Der neue Tag und der erste in Chérise Ville, begann ziemlich abrupt, mit einem Tritt vom schlafenden Jonah, der anscheinend einen Alptraum gehabt hatte. Dieser hoffentlicht ungewollte Auschlag mit dem Fuß war so heftig, dass er mich direkt aus dem Bett katapultierte und ich auf dem harten Holzboden landete.
Von dem Knall, meinem erschrockenen Aufschrei und der Tatsache das ich beim runterfallen die Einzige Decke mit weggezogen hatte, wachten auch die anderen auf.
"Morgen", nuschelte Henry, setzte sich auf und rieb sich die verschlafenen Augen, während ich das selbe mit meinem Hintern tat, der durch den Sturz in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Als ich mich um meinen Podex kümmerte, fiel mein Blick auf die Wand gegenüber von uns und damit auf die grässlichste Blümchentapete, die ich jemals gesehen hatte. Als hätte eine Kuh eine Blumenwiese abgegrast und dann wieder ausgekotzt.
"Wow ...", keuchte ich, völlig überrumpelt von diesem Anblick am Morgen.
Henry sah mich an, durch seine Augen die immer müde aussahen, aber dennoch irgendwie freundlich und zuvorkommend.
Zu ihm, passte das Sprichwort: Die Augen sind die Fenster zur Seele, perfekt. Das hatte ich mir schon immer gedacht. Man erkannte immer was er dachte, nichts blieb in seinem Inneren verborgen. Vielleicht machte diese Offenheit und Ehrlichkeit ja gerade seine Persönlichkeit aus. Oder Möglicherweise war es auch seine kollosale Fürsorglichkeit, mit der er seit Jahren über uns wachte.
Schwankend rappelte ich mich auf und klopfte würdevoll meinen Pyjama glatt.
Erst jetzt roch ich den Duft, der unter dem Türschlitz in das helle, mit weißem Parkettboden gepflasterte Zimmer kroch. Es war kein guter, dass war das Einzige was ich über diese undefinierbare Note sagen konnte.
Max kratzte sich, Nase rümpfend, unter den dunkelblonden Locken. "Was stinkt denn hier so?", fragte er.
"Riecht wie ein Furz von 'ner Kuh", fügte Jonah hinzu.
Henry ließ das unkommentiert, doch in seinem Blick sah ich dass auch er wahrnahm wie schlimm es hier stank.
Gemeinsam liefen wir die gläserne Wendeltreppe hinab, die sich runter bis ins Erdgeschoss schraubte und das Morgenlicht auf eine sehr sterile Art reflektierte.
Je näher wir der weißen hochglanz Küche kamen, desto schlimmer wurde der Gestank. Irgendwann standen wir vor der Quelle des üblen Geruchs. Es war ein Kochtopf, in dem etwas schleimiges, grünes vor sich hin blubberte und seine ekligen Aromen im ganzen Haus verteilte.
Ich hielt mir die Nase zu. "Was ist denn in dem Topf da gestorben?"
So als ob sie ihr Stichwort vernommen hätte, kam Chérise angetänzelt, mit einem Holzlöffel in der Hand. Wie immer bot sie eine farbenfrohe Erscheinung, in einem hellblauen, knielangen Kleid und einem passenden Haarband in ihrem perfekt sitzenden Bob.
"Guten Morgen", flötete sie und rührte anschließend in der widerlichen Brühe auf dem Herd herum.
"Ich wette der Duft meines berühmten Kräuter-Frühstückseintopfes hat euch geweckt", verkündete sie gleich darauf selbstsicher. Diese Ausage, brachte mich ernsthaft dazu an der Unversehrtheit ihrer Geruchsorgane zu zweifeln. Vielleicht hatte sie die ja schon mit Kräuter-Frühstückseintopf weggeätzt.
"Wer möchte probieren? Kommt, nicht so schüchtern", rief sie nach einer kurzen Pause, in der sie mit dem Holzlöffel ein wenig von ihrem Eintopf herausgeschöpft hatte und uns nun entgegen hielt.
Wir tauschten Blicke untereinander, die alle das selbe verhießen: Du zuerst.
Doch keiner traute sich auch nur einen Schritt nach vorne zu tun. Schlussendlich war es Henry der sich für das Wohl der Gruppe opferte. Obwohl wir ihn eigentlich eher geschubst hatten, als das er freiwillig vorgegangen war. Aber er beschwerte sich nicht, kniff tapfer die Augen zusammen und ließ sich von Chérise den Löffel in den Mund stecken.
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Path of the Wind
Teen FictionDot ist nicht sehr begeistert, als sie von London weg, in das kleine Dörfchen Wind Chimes ziehen muss. Noch weniger gefällt ihr das sie dort bei ihrem Vater und seiner neuen Freundin unterkommt, doch das Jugendamt lässt ihr und ihren Geschwistern ke...