𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐

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Anastasia

„Mama?", schreie ich durch die ganze Wohnung und gehe zitternd rein. Draußen hat es geregnet, aber ich wollte trotzdem laufen, um mich abzulenken. Heute ist zu viel passiert. Ich gehe ins Wohnzimmer und was ich sehe, erschreckt mich.

Meine Eltern und meine Schwester sitzen schweigend auf dem Sofa. Das Make-up meiner Schwester ist völlig verschmiert und man sieht deutlich, dass sie geweint hat.

„Hi.", sage ich verwirrt und lege ihr meine Hand auf die Schulter. Meine Schwester dreht ihren Kopf zu mir und sieht mich schweigend an. Was ist hier passiert? „Papa?", frage ich dann, als ich von den beiden keine Antwort bekomme.

Er hebt den Kopf und sieht mich mit einem falschen Lächeln an. Ich gehe sofort zu ihm und setze mich neben ihn. „Was ist passiert?", frage ich verzweifelt, woraufhin er nur den Kopf schüttelt.

„Er hat sich von deiner Schwester getrennt.", sagt er und senkt wieder den Kopf. Diesmal schluchzt meine Schwester lauter, als sie hört, was unser Vater zu mir sagt. Ich setze mich sofort neben sie und nehme sie in meine Arme. Sie hat neulich einen Heiratsantrag bekommen und jetzt hat er sich von ihr getrennt. Oh mein Gott.

„Pam.", flüstere ich, während ihre Tränen leise über ihre Wangen laufen. Dieser Tag könnte nicht schlimmer werden. Sie umarmt mich sofort zurück und schüttelt hastig den Kopf. „Ich wusste es.", sagt sie, wobei ich sie loslasse und sie verwirrt ansehe. Sie wusste es?

„Etwas stimmte mit ihm nicht.", sagt sie noch einmal und wischt sich die Tränen mit dem Handrücken weg. Die Worte meiner Schwester gehen mir durch den Kopf, nachdem sie den Heiratsantrag bekam und mit ‚Ja' beantwortete.

Denkst du, ich mache es richtig?
Es fühlt sich so falsch an...

„Okay, genug mit dem Gejammer.", sagt meine Mutter plötzlich und steht wütend auf. Ich lasse Pamela los und schaue zu ihr. Oh Nein. „Er hat dich nicht verdient!", sagt meine Mutter aggressiv, weshalb ich zu meinem Vater rüberschaue. Er senkt nur den Kopf. Gibt er sich die Schuld, als Vater, seine Tochter nicht beschützt zu können?

„Ja.", murmelt sie, was mich dazu bringt, meinen Kopf schief zu legen und sie diesmal anzusehen. Ich hoffe, es wird ihr wieder gut gehen. Sie hat viel durchgemacht und jetzt auch noch das.

„Ich gehe in mein Zimmer.", sagt sie und steht auf, ehe sie komplett verschwindet. Ich werde mit ihr nachher reden. „Warum warst du so Spät dran?", fragt mich meine Mutter stirnrunzelnd... Ich hatte gehofft, sie würde mich das nicht fragen. Schnell eine Lüge.

Ich seufze einmal. „Es ist viel passiert.", sage ich, weshalb sich mein Vater an mich wendet. „Was ist passiert, Ana?", fragt er und bringt mich dazu, schwer zu schlucken. Ich räuspere mich. „Ist nicht so wichtig.", sage ich mit einem falschen Lächeln. Ich kann ihnen jetzt das nicht sagen, nachdem sie das von meiner Schwester erfahren haben.

Meine Tasche, meine Mappe... Alles habe ich dort, in dem dunklen Raum vergessen. Ich muss es dort abholen, bevor sie es wegwerfen. Ich schaue auf den Tisch und seufze. Kirschen. Ich schnappe mir sofort den Teller und fange an zu essen. Ich liebe Kirschen. Mein Vater steht auf und geht nach oben in sein Zimmer. Ich weiß, dass er sich Vorwürfe macht, weil er sich nicht viel um den Typen gekümmert hat, der meine Schwester heiraten wollte. Er fand ihn ein intelligenter Mann, der sein eigenes Geschäft hat.

Bei dem Wort „Geschäft" kommt mir Antonio in den Sinn. Ich hoffe, ich werde ihn nie wieder sehen, was ich bezweifle. Hat er sich bei der Polizei gemeldet? Aber... Doch sie haben Beweise. Ich stecke so von was in der Scheiße. Ich beiße unwissend auf meine Unterlippe, bis ich den metallischen Geschmack begreife.

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