Prolog

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Die einsame Straße liegt in fast vollkommener Dunkelheit. Nur vom spärlichen Licht einiger Straßenlaternen beleuchtet.

Ich renne.

Renne so schnell meine Füße mich tragen.

Ich weiß nicht wohin.

Doch mir ist klar, dass ich schnellstens hier wegmuss.

Mit der Hand umklammere ich das Messer fest.

Es ist die einzige Waffe, die ich im Moment bei mir trage.

Ich weiß, dass sie hinter mir her sind. Dass sie mich jagen.

Ich habe ihnen nichts getan.

Der kalte Wind weht mir die dunkelroten Haare ins Gesicht.

Plötzlich finde ich mich in einer Sackgasse wieder. Die Mauern ragen zu allen Seiten über mir auf. Zu robust um hinaufzuklettern. Doch zum Umkehren ist es nun zu spät. Ich sehe Schatten, die näher kommen. Kann Schritte und Stimmen vernehmen. Ich sitze in der Falle. Ich greife das Messer so fest, dass meine Fingerknöcheln weh tun. Ich habe nicht vor aufzugeben. Ich werde mich wehren. Auch wenn ich keine Chance habe. Sie kommen immer näher und ich weiche zurück bis ich die Mauer in meinem Rücken spüre. "Schnappt euch das Mädchen! Sie darf nicht entkommen!" höre ich jemanden schreien und ich werde an beiden Armen gepackt. Wie wild schlage ich um mich und erwische einen Angreifer mit dem Messer. Als ich kurz hinsehe, blicke ich in leere, schwarze Augen und erschrecke zutiefst. Ohne lange nachzudenken, renne ich los. Mitten durch die Menge. Weiche allen Angreifern aus. Ich bekomme kaum mehr Luft und mein Herz schlägt wie verrückt, doch ich blende es aus. Ich renne immer weiter, bis ich in der Ferne bereits den Waldrand erkennen kann. Dort bin ich sicher. Dort kann ich mich verstecken. Doch je schneller ich laufe, desto weiter scheint sich der Wald von mir zu entfernen. Alles verschwimmt zu einem einzigen Wirbel aus Farben und plötzlich höre ich Stimmen. Sie reden alle wild durcheinander auf mich ein. Ich lasse mich auf den kalten Asphaltboden sinken, schließe meine Augen und halte mir die Ohren zu, doch es nützt nichts. Ich schreie. Doch so schnell es angefangen hat, hört es auch schon wieder auf und auf einmal ist alles still. Ich blinzele und öffne schließlich die Augen. Plötzlich ragt direkt vor mir ein großer, schwarzer Stein auf. Ich sehe mich um und merke, dass ich von Steinen umringt bin, die alle kreisförmig um mich herumstehen. Ich kann schwören, dass diese bis vor ein paar Sekunden noch nicht dagewesen waren. Seltsam. Langsam stehe ich auf und sehe mich um. Auf jedem der Steine steht ein Name. Ich erkenne die, meiner Familie. Plötzlich ertönt eine Stimme wie aus dem Nichts. "Du hättest sie retten können! Alle!" Erschrocken wirbele ich herum, doch ich bin allein. Mein Herz schlägt wie wild und droht zu zerspringen. Ich stolpere über einen Ast und lande direkt vor einem der Steine. Langsam richte ich mich auf und lese die goldene Schrift, die auf dem großen, dunklen Stein eingemeißelt ist.
Riley Willows

Mein Name...

Noch ehe ich einen klaren Gedanken fassen kann, fängt der Boden an zu beben und löst sich langsam unter meinen Füßen auf. Ich will wegrennen, doch meine Füße sind wie versteinert. Ich kann mich nicht vom Fleck bewegen. Das letzte was ich höre ist ein ohrenbetäubender Schrei. Plötzlich verliere ich den Halt, stürze ab und falle in ein tiefes, schwarzes Nichts.

Lost Warrior - Traue NiemandemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt