Part 1

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Es ist eine Woche vergangen, mein Herz ist immer noch zerbrochen in tausende Stücke, doch ich muss nach vorne sehen. Ich muss mein Leben wieder auf die Reihe bekommen. Dank meinem Bruder Gregor hatte ich einen Aushilfsjob und konnte mich somit ein paar Stunden am Tag ablenken. Ein paar Stunden am Tag an denen ich nicht die Wand anstarre und dieser furchtbare Moment sich vor meinem inneren Augen abspielt. Mein altes Leben in London wollte ich hinter mir lassen, ich war bereit für ein neues Leben in Italien. In einem für mich fremdem Land mit der Liebe meines Lebens, eine Familie gründen und jeden Tag die Sonne Italiens genießen zu können.

Aber nun bleibe ich hier in London und höre dem Regen zu, schaue zu wie abgehetzt die Menschen von A nach B laufen. Niemand nimmt sich hier Zeit für die schönen Dinge im Leben.
Mein kleiner Aushilfsjob beinhaltet nur, fertig reparierte Fahrzeuge wieder zu ihren Eigentümer zu fahren, den Schlüssel überreichen und dann wieder zur Werkstatt oder nach Hause fahren. Ja, sein Unternehmen hat viele vermögende Kunden die diesen Service wertschätzen und ich kann für eine Strecke lang ein protziges Auto oder Motorrad fahren. Gibt schlimmere Jobs...
Heute war es ein schwarz mattierter Audi R8, schick - aber ich konnte schon erahnen, dass der Eigentümer entweder ein Arschloch sein wird oder in der Midlife Crisis hängt. Vielleicht auch beides.. Trotz meiner Vorurteile muss ich zugeben, er fährt sich wirklich angenehm. Vielleicht hat dieser Edward Thomas auch einfach einen guten Geschmack bei Autos... wer weiß?

Es war bereits Abend und die Sonne ging während der Fahrt unter. Die Nacht verbreitet sich als ich in die finale Straße einbog und es bereute das Radio angeschaltet zu haben. Es spielte das Lied, welches wir für unseren ersten Tanz auswählte. Mein Schmerz kam wieder hoch und meine Tränen rollten über meine Wangen. Fuck. Warum jetzt? Warum kann ich meine Tränen nicht unterdrücken bis ich den Job abgeschlossen habe? Schnell parke ich das Auto, nehme meine Tasche, steige aus und laufe zur prächtigen Haustür. Mit meinen Handrücken versuche ich noch schnell meine Tränen wegzuwischen bevor sich die Tür öffnet und ein jüngerer Mann als erwartet dahinter steht.

Ich schätze ihn maximal 8 Jahre älter, einige Falten auf der Stirn waren sichtbar. Seine grün-blauen Augen waren rot unterlaufen, als hätte er auch gerade geweint. Er ist nicht wirklich groß, aber seine Körperhaltung war angriffsbereit, auch wenn seine Schulter hängen und er wirklich mitgenommen aussieht. Bin anscheinend nicht die einzige traurige Person hier im Umkreis.
"Your car has been delivierd, have a nice evening.", sage ich schnell und drehe mich um.
"Wait!" , sagte er laut. Leicht erschrocken von der Lautstärke seiner Stimme drehe ich mich wieder um und schaue ihn fragend an. „You're looking miserable, can I at least offer you a drink while waiting for the taxi?" folgte die Frage in einem leiseren und ruhigeren Tonfall.

Ich merkte wie trocken mein Hals ist und muss zugeben, es wäre wirklich gut diesen Brand zu löschen. Ja, ich weiß, man soll nie in das Haus eines Fremden gehen. Aber jeder Kunde von Gregor ist schon jahrelang bei ihm und mein Bruder lehnt Aufträge von schlechten Personen ab. Darum kann ich hier naiv sein.
„That would be great, thanks.", sage ich leise und laufe wieder auf ihn zu. „You seem like company won't be bad too.", füge ich noch hinzu und halte ihm die Hand hin.

„Nalia Thomsen, my name."
„Tom Hardy, please come in.", lächelt er leicht, erwidert meinen Handschlag und führt mich vorsichtig hinein.
Warte...
Hardy...
Nicht etwa Tom Hardy wie in the Reverant und Inception? Wie blind kann man bitte sein?
Scheiße.
Peinlich.
Warum sagte mir niemand, dass das Auto einem der beliebtesten britischen Schauspieler gehört?
Vielleicht hätte ich dann auch vorher noch meine Augenringe abgedeckt und was Besseres angezogen als eine Leggins und einem XXL-Shirt von Gregor?

„I can offer you water, juice, tea or coffee. There isn't any alcohol in this house.", sagt er und läuft vor in die wunderschöne Küche. Verdammt, so eine große tolle Küche hätte ich auch haben können... ich sollte aufhören an so etwas zu denken... Schließlich kann ich mir auch allein eine tolle Küche leisten! Sobald ich eine eigene Wohnung habe... ich sollte nicht zu lange auf Gregors Couch übernachten...
„Miss?", fragt Edward nach. Wie zur Hölle soll ich ihn überhaupt nennen? Sein Name auf unserer Kartei ist Edward Thomas, er nennt sich Tom. Verwirrend.

