Kapitel 1

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Riesig und alt. Das war es, was mir als allererstes in den Sinn kam, als ich vor meiner neuen Schule stand. Naja: Internat, um genau zu sein. Und wenn ich sagen würde, es wäre eine große Schule, dann wäre das eine maßlose Untertreibung. Das Internat war riesig. Drei Parks, ein eigenes Gebäude  als Bibliothek, ein Mädchen- und ein Jungen-Trakt, die beide in einem großen Gebäude lagen, und noch ein weiteres nicht ganz so großes Gebäude wie das, in dem die Klassen-Zimmer untergebracht waren. Außerdem gab es einen riesigen Sportplatz zwischen Park, Schulgebäude und Wald.

Ich fühlte mich schon jetzt nicht wohl. Und ich war noch nicht mal drinnen. Ich meine, von einer Kleinstadt und einem normal großen Haus in einen Palast mit ungefähr mehr Menschen als in einem Dorf, das ist schon eine große Veränderung. Der Eingang zu dem Ganzen war ein großes Eisentor, welches viermal so groß war wie ich. Einladend. Den Sarkasmus gehört? Nein? Ok. Ich schlang mir meine mittelgroße Reisetasche um die Schultern, nahm meinen Koffer und folgte den anderen Schülern in das Gebäude in dem ich von jetzt an leben sollte.

Alle versammelten sich in einer großen, mit edlen Decken und Bodenmustern verzierten Halle. „Alle herhören". Die ganze Aufmerksamkeit wurde auf eine Frau mittleren Alters gerichtet. Sie war ganz in schwarz gekleidet und trug goldene Ohrringe. Hinter ihr, leicht versetzt, stand ein Mann, ungefähr in ihrem Alter. Ein Muskelpaket. Er sah wild aus, aber nicht im Sinne von ungepflegt, sondern im Sinne von 'er hatte den Blick eines Wilden Tieres'.

„Willkommen auf der Hilbridge Academy", fing sie an. „Hier seid ihr genau richtig, um auf eure Zukunft vorbereitet zu werden. Hier wird auf dem höchsten Niveau unterrichtet und auf die verschiedenen Fähigkeiten eines jeden eingegangen. Ihr könnt unbesorgt sein, wir haben Experten in jedem Bereich, die 24/7 zu eurer Verfügung stehen." Weiter habe ich ihr nicht zugehört. Ich wollte rennen. Zwar wusste ich nicht wohin, aber ich wollte weg. Das war einfach nicht meine Welt.

„Hey, neu hier?"  Ich drehte mich nach rechts und blickte direkt in smaragdgrüne Augen, die mich aufgeregt anfunkelten. „Ähm...Ja. Und du?" Sie warf mit ein riesiges Lächeln zu: „Ja, wenn man das so nennen kann?" Ich zog meine rechte Augenbraue hoch: „Wie meinst du das?" Sie kicherte: „Wirst du schon noch erfahren. Ist nicht so wichtig." Sie streckte mir ihre Hand entgegen. „Ich bin Tris." Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie. „Ich bin Katelin. Aber nenn mich bitte Kate." Schon wieder grinste sie. „Nett, dich kennen zu lernen, Kate."

Tris war etwas größer als ich. Sie hatte schulterlanges, gelocktes, haselnussbraunes Haar und perlenweiße Zähne, die sie bei jedem Lachen enthüllte. „Kate?" Tris schnippte mit ihrem Finger vor meinem Gesicht. Wann hatte sie meine Hand losgelassen? „Wir sollten gehen, sonst haben wir keine Zeit mehr zum Auspacken." Ich schaute mich um. Es waren schon fast alle auf ihre Zimmer gegangen. „Shit!" murmelte ich und schnappte mir mein Gepäck.

Tris war schon vor zur Tafel gegangen, wo die Zimmeraufteilung bekannt gegeben wurde. Gerade als ich dabei war, mein Zimmer zu suchen, wurde ich von einem schrillen Quietschen gestört. „Kyaaaaa! Wir sind in einem Zimmer!" Neben mir war Tris, die wie ein Flummy auf und ab hüpfte. „Cool...", sagte ich etwas zurückhaltend. „In welchem Zimmer sind wir denn?" Sie hörte auf zu hüpfen und machte sich bereit zu gehen. „412." Meine Augen wurden groß: „Moment, ist das nicht im dritten Stock?" Sie sah mich verwundert an: „Ja und?"

Ich schaute sie ungläubig an. Dritter Stock. Hoch oben. Treppen. Gepäck. Ihr Ernst? Ich schaute von ihr zu meinem Gepäck und wieder zurück. „Oh! Jetzt verstehe ich", sagte sie amüsiert. Sie grinste wieder eines ihrer Grinsen und bewegte sich weiter in eine Richtung, bei der ich nicht sicher war, wohin diese führte. Ich folgte ihr natürlich brav. Auf 'alleine verlaufen' hatte ich auch keine Lust. Und sie schien sich auszukennen. Also: Folgen und dicht an den Fersen bleiben.

Sie blieb vor einer doppelten Eisentür stehen und drückte einen Knopf, der daneben angebracht war. „Wir nehmen natürlich den Fahrstuhl." Ein Fahrstuhl. Natürlich. Wieso bin ich da nicht sofort drauf gekommen. Ist ja schließlich eine normale Sache, dass Schulen Fahrstühle haben. Ich verdrehte die Augen und stieg ein. Rascher als gedacht waren wir auch schon oben und fast bei unsrem Zimmer. Wir liefen einen langen Korridor entlang, vorbei an vielen Zimmertüren. 405, 406, 407. „Da vorne muss es sein!" rief Tris und rannte vor. Mann, war sie ein Energiebündel.

Unser Zimmer lag am Ende des Ganges und gegenüber von einer der drei Treppen, die in den zweiten Stock führten. Im Zimmer angekommen, stellte ich erleichtert mein Gepäck ab und ließ mich auf das Bett auf der linken Seite des Zimmers fallen.  Das Zimmer war relativ groß mit Bett, Schrank, Kommode und Schreibtisch auf beiden Seiten des Zimmers. „Also..." fing Tris an, welche sich auf das andere Bett gesetzt hatte. „Wieso bist du hier? Du scheinst nicht so, als wärst du von der Schule begeistert."

Ich setzte mich auf. Da war die Frage. Wieso? Ich hatte keine Ahnung. „Ich weiß es nicht." murmelte ich leise. „Es ging alles so schnell. Ich habe erst vorgestern von meinen Adoptiveltern erfahren, dass ich auf ein Internat gehen würde. Wieso ausgerechnet so eines und wieso überhaupt, haben sie mir vorher nicht gesagt. Sie haben nur gemeint, dass es so das Beste wäre." Beim letzten Satz wurde ich immer leiser.

„Du bist adoptiert?" Ich seufzte. War ja klar, dass das kommen würde. „Ja. Ich wurde adoptiert als ich 1 war. Meine Adoptiveltern haben sich immer sehr liebevoll um mich gekümmert und mich aufgezogen. Sie sind wie richtige Eltern für mich. Deswegen verstehe ich auch nicht..." Ich stockte. „...Wieso ich auf dieses Internat, weit weg von ihnen, so kurzfristig, geschickt wurde. Habe ich irgendetwas falsch gemacht?" Ich war verletzt. Was für eine Grund könnten sie gehabt haben, mich so weit weg von ihnen auf ein Internat zu schicken?

„Hey. Kopf hoch." Tris war von ihrer Seite des Zimmers auf meine gekommen und hatte sich neben mich gesetzt. Sie nahm mich in ihre Arme und strich mir beruhigend Kreise auf den Rücken. „Ich bin mir sicher, du hast nichts falsch gemacht. Sie müssen ihre Gründe haben, wenn das alles so plötzlich passiert ist." Ich löste mich aus der Umarmung. „Vielleicht hast du Recht. Ich verstehe es nur nicht." Sie lächelte mich an und stand auf. „Nun gut. Jetzt, da du hier bist, lass uns diese Zeit zu etwas Schönem machen." Jetzt war ich diejenige, die grinste: „Du hast Recht." Und damit machten wir uns ans Auspacken und Einrichten unseres gemeinsamen Zimmers.

Tada! Das war mein erstes Kapitel. Hoffe, es hat euch gefallen :)

Wir sehen uns dann im nächsten Kapitel ;)

Bis dann :*

Children of DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt