TW: hate against queers
"LGBTQ ist Schmutz"
Bea neben mir zuckt zusammen.
Jedes Mal, wenn ich die weißen Sneaker mit dem Regenbogen trage, kommen solche Kommentare.
Ich bin schon länger mit dem Label Pansexualität sicher und über hässliche Kommentare kann ich nur lachen, denn sie kommen immer von den gleichen Gruppe Fünftklässler*innen, die keinen Respekt haben und mich an einem anderen Tag "Emo" genannt haben.
Bea hingegen ist noch etwas unsicher. Bevor sie mich vor einigen Monaten kennenlernte, hatte sie einen Jungen gedatet und war der festen Meinung gewesen, dass sie komplett hetero sei. Wir sind mittlerweile zusammengekommen und Bea hat sich erst einmal auf das Label Bisexualität festgelegt, aber experiment noch ein wenig.
"Diese Schuhe gehören direkt in den Müll!", murmelt jemand im Vorbeigehen, aber ich höre es trotzdem. Gerne würde ich einen schlagfertig Spruch hinterherwerfen, aber mein Kopf ist in solchen Momenten immer wie leergefegt.
Meine Freundin hat den Spruch wohl auch gehört, denn sie wirkt etwas trauriger, weshalb ich ihr vorschlage, dass wir ein Stück gehen.Während des Spaziergangs reden wir nicht viel- und wenn, dann nicht über diesen Vorfall. Bea brauchte ein kleines bisschen Zeit mit ihren Gedanken und ich wollte ihr lediglich zeigen, dass ich da war, wenn sie reden wollte.
An ein Ende der Schule grenzte ein Wald und auch auf dem Gelände wurden viele der Bäume nicht entfernt. Ich sehe zwei Eichhörnchen, die Fangen spielen, erspähe hier und da ein paar der zwitschernden Vögel, doch ansonsten sind wir alleine, weg von den Idioten. Und dann tue ich, was ich die ganze Zeit tun wollte: Ich umarme meine Freundin und sie erwidert es seufzend. Wir ignorieren das Klingeln zur nächsten Unterrichtsstunde und ich frage: "Wie geht es dir?"
"Ich bin noch immer traurig, weil diese kleinen Kinder so respektlos sind. Aber auch froh, weil ich dich habe und du für mich da bist", murmelt sie. "Das ist doch selbstverständlich", antworte ich.
Wir verweilen noch ein wenig in der Umarmung, aber dann löse ich mich. "Komm, lass uns gehen", sage ich und nehme ihre Hand. "W...w..Wo möchtest du hin?", will Bea verdattert wissen.
"Eigentlich meinte ich zum Unterricht, aber jetzt, wo du es sagst: Weg von hier. Gehen wir nach Paris, die Stadt der Liebe. Du kannst bereits Französisch und ich wollte es schon immer lernen; dann hätte ich endlich einen Grund, das nicht weiter vor mir herzuschieben. Und stell dir vor, wir arbeiten dann im Disneyland, umgeben von den ganzen Easter Eggs, die wir nach und nach finden, und schreiben ein eigenes Märchen! " Meine Freundin lässt sich mitreißen und fragt lächelnd: "Meinst du metaphorisch oder dass wir tatsächlich ein Märchen schreiben?"
"Beides natürlich. Und vielleicht könnte man ein queeres Märchen daraus machen."
"Das klingt zu schön um wahr zu sein." Beas Augen bekommen einen verträumten Ausdruck- von der Traurigkeit ist in diesem Moment nichts zu sehen.
"Naja, es wurd manchmal nicht einfach sein, weil auch dein Französisch nicht flüssig ist und wir werden in einer winzigen Wohnung irgendwo ganz oben leben, wo der Fahrstuhl immer kaputt ist. Aber das wird es immer wert sein, denn..."
"...am Ende des Tages sind wir zusammen. Und wir sind weg von dem Schulalltag, von diesen idiotischen Kindern und ich vor der Angst, dass meine homophoben Eltern von unserer Beziehung erfahren", beendet sie meinen Satz.
Ich nicke lächelnd.
Wir machen uns langsam auf den Weg zurück, dann sage ich noch: "Ich liebe dich".
"Ich liebe dich auch, Wolke."
"Wolke?", frage ich überrascht.
"Ja, du bist immer mit dem Kopf in den Wolken."
"Den Sternen am nächsten ", stimmte ich zu und küsse Bea..............................................................................................
Author's note:
Happy Pride Month an die queeren Menschen unter euch!
Ich selbst habe mich letztes Jahr geoutet und alle, denen ich es erzählt habe, reagierten zum Glück nicht abweisend.
Dennoch ist das, was die beiden Protagonist*innen gehört bekommen, echt. Beispielsweise gestern, als ich mit Regenbogentasche auf dem Schulgelände stand, musterte mich eine wildfremde Person und spuckte mir dann vor die Füße.
Die Liste kann noch weitergehen und es werden Vorfälle dazukommen, das ist mir leider bewusst. Trotzdem trage ich die Farben mit Stolz, lasse mich nicht unterkriegen..............................................................................................
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Tea Time
RandomHier werdet ihr eine ganze Ansammlung von unnötigem Wissen, Kurzgeschichten, Queerness, meine Meinung zu allem möglichen etc. finden. So grab a tea (or a coffee) and enjoy! Start: 01.06.2022