„A cup of tea please. How do you prefer to be called? I still have Edward in my head.", antworte ich vorsichtig und traue mich fast nicht auf einen der Barhocker zu setzen. Die sehen nach sehr viel Geld aus... Vielleicht sind die nur zur Dekoration da?
„Just call me Tom please, Edward was the name of my grandfather.", lächelt er leicht und schaltet den Wasserkocher an.
„May I ask why the tears?", flüstert er fast, während er den Teebeutel in die Tasse legt. Er ist immerhin direkt und drückt sich nicht...

„The Radio played a song which I cannot hear right now...", antworte ich leise und hoffe es reicht ihm als Antwort. Aber Tom hob eine Augenbraue an, schaute fragend und wisperte, ob ich einen Todesfall in der Familie hatte. Vor Schock riss ich meine Augen auf. „No... My fiancé left me at our wedding. After 13 years he just fucking left me at the altar. And that song on the radio should've been our first dance...".
„What a fucking dickhead, I hope he rots in hell.", sprach Tom schnell und redete noch etwas weiter darüber, was für eine schlechte Person mein Ex war. Es lief zu einer Hassrede über. Eine Hassrede über jemanden den er noch nie gesehen hat und auch nicht kannte, aber verdammt - es tat mir gut! Es tat mir gut zu hören, dass auch ein Fremder ihn so sehr verabscheut. Natürlich habe ich auch von meinen Freunden Hassreden gegenüber ihn gehört, aber die von Tom gerade tat wirklich gut. Er stellte die Tassen auf die Kücheninsel und nahm gegenüber von mir Platz.

„You're looking quite sad too, do you want to talk about it?", frage ich vorsichtig und behalte den Blickkontakt. Tom schien überrascht von der Frage, stotterte ein paar Wörter und weichte meinem Blick aus. Ich konnte erkennen wie seine Augen sich leicht mit Tränen füllten.

„You don't have to... But I just shared my saddest day of live, maybe you had a shit day too and we could be a duo full of sadness.", scherze ich um die Stimmung etwas aufzulockern. Es funktionierte und Tom gab ein kleines Lachen von sich.
„Well then... my wife wants the divorce because she ain't happy anymore. She changed over the last few months and is dating again. I just thought that this time it'll be until death do us part. And she wants the kids with her, because it wouldn't be good if they stay with me.... With the shit I did in the past...", erzählte Tom und ich fühlte mich dumm. Er verliert nicht nur seine Frau, sondern auch die eigenen Kindern. Fuck, er tut mir unendlich leid. Tom merkte, dass ich sprachlos war und winkte, ab er meinte, dass Scheidungen schon relativ normal seien. Um auf ein anderes Thema zu kommen, fragte er mich, was für einen Beruf ich eigentlich gelernt habe oder dass ob ich schon immer Autos ausgeliefert habe.

Ha, meine Karriere ist ... komisch. Also erzählte ich wie ich eine Ausbildung zur Zweiradmechatroniker machte, danach noch Weiterbildung für die normalen Kfz-Fahrzeuge. Dann arbeitete ich einige Jahre und irgendwann wechselte ich in den Verkauf bis hin zur obersten Position im Autohaus. Und dann wollte ich ja bekanntlich heiraten und auswandern. Ich liebte meinen Job, Motorräder waren schon seit meiner Jugend meine Leidenschaft. Dieser Adrenalinrausch und das Gefühl der Freiheit, wenn man auf einer guten Maschine sitzt - nicht zu ersetzen. Ich schwärmte in meinem Kopf noch weiter über Motorräder, bis ich Toms verwirrten Blick auf mir merkte. Mit hochgezogenen Augenbraue schaute ich ihn an.

„I'm amazed but you don't look like a motorcycle fan. I would've never guessed that."

„My ex actually didn't want me to drive and do heavy work, that's why I switched jobs. He was always scared that something would happen, but he and his family are really traditional too... why do I realise this just now? God I'm dumb!", antworte ich und würde mir am liebsten gegen die Stirn klatschen.
„I get that. You were blind because of love. It happens..."
„And now we're here and alone. Great! Are we the broken heart club? We need a good name."

Tom lachte herzlich und führte das Thema wieder zurück zu Motorrädern. Nach einigen Minuten stellten wir fest, dass wir den gleichen Hersteller bevorzugen und unser Geschmack bei der Optik sehr ähnlich ist.

„If you're free sometime maybe we could go for a ride? Bet it would be nice to get out of here and get our minds cleared.", schlug Tom vor und ich war direkt begeistert. Ich schlug gleich einen ganzen road trip vor, einfach mit den Rädern quer durch England, in verschiedenen Location übernachten und den Kopf frei bekommen. Schließlich haben wir beide gerade keinen Grund hier zu sein...

„Sounds like a good plan!", grinste er frech. Ich bekam eine Benachrichtigung, dass mein Taxi gleich hier sein wird und begann mich von Tom zu verabschieden. Ich dankte ihm für die Freundlichkeit und für den Tee, gab ihm noch schnell meine Nummer und lief dann durch seinen großen Hof an die Straße hinaus.

Als ich mich auf Gregors Couch legte und einen kurz Blick aufs Handy warf, erschien mir eine Nachricht von Tom.

< I really hope you're serious with the road trip, think we would have a good time. X Tom >

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 22, 2022 ⏰

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