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Hermine Granger, Schlammblut, Oberstreberin und Nervensäge Nr. 1, hatte dafür gesorgt, dass ich mich nun im Krankenflügel von Hogwarts wieder fand. Mit einer gebrochenen Nase und einem unansehnlich blauen Fleck unter meinem linken Auge sitze ich auf einem der mit weißen Laken überzogenen Betten und warte ungeduldig auf die Medihexe. Meine Hände sind immer noch zu Fäusten geballt, während ich damit kämpfe, dass die Wut nicht die Oberhand gewinnt – vergeblich.

„Was dauert denn da so lange?“, fuhr ich gerade in diesem Moment Madam Pomfrey an, die seit einiger Zeit in ihrer Vorratskammer verschwunden war. Meine eigene Stimme verursachte in seltsames Pochen in meinem Kopf und ich stöhnte schmerzerfüllt auf. Einen klaren Gedanken konnte ich schon lange nicht mehr fassen, sonst würde ich vor Demütigung im Boden versinken oder aber Rachepläne gegen das goldene Trio schmieden.

„Ich kann die Salbe für Blutergüsse nicht finden. Wahrscheinlich sollte ich Severus darum bitten mir ein paar Dosen auf Vorrat anzufertigen.“, sprach die Alte mehr zu sich selbst als zu mir. Automatisch verdrehte ich die Augen und ließ mich genervt in die Kissen fallen. Sollte das etwa heißen ich muss mit diesen scheußlichen Verletzungen zum Festessen gehen? Niemals!

„Ich habe bisher die Auffassung vertreten, dass Sie eine recht passabel ausgebildete Hexe sind. Sollten Sie daher nicht in der Lage sein, diese Verletzungen mit einem einfachen Zauber zu heilen?“ fragte ich schnippisch, denn so langsam brachte mich das penetrante Dröhnen in meinem Schädel um den Verstand.

„Mr. Malfoy“, begann die Krankenschwester sofort in nörgelndem Tonfall, doch ihre nächsten Worte bekam ich nicht mehr mit. Mein Blickfeld trübte sich und wenig später war alles schwarz.

„Was ist überhaupt passiert?“, hörte ich die hohe, aufgebrachte Stimme von McGonagall.

„Das werden wir wohl kaum herausfinden können, solange der Junge nicht bei Bewusstsein ist, Minerva“, schnarrte Snape.

Ich öffnete verwirrt meine Augen und versuchte mich aufzusetzen, mein Kopf war kurz vorm bersten, weshalb Dumbledore’s Worte nur gedämpft zu mir drangen.

„Severus hat recht, meine Liebe. Wir werden uns alle noch ein wenig ohne eine Antwort ausharren müssen.“

Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, fühlte ich mich gerädert und wie im Delirium, doch meine Schmerzen waren verschwunden. Ich war umgeben von fast vollkommener Dunkelheit, es war also Nacht. Langsam schwang ich meine Beine über den Rand des Bettes und stand auf. Soweit ich das beurteilen konnte, schien ich vollständig genesen zu sein. Nichts würde demnach dagegen sprechen, wenn ich mich in meinen Schlafsaal schleichen würde. Immerhin verspüre ich nicht das Bedürfnis am Morgen vor versammelter Lehrerschaft aufzuwachen und ihnen Rede und Antwort gestehen zu müssen.

Darauf bedacht die Medihexe, deren Privaträume bekanntermaßen an den Krankenflügel grenzten, nicht zu wecken, stahl ich mich hinaus in den Korridor. Auf der Hut vor Filch und seiner verrückten Katze bewegte ich mich im Schatten der Wände in Richtung der Kerker. Ohne Zwischenfälle überbrückte ich drei Stockwerke und fand mich schließlich in unserem Gemeinschaftsraum wieder. Die bullaugenartigen Fenster, die den Raum bei Tag mit grünlich schimmernden Licht erhellten, waren schwarz, und so tastete ich in meinem Umhang nach meinem Zauberstab. Ein leise gemurmelter ‚Lumos‘ zeigte mir den Weg hinauf in meinen Schlafsaal. Dort ließ ich mich erschöpft auf die schlangengrünen Laken meines Himmelbettes sinken und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen weckte mich das ausgewachsene Chaos. Zabini und Nott stürmten zwischen den Betten hin und her und suchten ihre letzten Kleidungsstücke zusammen, während Grabbe und Goyle sich um irgendetwas Essbares stritten. Zunächst betrachtete ich dieses Treiben unbeteiligt, doch dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag – schlechte Wortwahl. Jedenfalls fiel mir ein, dass wir in wenigen Stunden mit dem Schulzug nach Hause fahren würden, was hieß, dass ich meinen Koffer packen musste.

Cold Affair | DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt