Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum

Ekelhaft normal

Donnerstag, 26. Mai 2022

Normal.

Ein Wort, das jeder kennt und wahrscheinlich auch ziemlich oft benutzt. Denkt mal darüber nach. Ich wette mit dir, dass du dieses Wort mehr benutzt als du denkst. Vielleicht auch mehr als du dir wünschst.

Immer wenn jemand „normal" in Verbindung mit Aussehen, Verhaltensweisen, Charakter und Persönlichkeit sagt, könnte ich innerlich ausrasten. Und das obwohl ich selbst oft genug alles mögliche als „normal" bezeichne. Jedes Mal wieder ärgere ich mich darüber.

Warum?

Weil es bewertend ist. Es schreibt vor wie etwas für gewöhnlich ist und gibt in gewisser Weise vor, dass alles andere außer gewöhnlich, besonders, anders, eben nicht die Norm ist.

Wenn du jemandem oder über jemanden sagst, dass er nicht „normal" ist, dann klingt es für dich wie eine schlimme Beleidigung und du meinst es wahrscheinlich in keinster Weise böse. Aber wenn du zu hören bekommst, dass du „unnormal" bist, dann fühlt es sich im ersten Moment ziemlich beschissen an. Was heißt im ersten Moment, es fühlt auch im zweiten, dritten und im was-weiß-ich-wie-vielten Moment noch scheiße an.

Hast du aber schon jemals in Erwägung gezogen, dass es dieses „normal" gibt? Dass niemand wie der andere ist und dass es kein „normal" gibt. Wusstest du, dass nicht mal Eineiige-Zwillinge den gleichen Fingerabdruck haben? Aber es gibt so viel mehr, dass sie, dich und mich, uns alle unterscheidet.

Und damit meine ich nicht das Aussehen. Klar jeder sieht anders aus-auch wenn es nur ein winzig-kleines Muttermal ist-aber es gibt Dinge die soviel wichtiger sind als Aussehen. Das heißt nicht, dass ich euch rate euch nie wieder zu waschen und das ihr den Rest eures leben in gleicher Kleidung herumlaufen sollt. Ganz im Gegenteil ; Wenn es euch Spaß macht, euch viel und oft mit eurem äußeren Erscheinungsbild zu beschäftigen, dann tut das. Ich will hier niemanden belehren, verbessern oder von etwas abhalten, was er gern tut - ich möchte euch höchstens zum Nachdenken anregen und vielleicht auf die ein oder andere Sache hinweisen.

Was ich eigentlich sagen will ist, dass das Aussehen nicht das Wichtigste im Leben ist - nicht das einzige was dich von anderen unterscheidet.

Du solltest niemals einen Menschen auf sein Äußeres reduzieren. Ihm niemals wegen seines Aussehens sagen, dass er nicht zur Norm gehört. Das äußere Erscheinungsbild lässt niemals, wirklich niemals, auf den Charakter und die Persönlichkeit von jemandem schließen.

Natürlich kannst du Rückschlüsse auf bestimmte Dinge, zum Beispiel Lieblingsfarben oder Kleidungsvorlieben, ziehen.

Obwohl noch nicht einmal das stimmt.

Es gibt mit Sicherheit viele Leute, die ihre Kleidung nicht tragen, weil sie ihnen persönlich gefällt, sondern weil alle anderen sie tragen, weil genau diese Art von Klamotten gerade im Trend ist, weil man so zur sogenannten Norm gehört.

Aber diese „Norm" gibt es doch eigentlich garnicht.

Oder hast du schon mal einen Menschen getroffen, der in allem, wirklich allem, genau so ist wie du?

Egal ob Musikgeschmack, Vorlieben, Lieblingsessen oder was auch immer. Diese Person müsste dein perfekter Klon.

Und ich glaube, dass es auf dieser Welt keinen Menschen zweimal gibt. Jeder ist auf seine eigene Art wunderschön, perfekt, einfach gut so wie er ist. Denn das alles - Perfektheit, Schönheit, Vollkommenheit - liegt im Auge des Betrachters.

Und wer auch immer diese Person ist, die sich eine Norm für Schönheit oder besser gesagt überhaupt eine Norm ausgedacht hat - ich mag sie nicht. Ich mag sie jetzt nicht und werde sie auch nie mögen, weil sie so viele Menschen unglücklich gemacht hat.

Vielleicht nicht direkt, aber sie tut es. So viele sind unglücklich und fühlen sich fehl am Platz.

Und dafür verabscheue ich sie - die Person, die sich die Norm ausgedacht hat.

Freitag, 27. Mai 2022

Inspiration des Kapitels:

>>Die Menschheit besteht aus einigen wenigen Vorläufern, sehr vielen Mitläufern und einer unübersehbaren Zahl an Nachläufern. - Jean Cocteau<<