Kapitel 3 (2)- Das Monster im Tunnel

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"Und? Was bringt euch beide nach Righmor?", fragte Osvin, als sie das Tor am Rande des Dorfes hinter sich gelassen hatten. "Habt ihr Familie hier oder Freunde?"

"Familie", sagte Jyn knapp. Estalia schwieg.

"Echt? Unter den Schülern oder unter den Arven?"

"Schülern. Mein Bruder ist letztes Jahr hier angekommen. Benik. Vielleicht kennst du ihn."

Osvin runzelte kurz die Stirn, als müsse er nachdenken. "Einen Benik kenne ich auf jeden Fall. Schmal, groß, dunkle Haare?"

Jyn nickte.

"Du bist also seine kleine Schwester?"

Wieder nickte Jyn. Osvin lachte

"Ich hätte nicht gedacht, die kleine Jynte so schnell kennenzulernen. Oder überhaupt um ehrlich zu sein"

"Warum?", fragte Jyn perplex. Ihr Blick schnellte zur goldenen zweiundzwanzig an seiner Brust. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann Benik von einem Astatorenfreund gesprochen hatte. Normalerweise trieb er sich doch den ganzen Tag nur in der Bibliothek herum, doch dort konnte er kaum jemanden wie Osvin kennengelernt haben. Osvin machte den Eindruck, als würde er genau diesen Ort vermeiden.

"Ich weiß nicht. Ich dachte, du bist erst in ein paar Jahren dran. Bist du nicht viel jünger als Benik?"

Jyn schüttelte den Kopf. "Kaum mehr als ein Jahr. Jung vielleicht, aber meine Eltern haben Tora Eldura um eine Ausnahme gebeten, um mir und Benik eine möglichst lange gemeinsame Zeit hier zu ermöglichen."

"Vertstehe."

Sie beschleunigten ihre Schritte, um nicht hinter Estalia zurückzufallen. Je weiter sie kamen, desto größer wurde der Abstand zu den anderen Paaren. Auch wurde es immer schwieriger den Weg zu finden, so häufig, wie die Wege von Schlamm oder Geröll versperrt waren. Einige Stunden würden sie bestimmt noch brauchen, bis sie das Gebirge erreicht hatten. Hoffentlich blieb es bis dahin einigermaßen trocken.

"Und du willst immer noch Übersetzerin werden?", fragte Osvin, bevor Jyn selber eine Frage stellen konnte.

"Das ist der Plan, ja."

"Warum dann Righmor?", fragte Osvin weiter.

Jyn zuckte mit den Schultern. "Wohin hätte ich sonst gehen sollen?"

"Keine Ahnung. Irgendwo weiter im Süden, näher an deiner Familie. Hetar vielleicht?"

Jyn schüttelte den Kopf. "Nicht, dass Hetar schlecht ist oder so, aber ich hab schon beschlossen nach Righmor zu gehen, bevor wir vor ein paar Jahren nach Tverradur gekommen sind. Egal, wo auf den Inseln man sich befindet, Righmor hat für jeden Menschen eine Bedeutung. Das kann man von wenigen Orten sagen."

"Wie das denn?", fragte Osvin amüsiert.

"Wie was?"

"Ich meine, wie hast du dich so früh schon für Righmor entschieden? Hast du auf euren Reisen davon gehört?"

(Jyn bemerkt, wie viel Osvin über sie und ihr Leben weiß)

"Ich weiß nicht. Als ich klein war, hat mein Vater mich mal für seine Arbeit hierher mitgenommen. Nicht lange, nur für ein paar Tage. Er musste mit Tora Eldura über seinen neusten Auftrag reden und irgendwas in der Bibliothek recherchieren. Es ging um-"

Jyn versuchte sich vergeblich daran zu erinnern, was das Thema der Arbeit gewesen war.

"Ist auch egal, jedenfalls war das der Moment, an dem ich entschieden habe, dass ich nach Righmor zurückkehren würde, wenn ich endlich alt genug war."

RighmorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt