Teil 2

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Schockverliebt? Ich?! Nein! Nein, nein und nochmals nein! Einfach nein!, schrie ich in Gedanken.

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„Aber du verhältst dich doch auch nicht so in Giyuus Nähe.", schmollte ich.
Mit rosaroten Wangen entgegnete sie: „I...Ich bin doch nicht i...in.... Giyuu verliebt....A...also verhaltenich mich nicht auch so. Ganz einfach!"
„Und warum wirst dann du gerade rot?", lächelte ich sie verschmitzt an.
„Tue ich gar nicht!"
Darauf verschränkte sie trotzig die Arme vor ihrer Brust wie ein kleines Kind, dem gerade gesagt wurde, dass der Weihnachtsmann nicht existiert.

Immer noch gekränkt von meiner Inkompetenz richtete ich mich auf und fragte Shinobu wie es in ihrem Leben denn sonst so lief. Und das war der Beginn, dass wir - wie jedes Mal - über Gott und die Welt redeten.
Wir tauschten uns über die neusten Gerüchte aus, wer wen geheiratet hat, wer wem fremdgegangen ist, wer weggezogen ist, wer hergezogen ist und all die eigentlich belanglosen Dinge. Doch es waren genau dieses unwichtige Zeug, das in solchen Momenten wie, jetzt zum Leben erwachte und dem Jetzt selbst ein Leben verlieh. Die Minuten verstrichen, als wären es Sekunden - wie ich mir wünschte, dass die Zeit auf der Arbeit genauso schnell vergehen würde. Zwischen unserem regen Gespräch kam der sonderbare Kellner zu unserem Tisch und stellte Shinobu schon einmal den Blaubeer-Käsekuchen hin. Sie nickte ihm dankend zu, während ich versuchte im Erdboden zu versinken.

Und so kamen wir auch schon bei dem Thema "Arbeit" an. Was ein Zufall.

„Ist es bei dir gerade recht stressig auf der Arbeit Shinobu? Nicht das ich dich hier die ganze Zeit aufhalte und du eigentlich Menschen helfen müsstest!", fragte ich sie mit einem aufziehenden schlechten Gewissen, als ich mich an die halbe Stunde erinnerte die ich sie warten ließ.
Sie winkte ab und erwiderte: „Ach Mitsuri weißt du, die Arbeit im Krankenhaus ist zwar oft mit einem enormen Zeitaufwand verbunden, aber manchmal hat man auch mal frei."
„Ja, das glaube ich dir. Es muss bestimmt so unendlich toll sein, so vielen Leuten helfen zu können!"
Ihr Blick trübte sich und wanderte bestürzt nach unten.
Oh nein! Wie dumm bin ich eigentlich? Oder eher tollpatschig. Jetzt habe ich sie an ihre Schwester erinnert, der sie nicht helfen konnte. Schnell Mitsuri, rette das Ganze, schrie ich mich selbst in Gedanken an.
Noch bevor ich in meinen Gedanken weiterschalten konnte, wurde ich von dem surren Shinobus Handys gerettet. Es lag auf dem Tisch und beide schauten wir verwirrt das kleine technische Ding an.

Ich atmete unbemerkt erleichtert aus, da es die Situation entschärft hatte.
Shinobu griff mit ihren filigranen Händen danach und hob ab.
„Shinobu Kocho hier. Wie kann ich helfen?", sprach sie in den Apparat. Hin und wieder nickte sie und sagte „Mhm", „Okay" und „Alles klar! Ich habe verstanden. Ich bin schon auf dem Weg!"
Mit diesen Worten legte sie auf und atmete schwer aus. „Es tut mir leid Mitsuri, aber ich muss los. Ein Unfall ist geschehen und sie brauchen gerade jede helfende Hand im Krankenhaus, die sie gerade finden können."
„Ich könnte auch helfen wenn es so dringend ist.", bot ich mich an. Doch Kocho erwiderte daraufhin: „Nein, nein, das brauchst du nicht, weil.... wer sollte sonst das Bestellte essen? Sonst wird es nur schlecht, wenn wir beide gehen." Ihr Blick verriet, dass sie eigentlich sagen wollte, dass ich zu tollpatschig und manchmal geistig verwirrt bin.

Aber was soll ich sagen?
Es entsprach der Wahrheit.

Also willigte ich ein hier zu bleiben, während sie den Menschen helfen ging.
„Tschüss Shinobu, ich wünsche dir trotzdem noch einen schönen Tag!", lächelte ich.
„Danke dir auch, Mitsuri! Ara ara Sayonara!", verabschiedete sie sich letztlich mit ihrer Standartfloskel und machte sich mit schnellen Schritten davon. Ihre Gangart glich wahrlich einem Schmetterling, da sie geschwind, aber dennoch leise über den Boden zu gleiten schien und elegant jedem Hindernis auswich.

Und so saß ich alleine da.

Etwas hilflos schweiften meine Augen durch den Raum und dachte nach. Was mache ich jetzt, wenn der Kellner zurückkommt? Und ich kein Wort rausbekomme?! Und alles nur noch peinlicher wird?! Und er final denkt, dass ich vollkommen komisch bin?!
Ich schlug mir meine Handflächen an die Wangen und kniff meine Augen zusammen um irgendwie eine Erleuchtung zu erhalten und meine Gedanken zu ordnen.

Die darauffolgenden Minuten verflogen wie Pusteblumen im Wind. Mein Herz pochte immer lauter und ich spielte unentwegt mit meinen Fingern und massierte sie. Bis mich die monotone Stimme des Kellners aus meinen Gedanken riss.
„Hier, ist schon einmal der erste Teil der Bestellung."
Ich blinzelte ihn an und nickte nur mit hochroten Wangen.
„Wo ist denn die andere hingegangen? Kommt sie wieder?", fragte er weiter als sich unsere Blicke trafen.
Gefesselt von seinem Nachthimmel stotterte ich: „N...Nein, sie ist... weg wegen ihrer... Arbeit. A...Aber ich zahle den Kuchen für sie, keine Sorge."
Er nickte und sagte mehr zu sich selbst gewandt: „Tch, jetzt habe ich den Kaffee umsonst gemacht!"
„E...Entschuldigung, wenn wir... Ihnen Umstände bereitet haben...", gab ich kleinlaut von mir.
„Iguro."
„Was?"
„Iguro Obanai, so heiße ich. Sie müssen mich nicht siezen."
„Achso, okay!", lächelte ich und fügte mit neugewonnenen Mut hinzu: „Ich bin Mitsuri Kanroji! Hoch erfreut dich kennen zu lernen Obanai!"
„Mitsuri also... Honig... das erklärt dein Essverhalten.", sprach der dunkelhaarige und ging ohne ein weiteres Wort erneut in die Küche.

Verdutzt blieb ich zurück und wusste nicht so recht, was geschehen war.
Ich fragte mich, ist mein Essverhalten denn wirklich so abstrus?
Kurz schüttelte ich meinen Kopf und richtete meine Augen auf das lecker aussehende Essen vor mir.

Was ich wohl als erstes verspeisen werde, kicherte ich in mich hinein.
Doch bevor ich anfing mich über das vor mir herzumachen schlug ich meine Hände vor meiner Brust zusammen und schloss meine Augen. Kurz bedankte ich mich für das Mahl und nahm dann auch schon meine Gabel in die Hand. Genussvoll stach ich in die Erdbeertorte mit den saftig roten Erdbeeren darauf und schob mir den Leckerbissen in den Mund.
„Mmmh! Ist der lecker!", gab ich glücklich von mir.

Keine Minute später war er auch schon verputzt und ich widmete mich dem nächsten: den Pfannkuchen mit Sahne.
Sie dufteten herrlich und dampften noch etwas von der Wärme in der sie zuvor noch gebadet hatten.
Ich griff nach meinem Messer und schnitt lustvoll in das Gericht vor mir und stopfte mir den ersten Happen hinter die Kiemen. Dann den nächsten und wieder den nächsten.

Vollständig gedankenverloren biss ich in ein Stück nach dem anderen und realisierte meine Umwelt nicht mehr. Ich war mittlerweile in meiner eigenen Welt gefangen.
Somit bemerkte ich erst gar nicht, dass der Kellner hinter mir stand und sich nach vorne beugte. Er kam mir viel zu nahe, als das ich damit umgehen hätte können. Mein Atem blieb stehen und meine weitaufgerissenen Augen suchten seine. Warum wusste ich nicht – sie taten es einfach. Er zog ein weißes Tuch hervor, mit dem er mir Sahne von meinem Mundwinkel wischte. Geschockt von seiner urplötzlichen Nettigkeit erstarrte ich in meiner Bewegung.

„Auch, wenn du isst wie ein Mann, so musst du nicht auch wie einer aussehen.", gab er von sich, als er mir die Sakura Mochis auf den Tisch stellte.
„D...Danke" piepste ich, „Das Essen ist wirklich lecker!"
„Wenigstens etwas das ich allem Anschein kann.", murmelte er.
„Wie bitte?"
„Ach nichts...", er drehte sich gerade wieder um, doch ich sah etwas in seinen Augen. Etwas, dass mich an den Schmerz erinnerte den Shinobu immer mit sich trug.
Ohne großartig nachzudenken legte ich die Gabel weg und packte ihn an seinem Ärmel der Uniform. „Bleibe doch und erzähle mir, was du damit meintest."

„Ich muss arbeiten."

„Aber es sind doch alle bedient und wenn sie was wollen, dann werden sie sich schon melden.", lächelte ich ihn an.

Woher nehme ich gerade diesen Mut?! Naja egal, er braucht jemanden zum Zuhören und ich bin gerade da um zuzuhören! Vielleicht ist das auch das Schicksal, das wollte, dass wir ins Gespräch kommen?
Ich hörte nur ein „Tch" von ihm und dann ging er trotzdem. Ich dachte verzweifelt: Lässt er mich gerade hier einfach sitzen?! Ich habe es jetzt schon vermasselt... Was kann ich überhaupt?!

Ein, zweimal blinzelte ich irritiert um mich dann gekränkt meinen Pfannkuchen zu widmen. Jetzt schmecken sie nur noch halb so gut wie zuvor.

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Hallöchen ^^
Teil zwei der Kurzgeschichte, schreibt mir doch gerne mal, wie ihr sie findet - würde mich mega freuen ^-^
Einen schönen Tag/Abend euch noch :D

Ein Kaffee für zweiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt