützte mich in allen Lebenslagen, er verdiente es zu wissen, wie ich mich fühlte.
"Ich weiß es auch nicht. Du weißt doch, wie sehr mir mein Job Spaß macht und ich bin so dankbar, dass ich mit Fußball mein Geld verdiene, aber irgendwie kann ich mich in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr dazu motivieren, das Spielfeld zu betreten. Ich-", weiter kam ich nicht, denn nun durchfuhr mich ein Schluchzer und Tränen bahnten sich ihren Weg an meinen Wangen entlang. Josh stand auf und nahm mein Gesicht in seine Hände. Sanft gab er mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich aufmunternd an. Wir brauchten nicht viele Worte, um uns zu verstehen. Mittlerweile waren wir so lange zusammen, dass wir uns in und auswendig kannten. So verstand er auch jetzt, dass ich nicht weiterreden konnte, auch wenn ich wollte. Aber Joshi verdiente mehr Antworten, weshalb unter Tränen nun alles aus mir herausbrach.
"Die letzten Wochen hab ich mich zum Training geschleppt, weil ich dachte, dass ich nur ein wenig müde bin. Aber es wurde immer schlimmer und trotzdem habe ich es weiter durchgezogen, weil ich dich stolz machen und die anderen nicht enttäuschen will. Die Spiele machen mir ja sogar Spaß, aber das Training lässt mich dann wieder an allem zweifeln", mein Körper wurde wieder von einem heftigen Schluchzer geschüttelt und Joshua nahm wieder meine Hände in seine und strich mir beruhigend über die Handrücken.
"Ich weiß auch nicht, woher das plötzlich kommt. Ich mache das doch schon so lange", beendete ich schnell meine Rede, da ich merkte, wie ein weiterer Schwall an Tränen mein Gesicht runterlief.
Ohne eine Antwort nahm Joshi mich in den Arm und ich krallte mich an seinem Shirt fest. Erst nach einigen Minuten des Heulens löste er sich aus der Umarmung und sah mir ins Gesicht.
"Weißt du was, Manu?", fing er an, ich beruhigte mich langsam und sah ihm in seine wunderschönen Augen, "Ich glaube, du brauchst eine Pause. Mal irgendwas anderes sehen als Rasen, Plätze und Stadien."
Ich schaute wieder den Boden an, woraufhin mein Freund sanft mein Kinn anhob und seine Lippen sanft auf meine legte. Als wir uns lösten, lächelte er mich aufmunternd an und ich erwiderte seinen Ausdruck, wenn auch schwach. Doch die Zweifel packten mich wieder.
"Wie soll ich das bitte Julian erklären? Und den anderen? Ich will nicht ohne dich irgendwohin und ich bezweifle, dass er zwei seiner Stammspieler einfach mitten in der Saison in den Urlaub schicken kann, wenn so viele andere eh schon verletzt sind", sprach ich meine Sorgen aus.
"Hör mal auf, alles schwarz zu malen, ich bin doch eigentlich der Miesepeter in unserer Beziehung", meinte er und schaffte es so, mich kurz zum Lachen zu bringen.
"Du kommst jetzt erst einmal mit zum Training, wir sind eh schon spät dran und ich hab noch nicht beim Trainerstab verkackt, was auch erstmal so bleiben soll", er zwinkerte mir zu und ich schaute ihn mit einem genervten Blick wieder an. Daraufhin grinste er und sagte nur: "So gefällst du mir schon gleich viel besser."

Auf dem Weg zum Trainingsgelände wurde ich immer nervöser. Die anderen Mitspieler hatten in den letzten Tagen mein Handy zugespammt, aber die Kraft, auf die Nachrichten zu antworten, hatte mir gänzlich gefehlt, weshalb ich nun Angst vor den Reaktionen hatte. Als wir ankamen, drückte Joshua im Auto kurz meine Hand und küsste mich, um mich zu beruhigen.
"Du schaffst das."
Da wir eine knappe Viertelstunde zu spät waren, war die Umkleidekabine bereits leer und als wir auf den Platz traten, merkte ich, wie sich alle zu uns umdrehten. Beschämt blickte ich zu Boden.
"Manuel, schön, dich mal wiederzusehen", begrüßte uns Julian und ich konnte seinen Ton nicht ganz entziffern. Ob er sich wirklich freute, mich wiederzusehen oder ein Vorwurf in seiner Stimme lag, war irgendwie nicht zu erkennen.
"Joshua, du läufst erstmal 10 Runden", wendete er sich deutlicher an meinen Freund. Das war aber absolut nicht fair.
"Nein, es ist meine Schuld, dass wir zu spät sind, dafür sollte Josh keine Strafe bekommen", erwiderte ich also schnell und hob meinen Blick. Mein Freund neben mir wollte schon widersprechen, als Julian das Wort wieder ergriff.
"Möchtest du mir dann vielleicht mal den Grund dafür erklären?", fragte er und wurde sichtlich ungeduldiger. Obwohl es ein warmer Frühlingstag war, begann ich leicht zu zittern und meine Stimme brach, als ich zu einer Antwort ansetzen wollte. Ich spürte Joshuas Hand auf meinem Rücken, die diesen sanft auf- und abfuhr.
"Manu hat 'ne midlife crisis", begann er an meiner Stelle zu erklären und Julians Blick wurde zunehmend verständnisvoller.

2 Wochen später

Mit einer dampfenden Tasse in der Hand betrat ich den Balkon und blickte auf die Alpen. Mein deutlich kleinerer Freund trat von hinten an mich heran und stellte sich auf die Zehenspitzen, um zarte Küsse auf meinen Nacken zu hauchen. Zufrieden lächelte ich, nahm einen Schluck des Heißgetränks und drehte mich um. Stumm umarmten wir uns, ehe ich den Kaffee abstelle und wir uns auf die Sitzecke des Balkons niederließen. Ich zog meinen Freund auf meinen Schoß und küsste ihn liebevoll. Nachdem wir uns gelöst hatten, lehnte dieser seinen Kopf an meine Schulter. Eine ganze Weile saßen wir einfach so da und genossen die Nähe zueinander.
"Ich könnte ewig so sitzenbleiben", ergriff ich schließlich das Wort. Joshi murmelte etwas Zustimmendes und begann, meinen Hals zu küssen und gleichzeitig meinen Rücken zu streicheln. Ich musste unwillkürlich grinsen.
"Wie soll ich jemals wieder zurück ins Training wollen, wenn du sowas mit mir machst?", fragte ich und drückte ihn von mir weg, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte.
"Vielleicht will ich auch gar nicht, dass wir wieder nachhause fahren", erwiderte er nur und legte seine Lippen wieder auf meine. Wir vertieften den Kuss, bis ich aufstand und mit Joshi auf dem Arm, allerdings ohne uns dabei voneinander zu lösen, unsere Ferienwohnung betrat und direkt das Schlafzimmer ansteuerte.
Mein Kaffee war schon längst vergessen.

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